Ihren Sitz hat die Goldschmidt Thermit Group seit 2004 nicht ganz zufällig in Leipzig in der Hugo-Licht-Straße 3, ganz dicht am Rathaus. Denn Geschäftsschwerpunkt der 20 in der Gruppe zusammengeschlossenen Gesellschaften ist die schienengebundene Verkehrsinfrastruktur. Straßenbahnnetze eben - wie das in Leipzig, immerhin das zweitgrößte in Deutschland. So ein Netz will gepflegt sein.

Denn wenn jeden Tag tausende Wagenzüge drüberfahren, dann beansprucht das nicht nur Gleisbett und Weichen. Dann werden auch die Gleise abgeschliffen – besonders in Kurven. Die Leipziger hören es, wenn sie an so einer stark beanspruchten Stelle wohnen. Dann gellt ein Quietschen durch die Nacht, weil sich bei der Kurvenfahrt regelrechte Muster in die Schienen schleifen. Deswegen müssen regelmäßig die Schienenschleiffahrzeuge an die Arbeit.

Aber auch die verschleißen ja mit der Zeit. Da braucht es auch mal ein neues. Und das wurde am Montag, 4. Juli, im Technischen Zentrum der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) feierlich übergeben.

Am Montagvormittag haben Vertreter der Goldschmidt Thermit Group und der Leipziger Verkehrsbetriebe die neue Spezialmaschine zum Schienenschleifen auf den Namen „Leipzig“ getauft. Damit wollen die LVB ihre Kooperation mit dem weltweit führenden Unternehmen im Bereich Verbindungsschweißen sowie der Wartung und Instandsetzung von Schienensystemen mit Sitz in Leipzig vertiefen, betont das Kommunalunternehmen. Das neueste und modernste Schienenschleiffahrzeug der Goldschmidt Thermit Group kommt erstmalig in Leipzig zur Anwendung.

„Die Goldschmidt Thermit Group ist in ihrer Branche ein weltweit führendes und bekanntes Unternehmen. Als Wirtschaftsbürgermeister freut es mich außerordentlich, dass zum einen die Goldschmidt Thermit Group ihrer Vorreiterrolle mit dem Schienenschleiffahrzeug als neues Produkt gerecht wird und sich dem internationalen Wettbewerb stellt und zum anderen mit der Namensgebung ‚Leipzig‘ für den Technologie- und Wirtschaftsstandort Leipzig international wirbt. Ebenso finde ich die Zusammenarbeit mit den Leipziger Verkehrsbetrieben als Beispiel funktionierender Netzwerke im Auftrag der Technologieförderung sehr zielführend“, meinte Uwe Albrecht, Bürgermeister und Beigeordneter für Wirtschaft und Arbeit, beim sommerlichen Termin in Heiterblick.

„Seit 2004 hat die Goldschmidt Thermit Group ihren Hauptsitz in Leipzig. Wir sind eine internationale Gruppe und bieten Produkte und Dienstleistungen für Bau, Reparatur, Modernisierung und intelligente vorausschauende Instandhaltung von Gleisanlagen. Wir freuen uns deshalb umso mehr, in unserer Heimatstadt die Kooperation mit den Leipziger Verkehrsbetrieben weiter zu vertiefen“, erklärt Dr.-Ing. Martin Niederkrüger, technischer Geschäftsführer (CTO) der Goldschmidt Thermit Group.

Und wie das neue Fahrzeug – das die Goldschmidt Thermit Group weltweit an Verkehrsunternehmen vermarktet – arbeitet, erläutert Tim F. Gabriel, Spartenleiter Light Rail der Goldschmidt Thermit Group: „Das neue Schienenschleiffahrzeug wird zum Beseitigen von Riffeln und kurzen Wellen, zum Reprofilieren des Schienenfahrkopfes und der Fahrkante sowie zum Entrosten von neuen Schienen eingesetzt. Beide Schienen können dabei gleichzeitig bearbeitet werden. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Bereits vorhandene Schienenschäden werden beseitigt und deren Neubildung wird vorgebeugt, die Schienen-Liegedauer wird insgesamt verlängert und die Geräuschemission verringert.“

In Leipzig soll das neue Fahrzeug im gesamten Stadtgebiet zum Einsatz kommen, um sogenannte Riffel zu beseitigen. Diese wellenförmigen Vertiefungen in der Schienenoberfläche entstehen insbesondere in Kurven aber auch durch Brems- und Beschleunigungsvorgänge, betont das Verkehrsunternehmen, das den neuen gelben Wagen jetzt auf die Piste schickt. Neben den schädigenden Wirkungen auf den Gleisaufbau verursachen die „Riffel“ nicht nur eine Einschränkung des Fahrkomforts, sondern auch Überfahrungsgeräusche.

Nahmen das neue Schleiffahrzeug in Betrieb: Ulf Middelberg (Verkehrsbetriebe), Uwe Albrecht (Stadt Leipzig) und Tim F. Gabriel (Goldschmidt Thermit Group) (v.l.) Foto: Goldschmidt Thermit Group
Nahmen das neue Schleiffahrzeug in Betrieb: Ulf Middelberg (Verkehrsbetriebe), Uwe Albrecht (Stadt Leipzig) und Tim F. Gabriel (Goldschmidt Thermit Group) (v.l.) Foto: Goldschmidt Thermit Group

Die Verkehrsbetriebe haben während der regelmäßigen Inspektion der Gleise die wichtigsten Stellen mit verstärkter Riffelbildung identifiziert, betont das Unternehmen. Im Zuge der Kooperation werden jetzt auf 45 längeren Abschnitten die Riffel durch intensives Schienenschleifen beseitigt. Diese Maßnahme ist Teil des Investitionsprogramms „Leipziger investieren für Leipziger“. Nutznießer – so betonen die LVB – seien nicht nur die Kundinnen und Kunden der Verkehrsbetriebe, sondern auch die Anwohner.

Das Schienenschleifen mit diesem speziellen Fahrzeug beginnt derzeit im Leipziger Osten und wird sich in den nächsten Wochen über das ganze Stadtgebiet verteilen. Die Arbeiten werden in erster Linie in den Nachstunden zwischen 21 bis 5 Uhr erfolgen, um den Linienbetrieb nicht zu stören und die erforderliche Arbeitsfreiheit zu schaffen.

„Die Vorteile für die Verkehrsbetriebe liegen auf der Hand. Mit dieser Spezialmaschine erhöhen wir die Lebensdauer unserer Schienen, verringern Wartungskosten und beugen Schäden vor“, betont Dirk Sikora, Bereichsleiter Infrastruktur der Verkehrsbetriebe.

Die Goldschmidt Thermit Group ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Verbindungsschweißen sowie der Instandhaltung von Schienensystemen. Die Unternehmenswurzeln gehen auf die Erfindung des Thermit-Verfahrens durch Prof. Hans Goldschmidt Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Heute gehören zur Goldschmidt Thermit Group über 20 mittelständische Einzelunternehmen, die den internationalen Wachstumsmarkt der schienengebundenen Verkehrsinfrastruktur bedienen. Das Unternehmen hat fast 1.000 Mitarbeiter und unterhält weltweit Produktions- und Servicestandorte. Die Gruppe erzielte im Geschäftsjahr 2015 einen konsolidierten Gesamtumsatz von über 135 Millionen Euro. Das war auch das Jahr, in dem man den verstärkten Einsatz auch auf dem osteuropäischen Markt ankündigte.

Denn die Zukunft gehört in den meisten Großstädten nun einmal der Straßenbahn.

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