Jetzt bekommen diese komischen Sachsen endlich mal ein bisschen mehr Geld, und was machen sie damit? Sie geben es nicht aus! Sie legen es aufs Sparbuch! Für null Zinsen! - Da schütteln die Statistiker des Landesamtes in Kamenz nur die Köpfe. Auch wenn die Zahlen jetzt schon ein bisschen älter sind.

„2014 hat jeder Einwohner in Sachsen durchschnittlich 17.271 Euro für den privaten Konsum ausgegeben, das waren 185 Euro bzw. 1,1 Prozent mehr als  2013, meldete das Landesamt für Statistik am 20. Juni. Außerdem wurden von dem pro Kopf im gesamten Jahr verfügbaren Einkommen rund sechs Prozent bzw. 1.157 Euro pro Person gespart. Dieser Sparbetrag erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 104 Euro bzw. 9,9 Prozent und nahm damit erstmals seit mehreren Jahren wieder zu.“

Aber da geht es den Sachsen im Speziellen wie den Bundesbürgern allgemein: Man hat gelernt, dass man vorsorgen muss in Zeiten, in denen man mal ein bisschen Geld übrig hat – für die Tage, an denen man auf einmal ein paar größere Ausgabenbrocken vor der Nase hat. Urlaub, oder so etwas. Vielleicht sogar eine Reise nach England, mal schauen, was es da nach dem 23. Juni zu sehen gibt.

„Deutschlandweit erreichten die privaten Konsumausgaben 19.661 Euro je Einwohner, 284 Euro  bzw. 1,5 Prozent mehr als 2013“, konstatieren die Statistiker noch. Man sieht: Anderswo sind die Einkommen noch viel hübscher gestiegen als in Sachsen. „Das aktuelle sächsische Ergebnis entsprach 87,8 Prozent des gesamtdeutschen Niveaus. Für die alten Länder ohne Berlin lag der Pro-Kopf-Wert bei 20.251 Euro und damit reichlich 3.000 Euro über dem Ergebnis für die fünf neuen Länder.“

Und davon wurden 2014 im gesamtdeutschen Maßstab 2.069 Euro je Einwohner gespart, 6,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Und logische Folge: „Dabei überstieg der Pro-Kopf-Sparbetrag in  den alten Ländern den in den neuen Ländern (jeweils ohne Berlin) um gut 1.000 Euro. Aktuell  stieg der Pro-Kopf-Sparbetrag in den fünf neuen Ländern mit 7,9 Prozent im Vergleich zu 2013 deutlicher als in den alten Ländern (ohne Berlin, 6 Prozent).“

Aber um sich ein reales Bild machen zu können, braucht man natürlich die Gesamtzahlen: „Das   Gesamtvolumen der Konsumausgaben in Sachsen im Jahr 2014 betrug 70,0 Milliarden Euro in jeweiligen Preisen, 1,1 Prozent mehr als 2013. Das Sparen belief sich auf 4,7 Milliarden Euro und damit 9,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil Sachsens an den deutschen Konsumausgaben blieb seit dem Jahr 2011 stabil bei 4,4 Prozent und beim Sparen bei knapp 3 Prozent.“

Und wenn man noch bedenkt, dass ein Großteil der Sachsen nicht mal die oben erwähnten 17.271 Euro zum Konsumieren verdient hat, ahnt man zumindest, dass einige gut verdienende Sachsen wohl auch ohne Problem ihre 3.000 Euro ansparen konnten, ohne irgendwo knapsen zu müssen (zum Beispiel bei der Margarine) – und die Meisten werden, wie üblich, wieder gar nichts zurückgelegt haben, weil gar nichts übrig war.

Dass sächsische Statistiker dabei in seltsamen Welten leben, haben sie eigentlich mit der Überschrift deutlich gemacht: „Einkommenszuwächse der Sachsen flossen 2014 auch in das Sparen – nicht nur in den privaten Konsum“. Was ja zumindest beruhigt. Denn wenn nun auch noch die Ladenpreise den kleinen Einkommensanstieg aufgefressen hätten – nicht auszudenken. So blieb die schöne Bilanz für den Handel: 70 Milliarden Euro wurden umgesetzt. Und für die Bankinstitute, die 4,7 Milliarden Euro in ihre Tresore packen konnten. Irgendwann kommt der Tag, da kaufen sich alle Sachsen ein kleines Häuschen davon.

Wir haben auch schon mal ausgerechnet, wann das bei dieser Sparquote so sein wird: im Jahr 2232. Zumindest, wenn dann ein Häuschen noch für 250.000 Euro zu haben ist. Es gibt immer so ein paar Sachen, die beim Sparen nicht ohne Ungewissheit sind.

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