Keine Punkte zum Jahresabschluss für den 1. FC Lok Leipzig. Bei Drittliga-Absteiger Energie Cottbus kassierte der Regionalliga-Aufsteiger eine erwartbare, aber trotzdem bittere, 1:2 (0:1)-Niederlage. Vor 6.248 Zuschauern glich der Ex-Lausitzer Paul Maurer mit einem sehenswerten Linksschuss die Cottbusser Führung durch Benjamin Förster aus, ehe Marc Stein in der Schlussphase per Kopf traf. Am Rande des hart geführten Spiels ist auch der Vizepräsident des 1. FC Lok, Stephan Guth, angegriffen worden.

Neunzehn Jahre mussten vergehen, ehe die erste Mannschaft des FC Energie Cottbus wieder einen Fußballclub aus Leipzig-Probstheida empfangen sollte. Am 3. August 1997 waren die Cottbusser gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen, hatten den VfB zum ersten Heimspiel zu Gast. Am Ende trennten sich beide Teams 1:1. Energie war in Führung gegangen, Steffen Heidrich hatte für den VfB ausgeglichen.

Diesmal hatte dieses Ergebnis nur bis zur 85. Minute bestand. Dann kam Marc Stein und traf per Kopf – wie im Hinspiel. Es war sein zweites Saisontor. „Heute war alles dabei, was zum Fußball gehört. Manchmal Kampf und Krampf, das ist aber ok“, so Stein nach dem Spiel gegenüber dem RBB, der live übertrug. Steins Team war in der ersten Halbzeit das klar bessere Team, hätte eigentlich zur Pause mindestens 2:0 führen müssen. Förster traf nach 32 Minuten, kurz vor dem Pausenpfiff vergaben die Gastgeber eine 3:1-Überzahl.

Lok hatte manchmal Mühe, Schritt zu halten. Claus-Dieter Wollitz sprach zudem nach dem Spiel von einer „Hetzjagd“ gegen seinen Spieler Kevin Weidlich. Heiko Scholz wollte davon nichts wissen. „Auf dem Platz sahen viele Fouls schlimmer aus, als sie waren.“ Der Aufstiegstrainer spielte auf die Platzverhältnisse an, die nach Dauerregen in der zweiten Halbzeit keinen guten Fußball mehr zuließen. „Da konnte meine Mannschaft nicht mehr den gewohnten Fußball spielen“, so Wollitz.

Stattdessen kombinibierte sich die von 1.000 Fans unterstützte Lok in hitziger Atmosphäre immer näher an das Tor der Gastgeber. Den einzigen echten Abschluss knallte schließlich der Ex-Lausitzer Paul Maurer mit links unter den Giebel. Der verdiente Ausgleich für die Leipziger bestätigte den Trend und markierte einen weiteren Wendepunkt. Fortan war das Spiel wieder ausgeglichen – ohne große Höhepunkte. Cottbus blieb bis in die Schlussphase aus dem Spiel heraus überschaubar gefährlich – dann kam Stein.

„85 Minuten gut zu spielen und dann durch einen Standard zu verlieren, ist bitter“, so Scholz. Er selbst war 90 Minuten lang von Zuschauern hinter ihm als „fette Sau“ beleidigt worden, Vizepräsident Stephan Guth bekam beim Cottbusser 2:1 eine Bierdusche und einen Schlag auf den Hinterkopf von umsitzenden Zuschauern. Es folgten Drohungen. Neben einer wirtschaftlichen Baustelle – Energie drücken Schulden in Millionenhöhe – scheint es in Cottbus ebenfalls eine sozial-emotionale zu geben.

Großchance für Lok-Neuzugang Paul Maurer, der jedoch an Cottbus-Keeper Alexander Meyer-Schade hängen bleibt. Foto: Jan Kaefer
Im Hinspiel war Maurer noch gescheitert. Diesmal traf er gegen seinen Exclub. Archivfoto: Jan Kaefer

„Pele“ Wollitz hatte von all dem wenig mitbekommen, arbeitete sich auch nach dem Spiel noch an der Schiedsrichter-Leistung ab. „Loks Hanne spielt klar absichtlich die Hand. Anstatt ihm Gelb-Rot zu geben, sagt der Schiedsrichter, er solle sich lieber schnell auswechseln lassen. Der Watzke beschwert sich über die Schiris in der Bundesliga. Er soll mal hierher schauen.“

Wollitz hatte recht, Hanne spielt Hand, wurde aber zuvor umgestoßen. Sein Team lobte der ehemalige Bundesligaprofi. „Nach Cottbus ist die Leidenschaft zurückgekehrt. Wie die Jungs jede Woche arbeiten, verdient höchste Anerkennung.“ Das trifft so wohl auch auf die Scholz-Truppe zu, die im Jahr 2016 in 38 Pflichtspielen nur sechsmal als Verlierer vom Platz ging. Die kämpferische Leistung in der zweiten Halbzeit hätte einen Punkt im Cottbusser Schlamm verdient gehabt.

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