Am 14. Juli meldete das Sächsische Innenministerium: Die nächste Runde zur Werbung neuer Polizisten im Freistaat ist angelaufen. Die erste erfreute ja schon 2014 die Kinogänger, als ein kleiner Action-Trailer im Vorprogramm für "Verdächtig gute Jobs" warb. Das erste Mal in der jüngeren sächsischen Geschichte geschah so etwas. Das Nachwuchsproblem ist auch bei Sachsens Polizei angekommen. Und eigentlich ist es sogar verschärft angekommen.

Denn in den vergangenen Jahren ist schlicht zu wenig Personal eingestellt worden. Die Staatsregierung im Allgemeinen und das Innenministerium im Besonderen verordneten der Polizei sogar eine “Reform 2020”, die als allererste von der neuen CDU/SPD-Regierung im Herbst 2014 kassiert wurde. Schon die ersten Ausläufer der “Reform” hatten mehr Probleme und Löcher verursacht, als in der Sicherheitsarchitektur des Freistaats verkraftbar sind. Und schon die 2014er Werbekampagne zeigte, dass es gar nicht so leicht ist, den notwendigen Nachwuchs zu bekommen.

Seit 2010 hat die komplette sächsische Wirtschaft mit halbierten Schulabsolventenzahlen zu kämpfen. Und der Freistaat, der noch bis 2014 auf strikten Personalabbau in fast allen Bereichen gesetzt hat, konkurriert jetzt direkt mit den Unternehmen um den besten Nachwuchs. Denn Polizist wird man auch in Sachsen nur, wenn man entsprechende schulische Leistungen, körperliche und sportliche Voraussetzungen mitbringt.

Zumindest im Innenministerium ist man sich sicher, dass man die jungen Leute für eine Bewerbung damit begeistern kann, dass man ihnen das Abenteuerliche im Beruf nahe bringt. So war der als reiner Action-Clip gemachte erste Trailer auch gestaltet, der 2014 in die Kinos ging.

Klappe, die zweite, meldete das Innenministerium nun am 16. Juli

Die Kampagne „Verdächtig gute Jobs“ wird in diesem Jahr mit fünf neuen Filmen für Marketing in den sozialen Medien fortgesetzt. Das Staatsministerium des Innern hat diese heute präsentiert.

Damit bekommt der kurze Film zur Kinowerbung aus dem vergangenen Jahr mehrere Nachfolger, die aber ausschließlich über die “social media”-Angebote der Polizei wie www.facebook.com/polizeisachsen.karriere und www.twitter.com/PolizeiSachsen verbreitet werden sollen. Seit Donnerstag, 16. Juli, ist dort der erste Film zur Tatortarbeit am Beispiel eines Wohnungseinbruchs abrufbar. Die übrigen Filme sollen in den kommenden Wochen dort eingestellt werden.

Was haben sich die Macher der fünf verschiedenen Filme mit einer Länge jeweils zwischen 01:30 und 01:50 Minuten gedacht? – Auch sie sollen das Motto der Kampagne „1 Beruf – 1.000 Möglichkeiten” verbildlichen. Sie zeigen Szenarien aus dem polizeilichen Alltag, so beispielsweise aus der Sportausbildung, der Tatortarbeit oder bei einem Fußballeinsatz. Die Darsteller sind auch im wirklichen Leben Polizisten und geben den Filmen Authentizität, betont das SMI.

Vom 19. bis 23. Mai 2015 wurden die fünf Filme in Dresden und Leipzig gedreht. Rund 60 Polizeibeamte und das Kind eines Polizisten wurden für die Dreharbeiten in Szene gesetzt. Aber auch hinter der Kamera war einiges los: Seitens der beauftragten AVANGA Filmproduktion waren zwölf Personen etwa sieben Wochen lang in die Produktion der Filme eingebunden – inklusive Vorbereitungen, Drehzeiten und Schnitt.

Die Produktionskosten beliefen sich auf 48.600 Euro.

Aber man verspricht sich eine Menge davon, denn die Nachwuchskampagne habe im zurückliegenden Jahr deutlichen Erfolg gebracht. So seien die Bewerberzahlen bei der sächsischen Polizei von 4.567 auf 8.735 (um 91,3 Prozent) gestiegen. Auch konnten sehr viele leistungsstarke Bewerber gewonnen werden, betont das Ministerium. Denn auch wenn die Zahl groß anmutet, bleibt das Auswahlverfahren dennoch recht rigide.

Das Auswahlverfahren für das Einstellungsjahr 2015 wurde am 21. Mai 2015 abgeschlossen. Am 1. September bzw. 1. Oktober 2015 werden nun insgesamt 409 Polizei- und Kommissaranwärter ihre Ausbildung in den Polizeifachschulen Leipzig, Chemnitz und Schneeberg bzw. ihr Studium an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) in Rothenburg beginnen. Darüber hinaus werden bis zu 16 Leistungssportler ihre Ausbildung bei der Polizei mit ihrer sportlichen Karriere verknüpfen können. Die Zahl der Einstellungen bei der Polizei ist um 100 pro Jahr erhöht worden. Heißt im Klartext: Sachsens Polizei braucht immer mehr Bewerber, die leistungsmäßig was auf der Pfanne haben.

Inzwischen ist auch das Bewerbungsverfahren für das Einstellungsjahr 2016 angelaufen. Für eine Ausbildung haben sich bisher 2.738 und für ein Studium 1.067 junge Menschen registriert. Die Bewerbungsfristen enden im Herbst.

Die fünf kommenden Filme im Kurzdurchlauf

Im Mittelpunkt der fünf Filme stehen die Interviews mit den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten. Jeder Film zeigt eine Facette des Polizeiberufs in Form einer kleinen Rahmenhandlung.

Der erste Film findet in einer Trainingssituation auf der Polizeischule statt. Die Zuschauer erhalten einen kurzen Einblick in Verteidigungs- und Reaktionsübungen.

Die zweite Interviewsituation zeigt die Streifenpolizei bei ihrer täglichen Arbeit, in diesem Fall bei der Aufnahme eines Wohnungseinbruches. Auch die Spurensicherung kommt zum Einsatz.

Um eine herrenlose Tasche geht es im dritten Film. Eine Fußgängerzone muss sicherheitshalber gesperrt werden.

Büroalltag kann spannend sein – zumindest bei der Polizei. Das zeigt der vierte Film. Schließlich können Internetrecherche und Datenauswertung zur Täterermittlung beitragen.

Um Einfühlungsvermögen und Menschlichkeit geht es im fünften Film. Das ist auch der jungen Polizeibeamtin bewusst, als sie einen kleinen Jungen tröstet, der seinen Vater im Fantrubel eines Fußballspiels aus den Augen verloren hat.

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