Unterm Strich steht erneut eine hohe Niederlage, die sich die Handballerinnen des HC Leipzig am Samstag gegen Alba Fehérvár eingefangen haben. Aber wie sich das nahezu jugendliche Team gegen die Ungarinnen vor den nur 591 Zuschauern in der Arena präsentierte, nötigt Respekt ab. In der ersten Halbzeit war es über weite Strecken gleichwertig, und verlor im zweiten Durchgang auch bei zweistelligem Rückstand nie den Kampfgeist.

Als nach der schweren Knieverletzung von Saskia Lang im vergangenen Bundesligaspiel auch noch die letzte aktuelle Leipziger Nationalspielerin ausgefallen war, schien selbst ein großer Teil der Fans den Glauben an ihren HCL verloren zu haben. Nicht einmal 600 Zuschauer kamen zur Europacup-Partie in die Arena. Ein Novum.

Natürlich musste unter den gegebenen Bedingungen die Chance, gegen den EHF-Cup-Sieger von 2005 etwas Zählbares mitzunehmen, als verschwindend gering eingeschätzt werden. Aber gerade in schweren Zeiten ist jede Mannschaft der Welt auf die Unterstützung durch ihre Fans angewiesen.

Dabei begann die junge Verlegenheitstruppe von Trainer Norman Rentsch durchaus passabel. Zweimal führten die Blau-Gelben in der Anfangsphase sogar (2:1/ 5. und 3:2/ 6.). Bis zum 7:9 (21.) blieb der HCL auf Augenhöhe, versiebte jedoch eine Reihe bester Möglichkeiten. So konnten beispielsweise alle drei Siebenmeter der ersten Halbzeit nicht versenkt werden.

Momentan muss sich der HCL jeden einzelnen Ball hart erkämpfen, so wie hier Luisa Sturm gegen Biljana Bandelier. Foto: Jan Kaefer
Momentan muss sich der HCL jeden einzelnen Ball hart erkämpfen, so wie hier Luisa Sturm gegen Biljana Bandelier. Foto: Jan Kaefer

Allerdings sündigten auch die Ungarinnen mit ihren Chancen. Doch in den verbleibenden neun Minuten bis zur Pause deutete sich eine erste Vorentscheidung an. Leipzig traf nur noch einmal, musste jedoch fünf Gegentreffer hinnehmen. So las sich der Halbzeitstand von 8:14 schon recht deutlich.

“Uns war von vornherein klar, dass es ein harter Kampf wird, aber wir haben uns vorgenommen, alles zu geben”, sagte Alexandra Mazzucco, die mit ihren noch nicht einmal ganz 24 Jahren bereits zu den erfahrenen Akteuren im HCL-Team zählte. “Wir haben gesehen, dass wir auch mit einem Unentschieden in die Halbzeit hätten gehen können, wenn wir nicht die Gegenstöße und die Siebenmeter liegenlassen. Doch wenn wir die nicht machen, wird es immer schwer”.

Schwer wurde es für Leipzig auch in den ersten Minuten nach Wiederbeginn. Eine harte 1:7-Phase (9:21/ 41.) beendete auch die kühnsten Träume vom eventuellen Punkt-Wunder. Die Moral der jungen Truppe blieb aber intakt. Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen die drohende Gefahr, nun vollkommen abgeschossen zu werden. Dass der Rückstand von nun an meist konstant blieb, darf durchaus als Erfolg gewertet werden, auch wenn der Endstand von 21:34 letztlich eine klare Sprache spricht.

Alexandra Mazzucco: "Wir geben alles, wollen mit Eifer und Kampf zeigen, dass der gute Ruf bestehen bleibt". Foto: Jan Kaefer
Alexandra Mazzucco: “Wir geben alles, wollen mit Eifer und Kampf zeigen, dass der gute Ruf bestehen bleibt”. Foto: Jan Kaefer

“Wir sind mit dem Gedanken aus der Halbzeit gekommen, dass hier etwas machbar ist”, so Mazzucco gegenüber L-IZ.de, “Aber wir waren einfach zu unclever, so dass sie uns in den ersten fünf Minuten davongezogen sind. Da fehlte etwas die Coolness. Trotzdem haben wir in der zweiten Halbzeit gezeigt, dass viel Potenzial in uns steckt. Ich denke, wir können stolz auf uns sein”.

Eine Woche lang kann der HCL nun verschnaufen, bevor es wieder richtig dicke kommt. Nächsten Samstag (21.01.) steht die Europacup-Partie bei Kuban Krasnodar an, am Dienstag (24.01./ 19:30 Uhr) empfangen die Leipzigerinnen den Bundesliga-Dritten TuS Metzingen zum Punktspiel in der Arena, und am Samstag darauf (28.01./ 19 Uhr) ist Krasnodar zu Gast.

Mit 6 Toren war Tamara Bösch die treffsicherste Leipzigerin. Foto: Jan Kaefer
Mit 6 Toren war Tamara Bösch die treffsicherste Leipzigerin. Foto: Jan Kaefer

Die Statistik zum Spiel

HC Leipzig vs. Alba Fehérvár KC 21:34 (8:14)
EHF-Cup (Frauen), Gruppenphase

HC Leipzig: Kurzke, Roth – Bösch (6/2), Einarsdottir (5), Mazzucco (3), Sturm (3), Reimer (2), Rode (2), Guderian, Plate, Reißberg, Urbicht. Trainer: Norman Rentsch.
Alba Fehérvár: Sipeki (1), Herr – Gjeorgjievska (10/2), Bandelier (6), Kazai (4), Mayuko (4), De Oliveira Piedade (2), Majer (2), Mendy (2), Hajduch (1), Klikovac (1), Pelczeder (1), Boldiszar, Rozsas. Trainerin: Rita Deli.

Schiedsrichter: Denis Bolic/ Christoph Hurich (AUT). Siebenmeter: HCL 6/2 (Bösch 3/2, Reimer 2/0, Einarsdottir 1/0), Fehérvár 3/2 (Gjeorgjievska 3/2). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 4x (Urbicht, Bösch, 2x Sturm), Fehérvár 5x (Hajduch, Pelczeder, Majer, 2x Mendy). Zuschauer: 591 in der Arena Leipzig.

Mehr Infos zum EHF-Cup:
http://europeancup.eurohandball.com/ehfc/women/2016-17/rounds

Die 18-jährige Nina Reißberg packt gegen die brasilianische Nationalspielerin Daniela de Oliveira Piedade zu. Foto: Jan Kaefer
Die 18-jährige Nina Reißberg packt gegen die brasilianische Nationalspielerin Daniela de Oliveira Piedade zu. Foto: Jan Kaefer

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