Der 1. FC Lok bleibt gegen die Top-3 der Oberliga Süd ungeschlagen. Gegen Spitzenreiter RB Leipzig II holten die Blau-Gelben vor 2.770 Zuschauern ein 0:0. Im Markranstädter Stadion am Bad hatte Lok die größeren Chancen in einer Partie mit abgezählten spielerischen Happen. Doch weder Brusch noch Krug konnten im RB-Tor bleibenden Eindruck hinterlassen. Wie viel der Punkt im Kampf um den Aufstieg am Ende wert sein wird, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Läuft es in den kommenden Tagen schlecht für Lok, könnte der direkte Aufstiegsplatz neun Punkte entfernt sein.

Das Adjektiv „intensiv“ wird in der derzeitigen Fußballfachsprache regelrecht inflationär verwendet, werden selbst müde Kicks von einbeinigen Antifußballern zum „intensiven Match“ stilisiert. Das Aufeinandertreffen zwischen der U23 von RB Leipzig und dem 1. FC Lok hatte diese Bezeichnung jedoch allemal verdient. Ja vielleicht war das Duell stellenweise zu intensiv, denn um spielerische Glanzpunkte aufzuzählen, reicht eine Hand.

Zu dicht machte Lok das Mittelfeld, zu verbissen wurden die Zweikämpfe geführt als dass am Ende genügend Raum und Zeit für Fußball-Schmankerl gewesen wäre. „Wir hatten Chancen zu gewinnen, aber am Ende ist der Punkt schon in Ordnung“, bilanzierte Lok-Rechtsverteidiger Sebastian Dräger gegenüber dem Vereinssender LokrufTV.

Der 25-Jährige steht sinnbildlich für die Woche des FCL. In Aue unter der Woche verletzt nach 72 Minuten ausgewechselt, nach der Rückkehr um Mitternacht am Donnerstagmorgen um 6 Uhr aufgestanden, nach der Arbeit zum Training und Freitag alles noch einmal. „Aber dafür bin ich Fußballer geworden, ich will so viele Spiele wie möglich spielen und für Lok immer alles geben“, jammerte „Locke“, wie man ihn bei Lok nennt, nicht herum.

Noch in der 90. Minute konnte Dräger seine Bahn herunterlaufen und den auffälligen Sebastian Zielinsky unterstützen. Obwohl nur einmal in den vergangen zehn Tagen im Training, sorgte der gebürtige Kölner Zielinsky in der Schlussphase noch einmal für Belebung, ging mit Selbstvertrauen Richtung Strafraum. Chancen konnte er nicht herausspielen, überhaupt waren die Torabschlüsse beider Teams in der zweiten Halbzeit wenn, dann halbgar.

RB-Trainer Timo Vogel wird von Linienrichter zurechtgewiesen. Foto: Alexander Böhm
RB-Trainer Timo Vogel wird von Linienrichter zurechtgewiesen. Foto: Alexander Böhm

RB erhöhte zwar – angetrieben von Trainer Tino Vogel – nach Wiederanpfiff das Tempo, klare Möglichkeiten erspielten sich die mit Fabian Franke, Rani Khedira und Zsolt Kalmar verstärkten jungen Rasenballer nicht. Vielmehr verlor sich das vor allem von Paul Schinke angekurbelte rot-weiße Angriffsspiel in der vielbeinigen Lok-Abwehr, die ohne folgenschwere Fehler verteidigte und nur Mitte der ersten Halbzeit eine brenzlige Situation überstehen musste. Julien Latendresse-Levesque griff aber den Ball vom durchgebrochenen Vincent Rabiega weg.

Da hatte Lok schon das erste Ausrufezeichen gesetzt. Nachdem Ramon Hofmann vor 2.770 Zuschauern, darunter ca. 2.000 Lok-Fans, im Mittelfeld den Ball erkämpft hatte, landete dieser über Ziane bei Brusch. Doch der Neuzugang verzog aus 13 Metern. Es wäre nach sechs Minuten der perfekte Lok-Start gewesen.

30 Minuten später traf Lok-Kapitän Markus Krug per Kopf den Pfosten. Erst in der Schlussphase mit Zielinsky würzte noch etwas Torgefahr das Kampfspiel. „Da waren durchaus drei Punkte drin“, erklärte Zielinsky. Erstaunlich, dass Lok im Prinzip auch am Ende nicht abbaute, mit dem A-Jugendlichen Kresic (ehemals RB) und Murakami frische Kräfte das Spiel weiterhin stabil hielten. Den Aufstieg  hat Zielinsky noch nicht abgehakt. „Wir müssen jetzt aber natürlich gegen Chemnitz II drei Punkte holen.“

LOK Transparent beim Einlauf der Spieler. Foto: Alexander Böhm
Lok-Choreo beim Einlauf der Spieler. Foto: Alexander Böhm

