Was für eine ungeahnte Explosion beim 1. FC Lok. Bei der U23 von Energie Cottbus gewannen die Probstheidaer mit 4:2 (3:1) und erzielten damit erstmals seit über acht Jahren in zwei Spielen in Folge vier Tore. Damals kickte Lok noch in der Bezirksliga. Nun steht der Club zumindest für eine Nacht an der Tabellenspitze der Oberliga Nordost-Süd. Djamal Ziane schoss in der ersten Hälfte mit drei Toren einen komfortablen Vorsprung heraus, der nur durch zwei Cottbuser Tore aus dem berühmten Nichts noch gefährdet wurde. Die Entscheidung vor nur 328 Zuschauern besorgte ein anderer, der prompt vom Platz flog...

Entgeistert stand Ramón Hofmann Sekunden nach dem Abpfiff auf dem Cottbuser Rasen. Eben war er vom Himmel zur Hölle ohne Stopp durchgefahren. Erst hatte er nach schöner Hacken-Vorarbeit des eingewechselten Faton Ademi zum spielentscheidenden 4:2 eingeschossen, auf dem Rückweg von der Jubel-Arie mit den Fans war der verlängerte Arm des Schiedsrichters vor ihm erst gelb und dann rot. Platzverweis in der quasi letzten Spielszene. „Ich soll das Trikot über den Kopf gezogen haben, aber ich hatte es nur so“, sagte Hofmann und nahm dabei den Trikotrand in den Mund. „Aber ich weiß auch nicht mehr so genau. Über dem Kopf hatte ich es sicher nicht.“ Und nur das muss eine Gelbe Karte zwingend nach sich ziehen.

Schon in der vergangenen Woche war Torhüter Julien Latendresse-Levesque für sechs Wochen gesperrt worden, nachdem er einen Plauener Spieler beim Gastspiel im Vogtland nach Spielende umgestoßen hatte. Sein Vertreter Christopher Schulz, geboren in Schkeuditz, ausgebildet in Chemnitz, hatte eigentlich einen ruhigen Nachmittag – und musste doch zweimal hinter sich greifen. Die U23 von Energie traf jeweils ohne große Vorankündigung. Zunächst verwertete Philipp Wendt eine kurze Ecke per Kopf zum 1:1 nach 15 Minuten – es hätten auch die zwei frei neben ihm stehenden Mannschaftskameraden geschafft – und dann traf Wendt nach knapp einer Stunde zum 2:3.

Der 20-jährige Schulz war zweimal machtlos.

„Das erste war ein Abstimmungsfehler. Da war nichts zu halten. Und beim zweiten stehe ich und stehe, aber ich sehe den Ball überhaupt nicht, der ist nur irgendwann drin“, so Schulz, der damit beide Tore optimal beschreibt. Torwarttrainer Maik Kischko war mit dem Debüt seines Schützlings zufrieden. „Das war ordentlich. Auch wenn er kaum etwas zu tun hatte, musst du erst mal so sicher rüberkommen.“

Schulzens souveräner Nachmittag war umso wichtiger, da Lok auch in der Innenverteidigung umdisponieren musste. Kapitän Krug war über Nacht erkrankt und blieb daheim. Für ihn verteidigten Zickert und Surma zentral und ließen insgesamt wenig zu.

Nur einzelne Abspielfehler im Mittelfeld luden die Cottbuser vor allem im ersten Spielabschnitt zu Kontern ein, die aber allesamt ungenutzt blieben. Heßler verhinderte kurz vor der Pause das sichere 2:3, als er noch in einen Torschuss grätschte.

Lok glänzte hingehen in der ersten Hälfte mit einer hundertprozentigen Chancenverwertung. Aber was heißt schon Lok? Dreimal tauchte Djamal Ziane vor dem Cottbuser Kasten auf, dreimal traf er, zweimal tunnelte er dabei den Torhüter mit links. „Das ist eigentlich nicht mein starker Fuß, aber ich habe mir noch mal meine Chance aus dem Zwickau-Spiel angesehen. Da habe ich gesehen, dass der Torhüter die Beine relativ weit offen hat. Das habe ich heute probiert.“ Das dritte besorgte Ziane nach Solo von der Mittellinie mit einem sehenswerten Heber.

„Es ist schade, dass wir trotz dieser Führung am Ende noch so zittern müssen.“

„Ich bin überzeugt, dass Cottbus nicht zurückkommt, wenn wir nach der Pause das vierte und fünfte machen“, so der dreifache Torschütze. Möglichkeiten dazu hatte Lok, allen voran – Ziane. Doch ein viertes Mal wollte sich Trochanowski nicht überwinden lassen, parierte Zianes Schuss glänzend und wehrte auch Trojandts Einschussversuch ab.

Vorarbeit: Ziane, der bei seinem Ex-Club ordentlich einen gucken ließ, um die Tabellenführung wiederzuerobern. Sein Trainer war nach dem Schlusspfiff froh über die drei Punkte. „Cottbus hat eine starke Truppe, ich hab keine Ahnung, warum die so weit unten stehen. Ich bin froh, dass wir hier gewonnen haben.“ Sprach’s und verschwand in der Kabine.

Nicht wissend, dass Lok mit dem 4:0-Heimsieg gegen Halle letzte Woche und dem Auswärtssieg mit vier Toren in Cottbus erstmals seit Mai 2007 wieder in zwei Spielen in Folge vier Tore erzielt hat. Damals spielte Lok Bezirksliga und die Torschützen hießen Heusel, Engler oder Knoof. Wurde mal wieder Zeit.

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