Nach der WM-Eröffnungsfeier mit Gewandhausorchester und -chor standen am Freitagabend die ersten Entscheidungen im Damen-Florett und Herren-Säbel an. Die Titel gingen an Inna Deriglazova aus Russland und den Ungarn Andras Szatmari. Beste Deutsche wurde die Florettfechterin Anne Sauer nach einer atemberaubenden Aufholjagd und Sieg nach Verlängerung im Achtelfinale. Dann unterlag sie der späteren Bronzemedaillen-Gewinnerin Ysaora Thibus.

Ihre Platzierung als Achte wird Sauer nach eigenen Worten erst am Samstag zu würdigen wissen. „Im Moment überwiegt die Enttäuschung, ich habe das Achtelfinale echt nicht gut begonnen. Gegen so eine Weltklassefrau dann deutlich hinten zu liegen ist verdammt schwer. Vielleicht war es nach dem aufreibenden Gefecht davor auch eine Sache der Kraft.“ Auch in diesem besagten Achtelfinale lag die 26-Jährige die meiste Zeit zurück. Genauer gesagt von ihrer 1:0 Führung, die die Koreanerin Hee Sok Jeon schnell drehte bis zum 10:10 Ausgleich.

Noch beim 9:4 sah es recht schwierig aus für die Fechterin aus Tauberbischofsheim, doch mit dem Publikum im Rücken kämpfte sie sich noch einmal bemerkenswert heran. Möglicherweise hinderte die starke Asiatin auch eine Verletzung, denn beim 10:7 musste sie kurz behandelt werden. Sauer nutzte die Gunst der Stunde und blieb mental stark.

Der Ausgleich kurz vor Ende der regulären neun Minuten Kampfzeit bedeutete den Sudden Death. Die Deutsche bekam den Vorteil zugelost, was bedeutet, dass nach einer Minute ohne Treffer ihr der Sieg zugefallen wäre. Die Gegnerin musste also kurz vor Ablauf der Extrazeit agieren, doch die Parade und Riposte bedeuteten den Sieg der Publikumsfavoritin. „Die Zuschauer haben mir geholfen, ich fechte gern, wenn es voll ist.“

Von hinten durch die Brust ins Auge. Florett-Szene mit Eva Hampel (Tauberbischofsheim/ li.) und Eline Rentier (Niederlande). Foto: Jan Kaefer
Von hinten durch die Brust ins Auge. Florett-Szene mit Eva Hampel (Tauberbischofsheim/ li.) und Eline Rentier (Niederlande). Foto: Jan Kaefer

Im Viertelfinale blieb nach ebenfalls deutlichem Rückstand die Aufholjagd aus. Schließlich konnte sich die Französin Ysaora Thibus mit 15:8 durchsetzen, zu selten fand die Sauer ein Rezept gegen die Weltranglisten-Vierte. Thibus unterlag im Halbfinale der Italienerin Alice Volpi, die sich gegen Inna Deriglazova ein Finale mit mehreren Facetten lieferte. Die Russin und Weltmeisterin von 2015 sowie Olympiasiegerin von Rio schien mühelos zu dominieren und führte 11:3.

Für Volpi kamen Krämpfe erschwerend hinzu, dennoch erreichte sie bis Ende der neun Minuten ein 13:13 und hatte aufgrund dieser beherzten Leistung die Zuschauer auf ihrer Seite. Doch die Russin machte in der Verlängerung keine Gefangenen und setzte schon nach Sekunden den entscheidenden Treffer zur Titelverteidigung. Während sie die personifizierte Erleichterung war, kauerte Volpi zunächst niedergeschlagen neben der Finalbahn und musste getröstet werden.

Sauers Teamkolleginnen Carolin Golubytski, Eva Hampel und Leonie Ebert landeten auf den Plätzen 45, 27 und 53.

Florett-Favoritin Inna Deriglazova aus Russland siegte gegen Alice Volpi (Italien) erst in der Verlängerung. Foto: Jan Kaefer
Florett-Favoritin Inna Deriglazova aus Russland siegte gegen Alice Volpi (Italien) erst in der Verlängerung. Foto: Jan Kaefer

Herren-Säbel: Deutsche schrammen an Medaille vorbei

Obwohl die deutschen Teilnehmer im Herren-Säbel nicht ganz vorne mitmischten, ist das Ergebnis ein ordentliches. Max Hartung als Zehnter, Matthias Szabo als Dreizehnter und auch Richard Hübers (27.) und Benedikt Wagner (31.) gaben ein recht geschlossenes Bild ab. Szabo und Hartung hatten dennoch etwas mehr erwartet. Bei Siegen in ihren Gefechten wären sie im Viertelfinale aufeinandergetroffen.

Mit dem dann sicheren Halbfinal-Einzug für einen der beiden wäre eine Medaille für den Deutschen Fechter Bund perfekt gewesen. Doch Szabo stürzte in seinem Kampf, fiel auf den Rücken und ein Hexenschuss aus dem Training machte ihm wieder Probleme. „Um meinen Rücken steht es nicht so gut, ich versuche jetzt für den Team-Wettbewerb am Montag wieder fit zu werden.“

Den Titel holte ein bisschen überraschend der zehnte der Weltrangliste, Andras Szatmari, gegen den auf Platz vier liegenden Südkoreaner Bongil Gu. Von seinen Teamgefährten aller Waffen wurde er dafür jubelnd in die Luft geworfen.

Max Hartung (Dormagen) war am Ende als Zehnter der beste deutsche Säbelfechter. Foto: Jan Kaefer
Max Hartung (Dormagen) war am Ende als Zehnter der beste deutsche Säbelfechter. Foto: Jan Kaefer

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