Die Anfeindungen, denen sich der Lok-Sicherheitsbeauftragte Martin Mieth zuletzt aus Teilen der Fanszene ausgesetzt sah, beschäftigen auch den Vereinsvorsitzenden Jens Kesseler. "Martin Mieth ist ein großer Lok-Fan, der nun schon drei Jahre immens viel Zeit und Lebensenergie in unseren Club investiert hat", unterstreicht der 54-Jährige im Gespräch mit L-IZ.de. "Es ist mir unbegreiflich, dass ein Teil der Fans meint, er oder wir würden gegen sie arbeiten, unabhängig von unpopulären Entscheidungen".

Kesseler stellt klar, dass die Fans nach wie vor das Wichtigste für den Verein seien. “Das ist und bleibt so! Unsere Sponsoren sind bereit, sich für Lok zu engagieren, weil wir leidenschaftliche Fans haben”, weiß er um die Bedeutung, die eine funktionierende Fankultur nicht zuletzt auf die Investitionsbereitschaft von Sponsoren hat.

“Wie schon bei der Mitgliederversammlung angekündigt, arbeiten wir an einer nachhaltigen und innovativen Veränderung des Vereins, um ihn für die Zukunft wettbewerbsfähig zu machen, erfolgreichen Fußball zu spielen und die Vision 2020 zu erreichen. Und wir haben gemeinsam mit den Fans schon viel geschafft”, so Kesseler. “Lok bleibt ein Verein zum Anfassen, nicht nur ich sondern auch die anderen Präsidiumsmitglieder haben persönlichen Kontakt mit vielen Fans, vor und nach dem Spiel. Ich führe oft unter der Woche Telefonate mit Vertretern der verschiedenen Fangruppen”.

Selbstkritisch gesteht der Präsident allerdings ein, dass der Verein seinen Anhängern in den letzten Wochen wohl eine Portion zu viel Veränderungen zugemutet habe. “Dabei war unsere Kommunikation nicht immer glücklich, insbesondere zum Babelsberg-Spiel. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Ich bin aber ein großer Verfechter der konstruktiven Fehlerkultur und kann sagen, dass wir alle, Gremien und Geschäftsführer, aus den Fehlern schon jetzt die entsprechenden Schlüsse gezogen haben”.

Die tägliche Suche nach Kompromissen

Dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, es immer allen Recht zu machen, gilt schon fast als Binsenweisheit. Ein mitgliederstarker Verein wie der 1. FC Lok muss daher jede Entscheidung besonders sorgfältig abwiegen. “Unsere tägliche Aufgabe ist es, die Interessen von Fans, Sponsoren, Mitgliedern, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern sowie Behörden  miteinander zu vereinbaren. Da müssen Kompromisse gefunden werden, die nicht bei allen auf Verständnis oder Gegenliebe stoßen”.

Kesseler wünscht sich daher, dass “Kritiker öfter mal den Rollenwechsel vollziehen und sich in unsere Lage hineinversetzen. Ich habe mir schon öfters vorgestellt wie es wäre, wenn fünf von denen, die leider oft auf eine unsachliche Art und Weise laut ihren Frust ablassen, mal 100 Tage die Verantwortung im Präsidium des FCL übernehmen. Ich wäre sehr auf ihr Fazit gespannt!”.

Abschließend weist der Präsident auf einen Aspekt hin, den viele Kritiker gern ignorieren: “Alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter des Vereins investieren täglich viel Zeit und etliche in den Gremien auch viel Geld, vernachlässigen Firma, Privatleben, Familie, Gesundheit und das garantiert nicht, um ihr ‘eigenes Süppchen’ zu kochen. Warum wir das machen? Weil wir diesen Club lieben – so wie die Fans auch”.

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