Die demografische Entwicklung in Sachsen hat Folgen. Und es sieht nicht so aus, als hätte die sächsische Regierung ein Rezept gefunden, dem gegenzusteuern. Jetzt versucht die Linksfraktion mit einem Antrag „Landesoffensive für eine bedarfsgerechte, flächendeckende und gut erreichbare medizinische Versorgung in Sachsen“ in Sachen Ärzteversorgung eine Kursänderung zu bewirken.

Susanne Schaper, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion, ist jedenfalls überzeugt, dass etwas getan werden muss und die Regierung nicht einfach zuschauen kann, wie die ärztliche Versorgung in den ländlichen Regionen immer dünner wird.

“Ein kurzer Blick auf die Zahlen, die mir die Staatsregierung zum Beispiel mit der Drucksache 6/1843 auf meine Kleine Anfrage zukommen ließ, macht deutlich, dass es gerade im ländlichen Raum an Fachärzten mangelt. So kommen in den Landkreisen auf einen Facharzt deutlich mehr Einwohner als in den kreisfreien Städten”, interpretiert sie die Zahlen, die sie bekommen hat. Und auch die Krankenkassen würden mittlerweile Alarm schlagen, erklärt Schaper: “Die AOK PLUS hat die Situation in einer kleinen Broschüre anlässlich des gesundheitspolitischen Frühstücks am 28.09.2015 – bei dem die Gesundheitsministerin im Übrigen auch anwesend war – noch mal grafisch dargestellt. Da steht auf Folie 24, dass in ländlichen Regionen eine Unterversorgung droht, 26 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt sind und eine Nachbesetzung schwierig ist und es zahlreiche offene Stellen besonders in ländlichen Regionen gibt.”

Je kleiner der potenzielle Patientenbestand, umso schwerer tun sich natürlich junge Ärzte, eine Praxis im ländlichen Raum zu übernehmen. Folge einer nun seit 30 Jahren andauernden Reform, die das gesamte Gesundheitswesen immer mehr liberalisiert hat und Ärzte dazu gezwungen hat, immer mehr wie Unternehmer zu denken – wenn nicht genug Kundschaft da ist, lohnt sich das Geschäft nicht.

“Doch das ist nicht alles”, erklärt Schaper zum AOK-Befund. “Auf der nächsten Seite, also Folie 25 steht, dass Krankenhäuser schon heute einen Teil der ambulanten Versorgung übernehmen, weil eben eine flächendeckende medizinische Versorgung durch Ärzte nicht mehr gewährleistet ist. Da muss man doch auch mal seitens der Staatsregierung wach und tätig werden, anstatt diesen Mangel weiter zu verwalten und nichts dagegen zu unternehmen.”

Und da komme dann auch noch ins Spiel, dass in Sachsen der Anteil der hochbetagten Bevölkerung deutlich höher ist als im Bundesdurchschnitt.

“Herzinfarkte sind immer noch die häufigste Todesursache im Freistaat, und wir liegen hier in Sachsen deutlich über dem Bundesdurchschnitt, was die tödlich endenden Herzinfarkte angeht”, so Schaper. “Bei einem Herzinfarkt zählt, wie bei jedem medizinischen Notfall, aber da auch ganz besonders, jede Minute. Dass die Staatsregierung hier untätig zuschaut, wenn Hilfsfristen nicht eingehalten werden, ist als grob fahrlässig zu werten. Die Ausrede auch noch in die Beantwortung der Kleinen Anfrage von Volkmar Zschocke (Bündnis 90/Die Grünen) in der Parlaments-Drucksache 6/1924 niederzuschreiben, dass eben Wetter- und/oder Straßenverhältnisse daran schuld seien, ist schon fast zynisch und hilft den Patienten wenig.”

Aber was kann ein Land in einem derart deregulierten Feld überhaupt noch tun, um die Versorgung in den Landkreisen zu sichern? Kann es sein, dass geteilte Zuständigkeiten das Problem sogar noch verschärfen?

“Für eine einheitliche bedarfsorientierte Planung bedarf es einheitlicher Planungsinstrumente”, sagt die Abgeordnete der Linken. “Sie funktioniert eben nicht, wenn für den ambulanten Bereich die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen zuständig ist und für den Krankenhausbereich ein Planungsausschuss unter Verantwortung der Gesundheitsministerin. So kann soziale Daseinsvorsorge nicht funktionieren. Deshalb der Appell der Linken für eine verbesserte gesundheitliche Versorgung.”

Der Antrag der Linken.

Die Anfrage von Volkmar Zschocke (Grüne) zur Notarztversorgung.

Die Anfrage von Susanne Schaper zu niedergelassenen Ärzten.

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