Gegen den Buxtehuder SV haben die Leipziger Handballerinnen noch eine Rechnung offen. Vor einem Jahr standen sich beide Teams ebenfalls im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegenüber. Trotz eines klaren 8-Tore-Sieges im Hinspiel, schied der HCL dramatisch aus. "Es ist erst Halbzeit", warnt deshalb Trainer Thomas Ørneborg nach dem am Mittwoch hart erkämpften 24:22-Auswärtssieg. "Wir müssen 60 Minuten hart arbeiten", gibt er die Marschroute für das Rückspiel am Sonntag vor.

Schon das Hinspiel am Mittwoch stand für den HCL unter dem Stern der Wiedergutmachung. Die nur drei Tage zuvor erlittene herbe Pokalpleite gegen den Thüringer HC (22:30) schmerzte. Die letzte Chance auf einen Titelgewinn soll nun in den Meisterschafts-Playoffs ergriffen werden. Entsprechend präsentierten sich die Leipzigerinnen in Buxtehude wie ausgewechselt. Kompromisslos, aggressiv und beweglich in der Abwehr, brachten sie genau das richtige Rezept mit in den Norden. Torfrau Katja Schülke, im Pokalfinale mit einem rabenschwarzen Tag, meldete sich in alter Stärke zurück. Lautstark trieb die HCK-Kapitänin ihr Team an, reckte nach gelungenen Aktionen demonstrativ die Siegerfaust nach oben. Der HCL war wieder da, das konnte jeder sehen und hören.
Die Wiederauferstehen war auch notwendig, denn Buxtehude kam ebenfalls hellwach und gewohnt kampfstark daher. Mit offensiver Abwehr versuchten sie das Leipziger Kombinationsspiel früh zu unterbinden. Die Gastgeberinnen kamen zunächst auch besser in die Partie, führten nach 6 Minuten mit 3:1. HCL-Coach Ørneborg reagierte sofort mit einer Auszeit, trotzdem dauerte es bis zur 22. Minute, bis ein Kontertor von Saskia Lang die erste Leipziger Führung einbrachte (5:6). Zwei Minuten später waren es durch Anne Müller sogar zwei Tore plus (6:8/ 24.). So kurz vor der Halbzeit eigentlich ein guter Zeitpunkt, um weitere Sicherheit zu erlangen. Trotzdem schaffte es Buxtehude, praktisch mit der Pausensirene, das Resultat wieder zu drehen. Nach einem sehenswerten Kempa-Trick hob die Ex-Leipzigerin Katja Langkeit den Ball gefühlvoll über HCL-Keeperin Schülke zum 10:9 für die Nordlichter.

Etwas nervös gingen die Gäste aus der Messestadt in die Anfangsphase der 2. Halbzeit. Vier Tore, fünf vergebene Angriffe und zwei Zeitstrafen waren die HCL-Bilanz der ersten zehn Minuten nach wiederbeginn. Insgesamt hielt sich nun das spielerische Moment zugunsten des puren Kampfes dezent im Hintergrund. Doch Mitte des zweiten Spielabschnitts reichte Leipzig eine einzige Spielminute aus, um das Blatt entscheidend zu wenden. Anne Hubinger und zweimal Saskia Lang stylten ein anfängliches 16:15 (44.) in ein aus Leipziger Sicht deutlich schickeres 16:18 (45.) um. Das war die Wende des Spiels, auch wenn es weiterhin Spitze auf Knopf stand. Dreimal noch glich Buxtehude aus (19:19/50., 20:20/53., 21:21/54.), die Führung vermochten sie in eigener Halle aber nicht mehr zurück zu erobern. Der HC Leipzig durfte mit dem Schlussstand von 22:24 daher die süße Frucht einer harten Stunde Arbeit genießen.

Ob am Baum des Erfolges noch mehr dieser süßen Früchtchen für die Ørneborg-Truppe heran reifen, wird zunächst der Sonntag zeigen. Um 16:00 Uhr geht es dann in der Leipziger Arena im Rückspiel um den Einzug ins Meisterschafts-Endspiel. “Darauf arbeitet man doch schließlich die gesamte Saison über hin.”, so Coach Ørneborg. “Mit unserem Publikum im Rücken wollen wir diesen Schritt machen!”.
Buxtehuder SV vs. HC Leipzig 22:24 (10:9)

Buxtehuder SV: Lenz, Krause – Deen, Klein (4), Wode, Lütz (2), Fischer (3/3), Bülau (3), Kaiser, Lamein (3), Stapelfeldt (1), Lamp, Langkeit (3), Oldenburg (3), Hayn. Trainer: Dirk Leun.
HC Leipzig: Schülke, Plöger – Visser (8/5), Augsburg (1), Müller (2), Reiche, Kramer (1), Bont (1), Schulze, Kudlacz, Lang (7), Hubinger (3), Möschter, Urbicht (1/1). Trainer: Thomas Ørneborg.

Schiedsrichter:
Ralf Damian/ Frank Wenz. Zwei-Minuten-Strafen: BSV 3x (Wode, Lamein, Oldenburg), HCL 5x (Visser, Augsburg, Kramer, Schulze, Kudlacz). Siebenmeter: BSV 3/5 (Klein 0/1, Lamein 0/1, Fischer 3/3), HCL 6/7 (Visser 5/5, Urbicht 1/2). Zuschauer: 1.500 im Schulzentrum Nord, Buxtehude.

Die Hinspiele im Playoff-Halbfinale:
Bayer Leverkusen – Thüringer HC 23:27
Buxtehuder SV – HC Leipzig 22:24

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