Am Freitag, 11. September, war offizieller Baubeginn für die König-Albert-Residenz. Über 150 Millionen Euro will die K&P Firmengruppe in die Entwicklung des ehemaligen Kasernenareals in Leipzig Gohlis investieren. Auf einer Gesamtfläche von mehr als 60.000 Quadratmetern sollen in den kommenden fünf Jahren insgesamt 15 Wohnimmobilien entstehen. Nicht ganz billig. Premium-Niveau, teilt der Bauträger mit. Wenn das die Soldaten gewusst hätten.

Aber als die Kasernengebäude hier vor 130 Jahren gebaut wurden, wurde durchaus solide gebaut, auch wenn die Mannschaften in großen Stuben eher militärisch rustikal untergebracht wurden. Kein Mensch braucht heute mehr solche großen Armeen. Die Kasernen stehen seit über 20 Jahren leer. Das Gelände ist riesig und bietet Platz. Wo einst gedrillt, marschiert, gerobbt und der Maschinenpark ausgefahren wurde, ist heute Freiraum für Grün zwischen den gelben Klinkerbauten.

Und da die seinerzeit in echter sächsischer Handwerksqualität hochgezogen wurden, lassen sie sich auch gut umbauen und für Nutzungen gestalten, an die die Schnauzbartträger des frisch vereinigten Deutschlands der Bismarck-Zeit noch nicht mal gedacht haben.

Zehn Gebäude will der Projektentwickler nach strengen Denkmalschutzrichtlinien nun revitalisieren, fünf Häuser werden neu errichtet. Insgesamt entsteht eine Wohnfläche von rund 25.000 Quadratmetern, was ungefähr 350 Wohnungen entspricht.

„Mehr als 600 Menschen werden in der König-Albert-Residenz ein neues Zuhause finden. Damit bekommt der Stadtteil ein komplett neues Quartier. Die Ausstattung orientiert sich an den aktuell höchsten Standards und wird durch unser Unternehmen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit umgesetzt. Mit Stolz können wir sagen, dass die König-Albert-Residenz aufgrund eines wegweisenden Energiekonzeptes nahezu energieautark betrieben werden kann“, beschreiben die beiden Geschäftsführer der K&P Firmengruppe, Christine Partschefeld und Ricco Klein, die Besonderheiten dieses einmaligen Bauvorhabens.

Also ein besonderer Aspekt: Energieunabhängigkeit. Hier kann man was ausprobieren. Das Gelände liegt schön abgelegen. Und so wollen die Planer mal ein ambitionierteres Energiekonzept für die König-Albert-Residenz umsetzen.

Christine Partschefeld: „Unser Ziel war es, dass sich die zukünftigen Bewohner möglichst wenig Sorgen um die Entwicklung ihrer Betriebskosten machen müssen und viele Jahre preisstabil in der König-Albert-Residenz leben können. Aus diesem Grund haben wir ein Energiekonzept entwickelt, welches auf das Areal maßgeschneidert ist und dazu führt, dass das Quartier weitestgehend energieautark betrieben werden kann.“

Heißt im Einzelnen: Hohe Standards bei der energetischen Sanierung, eine Wärmerückgewinnungsanlage in der Tiefgarage, Block-Heizkraftwerke, Solarthermie und Solarenergie sind die Hauptkomponenten der Energieversorgung. Und schon beim Bauen wird Material wiederverwertet: Recycling statt Entsorgung. Der Bauträger nutzt das abgetragene Material der bisherigen Bestandsobjekte für den Straßen- und Wegebau auf dem Areal. Ziel bei den jetzt startenden, bauvorbereitenden Arbeiten ist es, anfallende Bau- und Abbruchabfälle beinahe vollständig aufzubereiten und möglichst hochwertig als Baustoff wiederzuverwenden. Sogenannte Recycling-Baustoffe, eine Art Baustoffgemisch mit unterschiedlichen Stoffeigenschaften, werden dabei aus Bauschutt gewonnen. Mit diesem Gestein kann man Straßen bauen, Grünanlagen mit Steingärten aufwerten oder später Beton herstellen.

Überblick über das Gelände der Albert-Residenz an der Olbrichtstraße. Grafik:  K & P Firmengruppe
Überblick über das Gelände der Albert-Residenz an der Olbrichtstraße. Grafik: K & P Firmengruppe

“Dabei prüfen wir alles auf eine entsprechende Eignung. Es dürfen keine Schadstoffe im Baustoffgemisch enthalten sein oder nach sachgemäßer Aufwertung mehr abgeben. Auch verrottende Materialien werden gegebenenfalls aussortiert”, sagt Ricco Klein. “Das schont die Umwelt, weil der Abfall nicht auf Deponieflächen gelagert wird und die Baustoffe nicht unter hohem Aufwand abgebaut sowie über weite Strecke transportiert werden müssen. Zudem ist diese Verfahrensweise auch wirtschaftlich ein absoluter Pluspunkt. Die eingesparten Kosten fließen direkt in die Wohnqualität, die letztendlich den Bewohnern zugutekommt.”

Entstehen sollen Wohnungsgrößen zwischen 45 bis 220 Quadratmetern Wohnfläche sowohl für Singles als auch Familien. Gerade letzteres ist in Leipzig mittlerweile Mangelware. Mit dem aktuell in der Planung befindlichen BUS-System in den Wohnungen, sollen die Bewohner stets ihre Betriebskosten tagesaktuell im Blick behalten, aber auch die Sonntags-Brötchen, den Wäscheservice oder andere Dienstleistungen über die auf dem Areal befindliche Hausverwaltung buchen können. Premium-Wohnen eben.

Da auch ein modernes Glasfasernetz verlegt wird, können die Bewohner mit Höchstgeschwindigkeit im Home Office arbeiten.

Auch das Thema Mobilität soll im Quartier neu gedacht werden.

Ein Vorteil ist schon da: Die S-Bahn-Station Olbricht-Straße ist quasi gleich um die Ecke. Da kann man zu Fuß hinlaufen.

“Darüber hinaus ist geplant, den Bewohnern eine Flotte von Elektrofahrzeugen zur Verfügung zu stellen, die individuell je nach Bedarf gebucht werden können”, erklärt Ricco Klein und ergänzt: „Zudem soll das Areal aufgrund der Tiefgarage weitgehend autofrei bleiben. Auf diese Weise wird die König-Albert-Residenz ein idyllisches Zuhause inmitten der urbanen Lebendigkeit Leipzigs.“

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Leipzig besteht zu 54 % aus Wald und Grünfläche.
Auch das macht es lebens- und liebenswert.
Außer eben dort, wo dieses Premium-Wohnquartier entstehen soll.
Der Norden Leipzigs ist “abgeholzt”.
Wer abends noch etwas spazieren gehen möchte, möge dies auf Asphalt tun oder fahre mit PKW oder Tram ein Stück oder definiere für sich “Hohe Standards” neu.

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