Wie Schatzmeister Jens Kesseler am Rande des Spiels gegenüber LokrufTV erklärte, wäre ein Nichtaufstieg kein Beinbruch. „Dieses Jahr wäre es aber schon schöner, ansonsten müssen wir nächstes Jahr eben Erster werden und uns weiterhin strukturell verbessern. Erste Erfolge haben wir schon: Unser Image ist besser und uns sprechen nun auch schon wieder Sponsoren an. Unser Auftritt heute war Werbung für Lok Leipzig.“

Kurz nachdem Kesseler ausgeredet hatte, kam es im Stadion doch noch zu kleinen Scharmützeln. Neben der Tribüne provozierten zwanzig RB-Fans Lok-Spieler Djamal Ziane und Präsident Heiko Spauke. Die herbeigeilten Ordner fehlten anschließend am sich leerenden Lok-Block, in den wiederum zehn RB-Fans gelangt waren. Herbeigeeilte Einsatzkräfte verhinderten ein Aufeinandertreffen, allerdings nicht das Abbrennen von Leuchtraketen hinter dem Gästeblock. Doch mehr als eine kleine Randnotiz sind die Vorkommnisse im Stadion dann doch nicht wert gewesen.

Ordner und Polizei muss intervenieren. Foto: Alexander Böhm
Ordner und Polizei müssen intervenieren. Foto: Alexander Böhm

Das Hauptaugenmerk wird für Lok deshalb in der kommenden Woche auf der letzten Saisonetappe liegen. Bei 24 absolvierten Spielen hat Lok drei Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten Neugersdorf, die allerdings erst 22 Partien gespielt haben.

Da nützt es auch nicht, dass Lok weiter zweitbeste Rückrundenmannschaft nach RB ist und weder gegen Markranstädt, noch gegen Neugersdorf oder RB ein Saisonspiel verloren und nur zwei Tore kassiert hat (fünf Remis, ein Sieg). Die Vogel-Elf kann mit 16 Punkten Vorsprung auf Neugersdorf im Prinzip für die Regionalliga planen. Dann soll weiter im Stadion am Bad gespielt werden.

Die Situationen rings ums Spiel aus Sicht der Polizei

“Im Vorfeld des heutigen Spieles kam es in der Nacht zum Sonnabend zu Sachbeschädigungen (Graffitischmierereien) im Stadtgebiet von Markranstädt. Am Spieltag hielten sich erste Fans des 1. FC Lok Leipzig bereits ab 10:30 Uhr im Stadtgebiet von Leipzig auf. Bis ca. 13:30 Uhr sammelten sich etwa 450 Personen im Bereich des Marktplatzes. Vereinzelt wurden pyrotechnische Erzeugnisse gezündet. Dazu konnten vier Personen polizeilich überführt werden. Durch die „aktive Fan-Szene“ des 1. FC Lok Leipzig wurden hier T-Shirts verkauft. Entgegen der Vorinformation der Fan-Beauftragten der Stadt Leipzig und des Vereins trug das T-Shirt eine Aufschrift mit ehrenrührigem Inhalt („Bullen schlachten“).

Strafrechtlich nicht einschlägig legte jedoch der Hausrechtsinhaber des Stadions fest, dass diese T-Shirts nicht im Stadion getragen werden dürfen. Auf verantwortlicher Ebene wurde diese Entscheidung von beiden Vereinen mitgetragen. Um 13:30 Uhr formierte sich der Fan-Marsch und zog geschlossen zum Stadion. Dort wurde absprachegemäß Personen mit o. g. T-Shirt der Zutritt verwehrt.

Dadurch kam es zu Zeitverzögerungen beim Einlass. Kurze Zeit später versuchten ca. 60 Lok-Fans, den Eingangsbereich zu stürmen. Dies konnte mit Unterstützung der Polizei durch Security-Mitarbeiter verhindert werden. Dabei ging ein Zaunfeld im Eingangsbereich kaputt.

Einer der Täter konnte identifiziert und der Strafverfolgung zugeführt werden. Etwa zehn Minuten später versuchte eine weitere Gruppe von Lok-Fans, den Zaun im Bereich des Blocks C1 zu übersteigen. So gelangten bis zum Eintreffen von Ordnern und Polizeibeamten etwa 15 Personen unkontrolliert ins Stadion. Dabei wurde ein weiteres Zaunfeld beschädigt.

Die Fans von RB Leipzig II wurden zum Stadion mit Bussen der Leipziger Verkehrsbetriebe gefahren. Ein Großteil reiste jedoch individuell an. Der Einlass war pünktlich zu Spielbeginn abgeschlossen. Der Gästeblock war mit 1.860 Personen gefüllt. Das Spiel zwischen beiden Mannschaften verfolgten insgesamt 2.770 Interessierte. Es endete ohne Vorkommnisse 0 : 0.

Nach Spielende um 16:45 Uhr begann zügig die Rückreise. Eine Viertelstunde später zündeten Lok-Fans auf einem Parkplatz Pyrotechnik. Sie versuchten anschließend, ein RB-Banner zu stehlen, was jedoch durch Mitarbeiter der Security und Polizeibeamten verhindert werden konnte. Letztendlich kam es bei der Abreise zu keinen weiteren Störungen.”

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