Gut anderthalb Wochen nach der kurzfristigen Pressekonferenz anlässlich der zähen Bruma-Verhandlungen hat RB Leipzig den 22-jährigen Linksaußen nun unter Vertrag genommen. Der portugiesische U21-Nationalspieler wechselt für angeblich 12,5 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul zu RBL. Sicher sind mittlerweile auch die Abgänge von Rani Khedira und Benjamin Bellot. Rekordvorlagengeber Emil Forsberg scheint derweil ebenfalls auf einen Abschied aus Leipzig zu drängen.

Der portugiesische U21-Nationalspieler Bruma wechselt zur kommenden Saison von Galatasaray Istanbul zu RB Leipzig. Entsprechende Medienberichte bestätigten die Rasenballer am späten Mittwochnachmittag. Der Linksaußen soll angeblich 12,5 Millionen Euro und Bonusgeld in Höhe von maximal zweieinhalb Millionen Euro kosten. Er erhält einen Vertrag bis 2022. Bruma hat bereits 75 Spiele in den portugiesischen Nachwuchsnationalmannschaften bestritten. Für den türkischen Rekordmeister erzielte er in der abgelaufenen Saison wettbewerbsübergreifend elf Tore in 36 Spielen und bereitete dabei acht Tore vor. Die Seite „Transfermarkt.de“ beziffert seinen Marktwert auf elf Millionen Euro.

Die Verpflichtung von Bruma hat sich über Wochen hingezogen. Am Pfingstsonntag hatte die „Bild“ bereits Vollzug vermeldet, doch dann erklärte Sportdirektor Ralf Rangnick auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz, dass noch einige Details zu klären seien.

Unbestätigten Medienberichten zufolge soll Brumas Ex-Verein Sporting Lissabon ein Vorkaufsrecht besessen haben. Zudem soll angeblich eine Klausel existieren, wonach Bruma bis zum Sommer 2018 nicht zu einem der großen Konkurrenten von Sporting in Portugal wechseln darf – anderenfalls müsste Galatasaray an den Club noch 30 Millionen Euro zahlen, selbst wenn der Spieler mittlerweile bei einem anderen Verein unter Vertrag stehen sollte. Womöglich musste RB Leipzig also eine entsprechende Garantie abgeben, den Spieler demnächst nicht an Benfica Lissabon, den FC Porto oder Sporting Braga zu verkaufen. Darüber hinaus sollen Verhandlungen über die Ablösesumme und die Beteiligung der Berater für Verzögerungen gesorgt haben.

Bereits am Montag hatte RB Leipzig den Transfer des 18-jährigen Innenverteidigers Ibrahima Konaté vom französischen Zweitligisten FC Sochaux vermeldet. Der Franzose war im Winter von der zweiten Mannschaft in die erste gewechselt und absolvierte anschließend zwölf Ligapartien – elf davon über 90 Minuten. Im Gegensatz zu Bruma dürfte Konaté in Anbetracht der Konkurrenz um Orban, Compper und Upamecano zunächst kein Kandidat für die Startelf sein.

Derweil gingen bei RB Leipzig auch zwei Wechsel in die andere Richtung über die Bühne. Der defensive Mittelfeldspieler Rani Khedira wird in der kommenden Saison für Bundesligakonkurrent FC Augsburg auflaufen. In der vergangenen Saison war der 23-Jährige lediglich in zehn Spielen zum Einsatz gekommen. Dabei wurde er neunmal eingewechselt. Lediglich in der Partie bei Borussia Dortmund stand Khedira in der Startaufstellung. Gegen die Konkurrenten Keita, Demme und Ilsanker hatte er sich nicht durchsetzen können. Sein am 30. Juni nach drei Jahren auslaufender Vertrag wurde deshalb nicht verlängert. In Augsburg wird es ein Wiedersehen mit Georg Teigl geben, der bis 2016 für RB Leipzig spielte.

Mit einem Distanzschuss erhöhte Emil Forsberg auf 2:0. Foto: GEPA pictures/Roger Petzsche
Hat die Ansage von Rangnick offenbar nicht genau verstanden: Emil Forsberg. Foto: GEPA pictures

Ein weiterer nun feststehender Abgang in diesem Sommer hat historische Bedeutung. Mit Torhüter Benjamin Bellot verlässt nach acht Jahren ein Spieler den Verein, der schon seit der ersten Saison in der fünftklassigen Oberliga mit dabei war. Obwohl er zu einigen Einsätzen in der dritten und zweiten Liga kam, war ihm ein Durchbruch als Stammkeeper nie geglückt. Im Sommer 2016 wurde Bellot bereits aus dem Profikader gestrichen und durfte nur noch für U23 in der Regionalliga auflaufen. Da RBL diese Nachwuchsmannschaft zur kommenden Saison auflöst, war mit einem Abgang von Bellot gerechnet worden.

Künftig wird der 26-Jährige, der in seiner Karriere bislang nur für Leipziger Vereine spielte, beim dänischen Erstligisten Brøndby IF sein Glück versuchen. Trainer ist dort seit dem 17. Mai 2016 der ehemalige RBL-Chefcoach Alexander Zorniger. Der bei RB Leipzig gescheiterte Offensivspieler Zsolt Kalmár steht mittlerweile ebenfalls beim Zweiten der abgelaufenen Saison in Dänemark unter Vertrag.

Bislang haben die Rasenballer für ihre Zugänge knapp 20 Millionen Euro ausgegeben. Der Verkauf von Selke an Hertha BSC hat zudem knapp zehn Millionen Euro eingebracht. Somit dürften Rangnick noch etwa 30 Millionen Euro für weitere Verpflichtungen zur Verfügung stehen. Beobachter rechnen mit jeweils einer Verstärkung für das defensive Mittelfeld und den Angriff.

Heißer Kandidat für den Platz im Mittelfeld ist weiterhin Konrad Laimer von RB Salzburg. Der Transfer ist zwar noch nicht offiziell, doch in der vergangenen Woche sprach bereits Alexander Zickler, Co-Trainer des Salzburger Farmteams FC Liefering, in einem Interview vom „Schritt nach Leipzig“, mit dem Laimer „alles richtig“ mache. Der fehlende Angreifer dürfte somit die letzte Baustelle in den personellen Planungen von Rangnick sein. Ehemals in der Presse diskutierte Kandidaten wie Nadiem Amiri (Hoffenheim) oder Maximilian Philipp (Freiburg, ab der kommenden Saison Dortmund) verlängerten jedoch entweder ihren Vertrag oder wechselten zu einem anderen Verein. Weitere Namen sind derzeit – zumindest öffentlich – nicht in der Verlosung.

Sorgen bereitet derweil noch Emil Forsberg. Der schwedische Nationalspieler und Bundesliga-Rekordvorlagengeber äußerte in den vergangenen Tagen mehrfach in den Medien, dass derzeit offen sei, bei welchem Verein er in der kommenden Saison spiele. Besonders an einem Wechsel zum AC Mailand scheint der 25-Jährige interessiert zu sein. Rangnick hatte zuletzt immer wieder betont, dass RB Leipzig „definitiv keinen Stammspieler abgeben“ werde. Sollte sich Forsberg am Ende doch durchsetzen, wäre es das erste Mal, dass Leipzig ungewollt einen wichtigen Spieler abgeben müsste.

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