Nach zwei Niederlagen hat der 1. FC Lok in der Regionalliga Nordost wieder in die Erfolgsspur gefunden. Beim Tabellennachbarn FC Schönberg gewann Leipzig am Ende verdient mit 3:0 (1:0) und kletterte auf den vierten Tabellenplatz. Rund 400 Kilometer von Probstheida entfernt, erzielten Becker, Ibold und Ziane die Tore für Lok. Die lange Anfahrt hat sich für die Mannschaft und die 200 Lok-Fans unter den 1.064 Zuschauern gelohnt.

Die erste Halbzeit beim Aufeinandertreffen beider Teams kann ganz schnell in die Schublade „keine Wiedervorlage“ gelegt werden. Das Spiel „kampfbetont“ zu nennen, wie Lok-Rechtsverteidiger Marcel Trojandt es tat, beschreibt nicht den spielerischen Charakter der Partie. Er war schlicht überschaubar. Beide Teams starteten engagiert, hatten aber ansonsten keine feste Bande mit dem Leder geknüpft. Auf Zuckerpass folgte ein Graupenzuspiel oder umgekehrt. Es flipperte mächtig im Schönberger Stadion.

Am Abend zuvor hatte es in der hiesigen Disko dafür gescheppert. „Es gab sogar Verletzte“, stöhnte die Frau hinter der Tankstellen-Kasse. Angeblich sollen Lok-Fans auf Hansa-Rostock-Fans gestoßen sein. „Die Leipziger Fans sind sowieso das Letzte“, wetterte ihre junge Kollegin nach dem Spiel. „Vor dem Spiel waren nur ein paar Ältere da. Die waren nett, aber jetzt die Jugend ging gar nicht.“ Nur Beleidigungen hätten sie sich anhören müssen. Die Worte Bockwurst und bücken seien in verschiedenen Kontexten in das „Gespräch“ eingebunden gewesen.

Fanprojekt-Leiterin Sarah Köhler hatte vor dem Spiel ganz andere Probleme. Sie leistete auf der A24 nach einem schweren Auffahrunfall bei Pritzwalk erste Hilfe. Lok-Trainer Heiko Scholz bekam von dem Unfall nichts mit. Er war mit seiner Mannschaft am Vortag angereist, allerdings nicht unter guten Umständen. Der neue „Mannschaftsbus“ entsprach nicht den Gewohnheiten der Spieler.

Die Mannschaft war am Samstag mit einem gewöhnlichen Überlandbus des Dienstleisters „L“ angereist. Sitze sind da nicht zu verstellen und eine Toilette findet man auch nach dem vierten Kurzstreckenticket nicht. Zum Auswärtssieg hat es trotzdem gereicht. Dank einer Leistungssteigerung nach der Führung durch Daniel Becker kurz vor der Pause.

Sehenswert war erst die 2. Halbzeit

Der nicht immer effektive Maik Georgi hatte sich einmal durchgesetzt, lustwandelte bis zur Grundlinie und legte zurück an den Strafraum. Da stand Becker und wuchtete das Leder mit dem Vollspann ins Tor. Jörg Hahnel, mittlerweile 34 Jahre alter Tor-Oldie, konnte hier nicht viel machen. Nach der Pause spielte Lok den besseren Ball, agierte befreiter gegen eine arg geschröpfte und zeitweise verunsicherte Gastgeber-Elf. Gleich fünf Stammspieler versucht Schönberg derzeit zu ersetzen. Mit Maximilian Rausch musste in der ersten Halbzeit der nächste Mann verletzt runter.

So profitierte Lok immer wieder von Ballverlusten der Gastgeber in der gegnerischen Hälfte und vom schlechten Umschaltverhalten der Grün-Weißen. Vor 1.064 Zuschauer nutzten die schwarz gekleideten Blau-Gelben vorerst allerdings keine Kontersituation. Die größte Chance vergab Ziane, der – frei vor Hahnel – den Oldie umkurvte und zur Grundlinie abgedrängt nur noch harmlos flanken konnte. Auf der Gegenseite hatte Steinwarth nach 67 Minuten plötzlich die dicke Ausgleichschance, köpfte aber aus fünf Metern Latendresse-Levesque an.

Gut für Lok, dass Ibold nach Becker-Freistoß zwölf Minuten vor Schluss alles klar machte und Ziane in der Schlussphase noch in einen zu kurzen Rückpass auf Hahnel spritzte. „Mit dem 1:0 lief vieles einfacher für uns. Dann haben wir auch gut gespielt“, befand Trojandt nach dem siegreichen Ausflug, und auch Heiko Scholz zeigte sich ob der Rahmenbedingungen zufrieden. Auf der Tribüne bekam Lok auch Beifall von angereisten Rostockern, die „ganz gemütlich“ 100 Kilometer gefahren waren, um Lok Leipzig zu sehen. „Das ist schon toller Fußball, den Lok spielen kann.“

Beim Schönberger Publikum herrschte nur kurz Enttäuschung. Gesprächsfetzen auf der Toilette nach dem Spiel: „Ach, in Schönberg sind wir froh, mal gegen solche Gegner wie Lok Leipzig zu spielen“, „Zurzeit geht bei uns einfach nicht mehr, aber Lok hat auch gut gespielt“, „Für uns geht es nicht darum, uns mit Lok zu messen. Unsere Gegner heißen Luckenwalde oder Bautzen“.

Eine gute Rückreise wünschten die Schönberger Fans gefühlt jedem Lok-Fan, der vor dem Stadion in sein Auto sprang. „Schön, dass ihr mal da ward, gute Heimfahrt.“ Mit den drei Punkten war die Rückreise für die mitgereisten Fans in jedem Fall leichter zu ertragen und auch an der Tankstelle Schönberg wird man über die Abreise froh gewesen sein.

Die Statistik zum Spiel:
www.fussball.de/spiel/fc-schoenberg-1-fc-lokomotive-leipzig/…

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