In der ganzen Welt gibt es vielfältige Erzählungen und Berichte über Geister. Auch in Leipzig selbst wird man fündig. Etwa an einer Brücke über den Elstermühlgraben. Oder am Thomaskirchhof. Es ist also nicht ganz abwegig, hier ein internationales Treffen zu veranstalten, das dem Austausch von Gespenstergeschichten dient. Die Inklings-Gesellschaft für Literatur und Ästhetik e.V. lädt zu einer Konferenz über das (beinahe) Unsichtbare: 1. - 3. Mai in der Albertina.

Ein Leipziger Kaufmannsehepaar bekam im 14. Jahrhundert Zwillinge, zwei Mädchen. Das eine Mädchen hieß Maria. Sie wurde ins Kloster geschickt, wollte aber heiraten und setzte sich daher ab. Das zweite Mädchen hieß Katharina. Sie floh aus Altenburg, weil es einen Mann heiraten sollte, den es nicht ausstehen konnte. Die Äbtissin des Klosters, in dem Maria gewesen war, wollte die abtrünnige Nonne mit dem Tode bestrafen. Wegen der Ähnlichkeit der Geschwister wurde stattdessen Katharina gefasst und in Leipzig hingerichtet. Dies geschah durch Ertränken in der Elster. Die Schwester erfuhr davon, kam jeden Tag dorthin und betete für Maria, bis sie starb. In den folgenden Jahrhunderten sollen die Schwestern öfters gesichtet worden sein.

1591 wurde der damalige Pastor in Leipzig von wütenden Menschen auf der Straße bedrängt, misshandelt und auf die Pleißenburg gebracht. Seine schwangere Frau sah dies aus der Ferne, wurde schwermütig und verübte Selbstmord. Sie erscheint immer dann, wenn der amtierende Pfarrer im Sterben liegt. Sie soll noch heute in den Häusern der ehemaligen Pfarrwohnung der St. Thomas Kirche in Leipzig umhergehen.

An vielen Orten gibt es Erzählungen von Geistern und ungewöhnlichen Ereignissen. Ein internationales Symposium dient Anfang Mai dem Austausch von Geschichten, die in der ganzen Welt spielen. Denn schließlich wächst die Welt zusammen und dies wirkt sich auch auf die Geisterwelt aus. Referenten aus Großbritannien, Russland, Polen, Taiwan und Deutschland werden sowohl die traditionelle Gespenstergeschichte von der Antike bis zum viktorianischen Schauerroman besprechen als auch den Gespenstern in Fernsehserien, Kino und Computerspielen nachgehen. Ebenso werden Geister aus China, Haiti und der Antarktis zu Wort kommen.

Für Menschen, die ungewöhnliche, paranormale, okkulte oder unerklärliche Erfahrungen gemacht haben und kompetente Gesprächspartner brauchen oder Hilfestellung für den Umgang mit ihren Erfahrungen benötigen, könnte der Besuch von Eberhard Bauer interessant sein. Er ist Professor bei der Parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg. Ja, die gibt es wirklich: “Die Parapsychologische Beratungsstelle wurde 1989 von der “Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie e.V.” (WGFP) in Freiburg eingerichtet, um auf dem Gebiet der Parapsychologie / ungewöhnliche Erfahrungen gezielte und sachgerechte Aufklärung zu betreiben.” Das Institut ist einzigartig in Deutschland und wird vom Land Baden Württemberg gefördert:

“Aufgabe der Parapsychologischen Beratungsstelle ist es, Menschen Hilfestellung anzubieten, die durch ungewöhnliche Erfahrungen oder den Umgang mit Psychotechniken, okkulten Glaubenssystemen oder Psychogruppen Probleme bekommen haben. Ziel ist es, sie in die Lage zu versetzen, ihre Probleme selbst zu lösen. Hierzu gehört auch die gezielte psychotherapeutische Beratung von “Aussteigern” aus sogenannte Psychosekten.”

Der Analyse des Phantastischen in Literatur, Film und Kunst widmet sich die Inklings-Gesellschaft. „Inklings“ nannte sich eine Gruppe von Schriftstellern und Geisteswissenschaftlern in Oxford, deren bekannteste Mitglieder J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis waren. Die Inklings-Gesellschaft wurde 1983 gegründet. Sie lädt jährlich zu einer öffentlichen Konferenz ein. Dieses Jahr geht es um Geister aus aller Welt. Ob auch ein Geist eingeladen wurde? Vielleicht aus Ägypten, einem Land, das auch viel Stoff für Mythen und Legenden bietet? Zumindest wird in der Ankündigung eine Überraschung im Ägyptischen Museum Leipzig angekündigt.

Albertina: 1. – 3. Mai 2015

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