Eigentlich war die Partie bereits nach einer Viertelstunde entschieden. In Überzahl hatte RB Leipzig eine Drei-Tore-Führung erzielt, die die Mannschaft lange Zeit souverän verwaltete. Mit den bis dahin ersten beiden Torchancen der Partie kam der Gast aus Nürnberg jedoch noch einmal heran. Danach wurde es noch einmal spannend.

RBL-Trainer Ralf Rangnick musste auf den Ausfall von Emil Forsberg reagieren und brachte Dominik Kaiser als Ersatz im offensiven Mittelfeld. Diego Demme kehrte dafür ins defensive Mittelfeld zurück. Vor allem in der Abwehr nahm Rangnick zahlreiche Änderungen im Vergleich zum enttäuschenden Unentschieden bei 1860 München vor. Die beiden Außenverteidiger Anthony Jung und Georg Teigl mussten auf der Bank Platz nehmen. Für sie kamen Marcel Halstenberg und erstmals in dieser Zweitligasaison Marvin Compper zum Einsatz. Letzterer spielte wie gewohnt in der Innenverteidigung; Lukas Klostermann rückte wieder nach außen.

Vor stimmungsvoller Kulisse benötigten die Leipziger zunächst einige Minuten, um sich vom Druck der Nürnberger zu befreien. Dieser endete jedoch bereits nach sechs Minuten, als der erst kurzfristig ins Spiel gekommene Margreitter den von Kaiser geschickten Selke im Strafraum foulte und die Rote Karte kassierte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Kaiser sicher (8.). Die Glubberer waren nun nicht nur früh in Unterzahl, sondern auch sichtlich von der Rolle.

Nur drei Minuten später vollendete Selke einen bilderbuchmäßig vorgetragenen Angriff über Orban, Kaiser und Klostermann aus kurzer Distanz zum 2:0. Selbiger sorgte kurz darauf auch für die Entscheidung: Eine Flanke von Sabitzer auf Kaiser aus dem Halbfeld ließ ein Nürnberger Verteidiger direkt vor die Füße von Selke abprallen, der aus 20 Metern Torentfernung direkt abzog und Gästekeeper Schäfer keine Chance ließ (16.).

Im Anschluss beruhigte sich die Partie. Der Gastgeber bestimmte die Partie nach Belieben und ließ die Nürnberger kaum in die Nähe des eigenen Strafraums kommen, nahm aber auch ein wenig Tempo aus der Partie heraus. Bis zur Halbzeit sprang für den Club aus Nürnberg kein einziger Torschuss heraus. Auf der Gegenseite sorgten Bruno aus kurzer Distanz (37.) und Sabitzer mit einem Schuss aus 20 Metern (40.) noch einmal für Gefahr – Schäfer war jedoch in beiden Fällen zur Stelle.

Diskussion mit Schiedsrichter Christian Dingert nach Roten Karte für den Nürnberger Georg Margreiter. Foto: Alexander Böhm
Diskussion mit Schiedsrichter Christian Dingert nach Roter Karte für den Nürnberger Georg Margreitter. Foto: Alexander Böhm

In der zweiten Hälfte ein ähnliches Bild: Nürnberg ohne den Hauch einer Chance und RB Leipzig in Ballbesitz. Zwei Abwehrspieler der Rasenballer sorgten zunächst für Aufsehen. Erst wurde eine Flanke von Compper so lang, dass Schäfer sie mit viel Mühe über das Tor lenken musste (52.). Dann sorgte Halstenberg für das vermeintliche 4:0, als er per Seitfallzieher aus 15 Metern Distanz sehenswert den Ball ins Tor brachte. Dabei traf er jedoch seinen Gegenspieler, weshalb Schiedsrichter Christian Dingert dem Treffer die Anerkennung verweigerte.

Wie aus dem Nichts kippte das Spiel nun. Nürnberg kam mit seiner ersten Chance zum Tor: Nach einem Freistoß von Möhwald verwandelte der bereits in der ersten Halbzeit eingewechselte Bulthuis per Kopf (61.). Ähnliches Bild in der 76. Minute: Wieder Freistoß Möhwald, wieder Kopfball ins Tor, wieder ein Einwechselspieler: diesmal Füllkrug.

Die lange Zeit weitgehend ereignisarme Partie nahm nun richtig Fahrt auf. Auf beiden Seiten ergaben sich Gelegenheiten im Minutentakt: Behrens per Heber (80.) und Brecko mit einem Distanzschuss (82.) für Nürnberg; Poulsen nach Halstenberg-Hereingabe (81.) und im Alleingang – aber ohne Abschluss (84.) – sowie Sabitzer per Fernschuss (86.) für Leipzig. In der 90. Minute erzielte Füllkrug nach einer Ecke sogar das dritte Tor für den Club – wie schon bei den Leipzigern in Hälfte 1 erkannte Schiri Dingert den Treffer korrekterweise jedoch nicht an – diesmal wegen einer Abseitsstellung. Am Ende brachte der Gastgeber die Führung über die Zeit, hatte es aber unnötig spannend gemacht.

Davie Selke (Mitte) wird von seinen Mannschaftskameraden dem Jubel des Publikums entgegen geschoben. Foto: Alexander Böhm
Davie Selke (Mitte) wird von seinen Mannschaftskameraden dem Jubel des Publikums entgegen geschoben. Foto: Alexander Böhm

Durch diesen Erfolg hält RB Leipzig Anschluss an die Tabellenspitze und kann erstmals nach drei Unentschieden wieder drei Punkte einfahren. Nach der Länderspielpause müssen die Rasenballer zu Tabellenführer VfL Bochum reisen.

Die Statistik zum Spiel:

RB Leipzig:
Coltorti – Klostermann, Compper, Orban, Halstenberg – Ilsanker, Demme  – Kaiser (C), Sabitzer, Bruno (61. Poulsen) – Selke (61. Quaschner)

1. FC Nürnberg:
Schäfer – Brecko, Hovland, Margreitter, Sepsi (35. Bulthuis) – Behrens, Leibold – Schöpf, Möhwald, Burgstaller – Blum (72. Füllkrug)

Schiedsrichter:
Christian Dingert (Lebecksmühle)

Tore:
1:0 Kaiser (8., Foulelfmeter), 2:0 Selke (11.), 3:0 Selke (16.), 3:1 Bulthuis (62.)

Gelbe Karten:
Selke (2), Bruno (1), Sabitzer (1) | –

Rote Karte:
Margreitter (7., Nürnberg/Notbremse)

Zuschauer:
28.987

Jubel bei den Leipzigern über das gewonne Spiel. Foto: Alexander Böhm
Jubel bei den Leipzigern über das gewonne Spiel. Foto: Alexander Böhm

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