Dass Wirtschaft nichts mit starren Ländergrenzen zu tun hat, das weiß man im Raum Halle/Leipzig nur zu genau. Alles ist hier verflochten - die Logistik der Einen hängt mit der Rohstoffproduktion der Anderen zusammen, die Vernetzung der Großstädte mit der Standortwahl wichtiger Technologieunternehmen. Deswegen veröffentlichen die mitteldeutschen Kammern auch regelmäßig gemeinsame Konjunkturberichte.

Die Bilanz fürs letzte Jahr ist gut: Die mitteldeutsche Wirtschaft hat sich 2015 positiv entwickelt. Dies zeigen die im aktuellen mitteldeutschen Konjunkturbericht erhobenen Strukturdaten für die Regionen Halle und Leipzig. Ebenso bleiben auch die Konjunkturaussichten der Unternehmen optimistisch.

Dirk Neumann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle, fasst das Ergebnis der bereits im vierzehnten Jahr vorgelegten gemeinsamen Studie zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2015 wie folgt zusammen: „Wir stellen moderate Zuwächse in der Industrie bei einer guten Gesamtlage fest. Das Handwerk blieb stabil auf anhaltend hohem Niveau. Es war vor allem ein gutes Jahr für das Baugewerbe. Zugleich stiegen die Zahl der Beschäftigten und die Kaufkraft.“

Die Lage der Wirtschaft im Frühjahr 2016 bewerten Mitgliedsunternehmen der beteiligten Kammern als komfortabel. Dr. Gert Ziener, Abteilungsleiter Wirtschafts- und Standortpolitik in der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig (IHK): „Insgesamt blieb der Konjunkturklima-Index für Mitteldeutschland gegenüber dem Vorjahresstand mit knapp 72 Punkten unverändert und verteidigt somit bereits seit zweieinhalb Jahren sein ausgesprochen hohes Niveau.“

Nach Einschätzung der Kammern wird auch 2016 wieder ein stabiles Wirtschaftswachstum auf Vorjahresniveau erwartet. Wie schon zuletzt dürfte die Konjunktur vor allem von binnenwirtschaftlichen Faktoren, allen voran dem privaten Verbrauch und staatlichen Ausgaben, getragen werden.

Aber klassischer Schwerpunkt der Umfragen ist auch immer: Verdient die Region eigentlich im Ausland Geld?

Da schweben nun schon seit Jahren fette schwarze Wolken am Horizont.

Die unsichere Entwicklung des Welthandels bereitet den exportierenden Unternehmen Sorgen, welche sich bereits in deutlich gedämpften Exportaussichten der hiesigen Industrieunternehmen äußert, weshalb zumindest die Industrie etwas skeptischer nach vorn blickt. Der Industrieumsatz selbst gibt bislang keinen Grund zur Sorge. Er liegt seit 2011 recht stabil auf hohem Niveau bei rund 36 Milliarden Euro. Doch so langsam wird es natürlich schwieriger, neue Handelspartner zu finden, wenn die alten aus Krisengründen nichts mehr bestellen. Bislang wirkte die chinesische Wirtschaft da wie ein Anker in stürmischer See.

Anders sieht es im Inland aus: Das industrielle Baugewerbe erwartet Auftragszuwächse ebenso wie das Dienstleistungsgewerbe. Auch die Handwerkskonjunktur im Raum Halle-Leipzig bleibt sehr stabil und der Handel profitiert von der Konsumfreude der Verbraucher.

Dafür verschärft sich ein Problem, das alle Wirtschaftskammern schon seit Jahren gesehen haben: der Nachwuchs wird knapp. Aber die zuständigen Bundesländer haben noch nicht einmal die nötigen Reformen im Bildungssystem angeschoben.

„Es gibt kaum noch einen Ausbildungsbetrieb, der nicht über den Facharbeiter- und Lehrlingsmangel klagt. Die Politik muss die duale Ausbildung stärken. Die Betriebe benötigen den Nachwuchs und mittelfristig auch Nachfolger“, fordert Dirk Neumann. Er forderte zudem Augenmaß bei Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik, um Fachkräfte im Arbeitsprozess zu sichern.

An der repräsentativen Befragung der Unternehmen nahmen insgesamt 1.761 der rund 151.000 Mitgliedsbetriebe der vier Kammern teil.

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