Thomas Tuchel wird neuer Cheftrainer des Hamburger SV. Der Spartensender "Sky Sport News HD" meldete am Freitag, der 41-Jährige erhalte ab Juli bei den Norddeutschen einen Vier-Jahres-Vertrag. Der frühere Coach von Mainz 05 war bis vor Kurzem als künftiger Übungsleiter bei RB Leipzig im Gespräch. Dort bemüht sich Sportdirektor Ralf Rangnick mittlerweile um eine andere Lösung.

Hat sich Rangnick verzockt? Anfang Februar 2015 trennten sich die Rasenballer von Alexander Zorniger. Der Sportchef installierte den bisherigen B-Jugend-Coach Achim Beierlorzer als Interimslösung bis zum Sommer. Ursächlich für die Trennung des zweimaligen Aufstiegstrainers waren nicht nur die dürftigen Leistungen in Herbst und Winter.

Der schwelende Konflikt über das Tempo der sportlichen Weiterentwicklung der Profimannschaft zwischen Rangnick und Zorniger trat in den Wochen zuvor immer offener zu Tage. Forderte Rangnick seinerzeit den dritten Aufstieg in Serie, hätte sich Zorniger auch mit einem Konsolidierungsjahr begnügt.

Der Name Thomas Tuchel geisterte als möglicher Zorniger-Nachfolger schon seit vergangenem Sommer durch die einschlägigen Sport-Gazetten. Hätte Rangnick bei der Pressekonferenz nach Zornigers Entlassung den Journalisten nicht Beierlorzer, sondern Tuchel präsentiert, wäre niemand vor Überraschung vom Stuhl gefallen. Hinter vorgehaltener Hand wurde monatelang gemunkelt, beide Parteien seien sich längst handelseinig. Vage Gerüchte, Tuchel habe in Markkleeberg eine Immobilie erworben und seine Kinder in einer örtlichen Schule angemeldet, verstärkten derlei Spekulationen.

Vergangenes Wochenende kam die Kehrtwende. Tuchel gab Rangnick einen Korb. Verständlich. Die Leipziger sind kein heißer Aufstiegskandidat mehr. Offenbar kann sich der frühere Mainz-Coach nicht vorstellen, die rot-weißen in der 2. Liga zu coachen. Oder war Tuchel der Erwartungsdruck eine Nummer zu hoch?

Das Management und Thomas Tuchel selbst haben die “Sky”-Meldung inzwischen als Falschmeldung dementiert, an der nichts stimmen würde.

Ralf Rangnick schaute sich nach Alternativen um. Doch die sind beim engen Anforderungsprofil rar gesät. Der neue Trainer soll die Leipziger Spielphilosophie – schnelles, überfallartiges und attraktiv anzuschauendes Gegenpressing mit viel Torgefahr – schon erfolgreich praktiziert haben. Der Neue muss der deutschen Sprache mächtig sein und bereit sein, sich dem Sportdirektor bedingungslos unterzuordnen. Hoffenheim-Coach Markus Gisdol war kurz im Gespräch. Allerdings möchten die Leipziger den 45-Jährigen anscheinend nicht aus seinem laufenden Vertrag herauskaufen.

Deshalb lautet eine denkbare Option, den Kontrakt mit Achim Beierlorzer um ein Jahr zu verlängern. “Ich würde lügen, wenn ich sage, dass der Job mir keinen Spaß macht und ich ihn im Juni loswerden möchte”, sagte der RB-Trainer bei der Pressekonferenz vor dem Bochum-Spiel (Sonntag/13:30 Uhr).

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