Da war dann auch die Stadtverwaltung einsichtig und zog im Herbst die ersten Grundstücksangebote, die durch Konzeptvergabe neue Nutzer finden sollten, wieder zurück, nachdem es heftigste Kritik all Jener gegeben hatte, die so lange um das neue Vergabeinstrument gekämpft hatten. Die Stadt suchte Kontakt zur eigenen Tochter LWB. Und jetzt gibt es zwei neue Angebote. Beide im schönen Leipziger Westen.

Mit der Bereitstellung von zwei Grundstücken in Erbbaurecht unterstützt die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) ein Modellprojekt des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) zur Stärkung des innerstädtischen kostensparenden und kooperativen Wohnens, umreißt die LWB ihre jetzt gestartete Beteiligung am Modellvorhaben.

Die Grundstücke befinden sich im Leipziger Westen in der Endersstraße und in der Klingenstraße. Ziel der Kooperation zwischen Stadt und LWB sei es, Baugemeinschaften via Erbpacht bessere Chancen zur Schaffung selbstgenutzten Wohnraumes zu eröffnen. Das Erbbaurecht wird für 99 Jahre vergeben. Erbpacht biete jenen Bauinteressenten eine Lösung, deren Budget für den Grundstückskauf nicht reicht.

Am 25. März hat die Stadt Leipzig die sogenannte „Vorankündigung der Ausschreibung“ der Grundstücke im Amtsblatt veröffentlicht, zudem unter www.leipzig.de/stadterneuerung. Auf der LWB-Website wird unter modellprojekte.lwb.de über das Vorhaben informiert und es werden alle erforderlichen Dokumente zur Verfügung gestellt. Die Vorankündigungsphase, während der sich die Interessenten zusammenfinden und die gemeinschaftlichen Projekte vorbereiten sollen, läuft bis Ende Juli dieses Jahres. Es schließt sich eine dreimonatige Ausschreibungsphase an, teilt die LWB mit.

Eingeladen zur Bewerbung seien alle Rechtsformen, die den Mitgliedern die Möglichkeit der gemeinschaftlichen unmittelbaren Selbstverwaltung einräumen. Dazu gehören Wohnungseigentümergemeinschaften, Gesellschaften bürgerlichen Rechts, 1-Haus-Genossenschaften, GmbHs nach dem Mietshaussyndikatsmodell, Dachgenossenschaftliche Organisationsformen oder Stiftungen mit Wohnprojektgruppen als Verein.

Für die Vergabe wurde ein umfangreicher Kriterienkatalog erarbeitet. Bewertet wird nicht nur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Bonität der Baugruppe, sondern auch die eingereichten Konzepte werden in baulicher, ökonomischer und sozialer Hinsicht bewertet.

So wird auch bewertet, ob sozial verträglicher Wohnraum entsteht, ob Raum für Bildung und Gewerbe geschaffen wird, Mehrgenerationenwohnen möglich ist, ein besonderes Mobilitätskonzept vorliegt oder besondere Energiestandards eingehalten werden. Beim Beispiel Endersstraße werden auch kluge Lösungen für den Freiraum gesucht – dort ist auf alten Plänen ein Schienenstrang vermerkt, der das Gelände quert. Ob es ihn wirklich gab, weiß man nicht. Aber ein Wunsch der Stadt wäre, hier einen öffentlichen Weg zu schaffen.

„Wir begrüßen die Kooperation mit der LWB bei diesem Pilotverfahren. Aus einem ersten Versuch im vergangenen Jahr haben wir die richtigen Schlüsse gezogen und setzen ganz bewusst auf Erbbaupachtprojekte. Zudem sind die Fristen so gewählt, dass potenzielle Baugruppen Zeit haben, sich für eine Bewerbung zusammenzuschließen“, erklärt Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau.

Iris Wolke-Haupt, LWB-Geschäftsführerin Wohnungswirtschaft und Bau: „Wir sind gespannt auf die Konzepte für die Grundstücke. Wir hoffen hier auf viel Kreativität der Bewerber und begrüßen das Engagement unseres Gesellschafters, gemeinsam mit uns ein solches Modellprojekt anzuschieben.“

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Und wann werden endlich mal Sozialwohnungen gebaut, welche dringendst notwendig sind?

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