Der 11. September 2016 hätte für Lok mit einem 0:1 verlorenen Spiel gegen RB Leipzig II. enden können und es wäre gut gewesen. Stattdessen eskalierte in der letzten Spielminute im Bruno-Plache-Stadion aus dem Dammsitz heraus urplötzlich die Stimmung. Feuerzeuge, Bierbecher, teils mit herumliegendem Schotter gefüllt und zwei Böller flogen. Richtung Linienrichter Steffen Hösel, Richtung Lok-Betreuer René Gruschka, beide wurden verletzt. Nun hat das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) entschieden: 3.000 Euro Strafe und ein leerer Dammsitz am 30. Oktober gegen Bautzen sind die Folge.

Mal wieder trifft das Verhalten einiger, von der Lok-Führung selbst nach dem Spiel in der „Fanszene Lok Leipzig“ verorteten, Stadionbesucher am Ende den eigenen Verein. Im Richterspruch des NOFV fällt die Strafzahlung mit 3.000 Euro und die Übernahme der Verfahrenskosten noch durchaus moderat aus. Doch die Begrenzung bei den Zuschauerzahlen und die schlechte Publicity schlagen stärker ins Kontor.

Dazu wurden laut NOFV folgende Auflagen erteilt, welche am 30. Oktober gelten werden: „Der Zuschauerbereich ‚Dammsitz‘ im Stadion muss bei diesem Spiel geschlossen und leer bleiben. Das Spiel dürfen – neben den Dauerkarteninhabern – nur 600 Anhänger des 1. FC Lokomotive Leipzig und 100 Anhänger des Gastvereins besuchen.“ Heißt auch – ein komplettes Geisterspiel bleibt dem Verein erspart: Die Dauerkarten gelten auch für die Partie gegen Bautzen und weitere 600 Karten können von Lokfans gekauft werden, mehr nicht.

Die Auswirkungen bei Lok

In einer ersten Stellungnahme beziffert der Lok den Gesamtschaden mit „zirka 50.000 Euro fehlender Umsatz plus den nicht zu beziffernden Imageschaden“. Denn genau um den geht es für die Probstheidaer immer wieder, seit Jahren versucht man, die Atmosphäre im Stadion von Übergriffen und Randalen sauber zu halten – sieht sich eher als Kiez- und Familienverein. Dabei hat Lok bis zu den Vorfällen am 11.09. schon einiges an Strecke hinter sich gebracht. Manchmal mit unpopulären Entscheidungen und Stadionverboten, versucht sich der Verein neben der durchaus passablen sportlichen Saisonleistung bislang in der Regionalliga auch auf den Rängen neben dem Verständnis der Fans auch ein anderes Image zu erarbeiten.

Lok-Betreuer René Gruschka wird behandelt. Er und Linienrichter Steffen Hösel erlitten Verletzungen durch die Böller. Foto: Jan Kaefer
Lok-Betreuer René Gruschka wird behandelt. Er und Linienrichter Steffen Hösel erlitten Verletzungen durch die Böller. Foto: Jan Kaefer

Bei Lok sieht man nun eine nachhaltige Belastung durch die Sanktionen. Lok-Vorstandsmitglied Alexander Voigt dazu: „Natürlich treffen uns die fehlenden Einnahmen hart. Der Imageverlust und die damit verbundenen Verluste bei Sponsorengeldern sind nicht zu beziffern. Gerade für die enorm wichtigen Aufgaben im Nachwuchsbereich aber auch bei der ersten Herrenmannschaft wird dieses nun ausbleibende Geld dringend benötigt.“

Zwar steht dem Verein noch eine Widerspruchsfrist von sieben Tagen zu, doch die Reaktionen des Vereins und auch der Fans lassen unter anderem bei Facebook eher den Schluss zu, dass man das Urteil angesichts der Vorfälle am 11. September lieber hinnehmen möchte. Die Fanreaktionen sind zum überwiegenden Teil eher von Frust auf die Verursacher der Schlusspfiffrandale geprägt, als von Verärgerung über das fast zwangsläufige Urteil des Fußballverbandes.

Direkt nach dem Spiel hatte Lok überdies bereits von sich aus einen noch weiterreichenden Sanktionskatalog veröffentlich, welcher vor allem die „Fanszene Lok Leipzig“ betraf.

Die Gruppierung darf seitdem keine Verkaufsstände mehr im Stadion haben und somit keine Fanutensilien mehr verkaufen. Ihre Choreografien müssen sie seither außerhalb des Vereinsgeländes erstellen, da so das Hereinbringen von Böllern erschwert werden soll. Bei Feststellung der konkreten Täter kündigte Lok bereits Stadionsverbote an – doch noch scheint es dazu keine Ergebnisse zu geben. Ebenfalls Konsequenzen seitens des Vereins noch vor dem Urteil: Die Zäune am Dammsitz zu erhöhen.

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