Eilenburg versucht es märchenhaft. Wenn man nun schon einmal ein paar sagenhafte Heinzelmännchen hat, dann müssen sie auch oben auf dem Burgberg erlebbar sein. Die Burg ist zwar in Teilen perdu. Turmreste wurden in den 1970er Jahren gesprengt. Aber die Stadt an der Mulde hat sich alle Mühe gegeben, das Burgplateau wieder attraktiv zu machen. Samt Lauschgerät, damit man den Heinzelmännchen zuhören kann.

Seit Juni 2016 ist die Herberge auf dem historischen Burgberg mit dem Namen „Heinzelberge“ geöffnet. Seit Anfang August ist nun auch die Außenanlage vor der Pension fertiggestellt. Und die soll mit ihren Elementen an die einstige Burganlage erinnern. Immerhin gilt Eilenburg als Ursprung des heutigen Sachsen. Die Burg wurde schon 961 in einer Zehntschenkung an das Magdeburger Moritzkloster erwähnt. Es war der Eilenburger Wettiner Heinrich I., der 1089 mit der Markgrafschaft Meißen belehnt wurde, auch wenn die Eilenburger Linie der Wettiner schon wenige Jahre später erlosch. Was dann einer der Gründe dafür war, dass Eilenburg dann aus dem Zentrum der Landesentwicklung rutschte. Eine Burg gab es trotzdem, lange Zeit mit Amtssitz.

Aber die große Landesfürstengeschichte steht gar nicht so sehr im Mittelpunkt des heutigen Eilenburger Selbstbewusstseins. Geschichte wird hier eher symbolisch wieder aufgegriffen.

Beim Betreten des Außengeländes fällt einem zuerst ein Holzsteg ins Auge, welcher die damals vorhandene Fallbrücke zum Schloss symbolisieren soll. Es wird vermutet, dass die Brücke früher an dieser Stelle ihren Platz hatte.

Die Betreiber der „Heinzelberge“ beim Austesten des „Lauschbergs“. Foto: Stadt Eilenburg
Die Betreiber der „Heinzelberge“ beim Austesten des „Lauschbergs“. Foto: Stadt Eilenburg

Die verbleibende Außenfläche wurde zum Großteil gepflastert. Die Bestandsmauer hinter dem Nebengebäude der Pension, auch unter Verwendung von alten Steinen der Mauer, wurde restauriert und die Umrisse des einstigen Schlosses auf dem Berg wurden durch eine Metallpergola sichtbar gemacht.

Weiterhin wurden die Turmreste des 1972 teilweise eingestürzten und dann gesprengten Bergfrieds sichtbar gemacht. Die vorhandenen Mauern des ehemaligen Turms wurden freigelegt und auf das unterirdische Fundament wurde eine Mauer in Kontur des alten Bergfriedes errichtet.

Auch das Kunstobjekt „Lauschberg“ hat seinen Platz auf der Fläche des ehemaligen Schlossbrunnens gefunden. Aus dem metallischen Hügel können über Lauschtrichter verschiedene Geräusche der Heinzelmännchen wahrgenommen werden. Die Idee zum Kunstobjekt stammt vom Chemnitzer Künstler Michael Stapf.

Bereits im September 2015 hat das lokale Gremium zur Vergabe und Bewirtschaftung der Mittel aus dem Stadtentwicklungsfonds in seiner Sitzung entschieden, die Fondsmittel 2015 für die Herstellung der Kunstinstallation „Lauschberg“ auf dem Burgberg zu verwenden. Was der Chemnitzer Künstler Michael Stapf so an Ideen entwickelt, ist auf der Homepage des Büros „Laurin Zwo“ zu sehen: Etliche sächsische Städte können sich über phantasievolle Spiel- und Brunnenobjekte aus der Werkstatt das 1959 geborenen Künstlers freuen.

In Leipzig stammen die beiden Spielobjekte zwischen Gewandhaus und Moritzbastei mit dem Titel „Spielen am Wege“ von Michael Stapf.

In seinem thematischen Spielobjekt auf dem Eilenburger Burgberg wird der Ursprungsort der Heinzelmännchen-Sage markiert. Ein metallischer Hügel mit sieben Hör-Rohren hat auf der Fläche des ehemaligen Schlossbrunnens seinen Platz gefunden. Über die Lauschtrichter können verschiedene Geräusche der Heinzelmännchen wahrgenommen werden. In das metallene Kunstwerk ist entsprechende Audiotechnik eingebaut.

Die Schüler der Evangelischen Grundschule Cultus+ haben in Zusammenarbeit mit den SAEK (Sächsische Ausbildungs- und Erprobungskanäle – Eine Initiative der Sächsischen Landesmedienanstalt) die Sage über die Eilenburger Heinzelmännchen „Des kleinen Volkes Hochzeitsfest“ lebhaft in zwei Hörspielen vertont. Diese kann man sich, nach Drücken des großen roten Knopfes auf der Spitze des „Lauschbergs“, nun anhören.

Für die Herstellung der Kunstinstallation wurden Mittel aus dem Stadtentwicklungsfonds genommen, teilt die Stadt Eilenburg mit. Diese bestanden aus 50 Prozent Fördermitteln (je 1/3 Bund, Land, Stadt) sowie aus 50 Prozent Eigenmitteln der Stadt Eilenburg, welche unter anderem 5.000 Euro Preisgeld des Projektes „Ab in die Mitte!“ enthielten.

Die Stadt Eilenburg reichte das Projekt „Heinzelmännchen auf der Spur-Burg mittendrin statt außen vor“ seinerzeit bei der „City-Offensive Sachsen | Ab in die Mitte!“ ein und belegte damit im Jahr 2013 den zweiten Platz. Das Projekt hat die historisch in Eilenburg verwurzelte Heinzelmännchensage aufgegriffen und beabsichtigte mittels vielfältiger Einzelaktionen die Verbindung der Burg mit der Innenstadt herzustellen und gleichzeitig den Bekanntheitsgrad der Stadt zu fördern. Für die Projektentwicklung wurde eigens ein Arbeitskreis zusammengestellt. Die neue Gestaltung des Burgbergs soll die Geschichte von Eilenburg den Bürgern und Besuchern näher bringen.

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