Der Jubel über den Sieg fiel eher gedämpft aus. Drei Tage nach der Pokal-Blamage gegen Oldenburg, hatten sich die Handballerinnen des HC Leipzig am Dienstag im Bundesligaspiel gegen die Füchse Berlin erneut schwer getan. Der HCL schickte seine Fans durch ein Wellental der Gefühle und hätte in den letzten Minuten fast noch eine 24:18-Führung aus der Hand gegeben. Zusätzlicher Stimmungskiller: Nationalspielerin Luisa Schulze sah wenige Sekunden vor Ultimo nach einem Foul die rote Karte.
Das bittere Pokal-Erlebnis wollten sich die Leipzigerinnen gegen die Spreefüxxe umgehend aus den Köpfen spielen. Das klappte zu Beginn durchaus überzeugend. Bereits nach neun Minuten führte der HCL mit 7:3 und zeigte dabei kaum Fehler. Die allerdings schienen nur auf ihren Einsatz gewartet zu haben und hatten nun ihren ersten großen Auftritt. Fehlpässe, Schrittfehler, Stürmerfouls – das ganze Repertoire – und schon führten die Berlinerinnen mit 8:9 (18.).
Das Nervenkostüm der Blau-Gelben flatterte im Wind, doch es hielt die Brise aus. Zu diesem brisanten Zeitpunkt fing sich Leipzig wieder, glich aus und schaffte es trotz Unterzahl – und dank einer starken Parade von Keeperin Katja Schülke – wieder in Führung zu gehen. Bis auf 12:9 (25.) wuchs der Vorsprung, bis die Welle wieder nach unten schwappte. In die Halbzeit gingen die Teams daher mit einem knappen 13:12.
Der Aufsteiger aus Berlin, der mit Natalie Augsburg und Julia Plöger zwei ehemalige HCL-Akteure mitbrachte, roch Lunte und suchte zu Beginn der zweiten Hälfte seine Chance. Nicht mal ganz zwei Minuten waren gespielt, als die Gäste mit 13:14 vorn lagen. Leipzig wachte rechtzeitig auf und demonstrierte beim Zwischenstand von 15:15, wie erfolgreich Handball gespielt werden kann. Mit einem 4:0-Lauf und fast zehn Minuten ohne Gegentor schienen die Weichen endlich gestellt (19:15/ 43.).
Auch wenn sich die Füchse noch mal auf 19:17 heranschleichen konnten, so reagierten die Blau-Gelben umgehend mit weiteren Toren. Als fünf Minuten vor dem Ende ein komfortables 24:18 von der Anzeigetafel prangte, schien der Braten in der Röhre. Dort allerdings drohte er mächtig anzubrennen. Mit fünf Toren am Stück machten es die Spreefüxxe doch noch spannend.
Das 24:23 war 17 Sekunden vor dem Ende gefallen. Die Berlinerin Bianca Trumpf hatte einen Konter erfolgreich abgeschlossen. Dabei stürzte sie so unglücklich auf’s Knie, dass sie unter großen Schmerzen mit Kreuzbandriss vom Feld gefahren werden musste. Luisa Schulze, die versucht hatte, den Wurf zu unterbinden, sah glatt Rot. Die letzten Sekunden brachte der HCL über die Zeit, Karolina Kudlacz machte mit ihrem 25:23 mit dem Schlusssignal alles klar.
“Wir freuen uns sehr, dass wir heute gewonnen haben, denn das ist für die Moral ganz wichtig.”, sagte Anne Müller, der dennoch klar war, dass nicht alles am Schnürchen lief. “Trotzdem waren es zu viele technische Fehler, zu viele einfache Fehler, das darf nicht passieren. Daran müssen wir arbeiten.” Und warum wurde es am Ende trotz guten Vorsprungs wieder so eng? “Vielleicht haben wir uns ein bisschen früh darauf ausgeruht. Da müssen wir abgezockter sein, und das noch besser zu Ende spielen.”
Wie das geht, kann bereits am kommenden Samstag, 10. Januar, demonstriert werden. Um 20 Uhr ist der HCL da zu Gast bei der SG BBM Bietigheim, aktuell Zwölfter der Bundesliga.
HC Leipzig vs. Füchse Berlin 25:23 (13:12)
1. Bundesliga, 5. Spieltag (Nachholer)
HC Leipzig: Schülke, Roth – Mazzucco (3), A.Müller (4), Hertlein (2), Schulze (3), Kudlacz (7/3), Hubinger (5), Diehl, Reimer, Ioneac (1), Urbicht. Trainer: Norman Rentsch.
Füchse Berlin: Hedermann, Plöger – Augsburg (5), Eber, Tegstedt (6), Gustin (4/4), Linke, Sviridenko (2), Trumpf (2), Beier (2), Nega, Goldhagen, Steinbach (2). Trainer: Lars Melzer.
Schiedsrichter: Van Hoang Chung/ Jannik Otto. Zwei-Minuten-Strafen: HCL 1x (Schulze), Füchse keine. Rote Karte: Schulze (HCL/ 60. wegen grobem Foulspiel). Siebenmeter: HCL 3/4 (Kudlacz 3/3, Schulze 0/1), Füchse 4/4 (Gustin 4/4). Zuschauer: 1.269 in der Arena Leipzig.
Alle Ergebnisse und die aktuelle Tabelle:
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