Angela Merkel ist schuld. Wenn man so will. Die Rede ist von der Umstrukturierung der deutschen Energiewirtschaft auf Erneuerbare Energien- die umweltpolitische Neuausrichtung der Bundesregierung. Dies wirkt sich jetzt auch auf die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) aus. Der Energiekonzern aus dem burgenländischen Zeitz im Süden von Leipzig hat im letzen Jahr deutlich weniger Kohle an Kraftwerke geliefert.

Verbunden damit sind ein beträchtlicher Einbruch der Gewinne sowie der Wegfall von 250 bis 300 Stellen bis zum Jahr 2020. Doch trotz des damit einhergehenden Rückgangs der Kohleförderung, will die Mibrag dennoch an der Abbaggerung des Ortes Pödelwitz festhalten. Dies sagte der kaufmännische Geschäftsführer Bernd-Uwe Haase gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung aus Halle (MZ). Das Ganze werde demnach allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen stattfinden. Die überwiegende Mehrheit der Stellen von Mitarbeitern, die in den Ruhestand wechseln, werde nicht mehr besetzt. Bei der Mibrag will man das Problem darüber hinaus mit Vorruhestandsregelungen lösen. Lange Gesichter wird es aber sicher bei den Auszubildenden geben. Dann nach der Lehre soll es nur noch befristete Arbeitsverträge geben. Gegenwärtig sind beim Mibrag-Konzern in der Region südliches Sachsen-Anhalt circa 3.000 Mitarbeiter in Lohn und Brot.

Förderung sinkt von 20 auf 18 Millionen Tonnen pro Jahr

Angesichts der steigenden Umsätze und zunehmenden Kohleförderungen der letzten Jahre überrascht die Nachricht vom Rückgang. Zudem wurden zusätzlich jede Menge neue Mitarbeiter eingestellt. Das Unternehmen warb mit aufwendigen Werbeoffensiven um neue Mitarbeiter, versprach eine sichere Zukunft in einem modernen Energiekonzern. Die Wende zum Negativen hängt sicher auch mit der in Aussicht stehenden Schließung des Kraftwerks Buschhaus (Niedersachsen), das ab Oktober 2016 eingemottet werden soll. Damit Deutschland seine Klimaschutzziele (Decarbonisierung) erfüllen kann, wird unter anderem auch diese Anlage in eine sogenannte Sicherheitsbereitschaft überführt. Denn: Ab 2017 hätten jährlich 2,5 Millionen Tonnen Braunkohle aus den mitteldeutschen Tagebauen nach Niedersachsen geliefert werden sollen. Auch an anderer Stelle gehen die Absätze zurück. Die Förderung wird laut Mibrag-Geschäftsführer Bernd-Uwe Haase von einst 20 Millionen Tonnen im Jahr auf 18 Millionen Tonnen sinken.

An der Umsiedlung von Pödelwitz soll festgehalten werden

Der Bund zahlt dafür zwar einen Ausgleich, doch der Mibrag fehlt so ein wichtiger Kohleabnehmer. Der Umsatz sank nach vorläufigen Zahlen von 427 Millionen Euro im Jahr 2014 auf 395 Millionen Euro im Vorjahr. Der Gewinn ging von 70 auf 14 Millionen Euro zurück. Nun stellt sich noch eine ganz andere Frage. Ist unter den genannten Umständen eine Abbaggerung des südlich von Leipzig gelegenen sächsischen Ortes Pödelwitz noch nötig? Bei der Mibrag scheint es allerdings in dieser Hinsicht keine zwei Meinungen zu geben, wie es aus der Geschäftsführung verlautet. Man will an der Umsiedlung des Ortes festhalten. So wird im Tagebau Profen (Burgenlandkreis) der Übergang in das Feld Domsen vorgenommen. Es soll Kohle liefern, wenn das Feld Profen-Süd 2020 ausgekohlt ist. Auch im sächsischen Tagebau Vereinigtes Schleenhain wird das Feld Peres erschlossen. Dabei soll auch an der Umsiedlung des Dorfes Pödelwitz festgehalten werden.

Kampf gegen Abbaggerung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln

Viele der einstigen 130 Einwohner sprachen sich dafür aus, sind bereits ins nahe gelegene Groitzsch umgesiedelt. Allerdings wehren sich sieben verbliebe Familien hartnäckig dagegen, dass der Ort devastiert werden soll. (L-IZ und LEIPZIGER ZEITUNG berichteten). Jens Hausner, einer der Initiatoren der Bürgerinitiative „Pro Pödelwitz“ und hartnäckiger Streiter gegen die Mibrag: „Unser 700 Jahre altes Bauerndorf Pödelwitz liegt in der fruchtbaren Leipziger Tieflandsbucht und soll 2028/2029 dem Braunkohle-Tagebau Vereinigtes Schleenhain zum Opfer fallen. Wir werden uns dem Druck von MIBRAG und Sächsischer Landesregierung nicht beugen. Mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln werden wir für den Erhalt unserer Heimat kämpfen.“

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