Die internationale Hatz nach irgendwelchen leidlich festen Anlageformen für irre laufendes Geld hat ihren Preis: Gerade bei Immobilien gehen die Preise in die Höhe. Das trifft auch Ackerland - in den vergangenen Jahren eine der liebsten Anlageformen großer Fonds. Doch während in großen Städten die Immobilienpreise schwindelerregende Höhen erreichen können, gibt es bei Ackerland klare Grenzen.

Denn Äcker, auf denen nichts wächst, sind nichts wert. Wirklich nichts. Selbst die wildesten Fonds brauchen am Ende Bauern, die die von ihnen erworbenen Landflächen auch bewirtschaften. Aber wo sollen die herkommen, wenn gleichzeitig dieselben Fonds über ihre Anlagen in großen Lebensmittel- und Handelskonzernen dafür sorgen, dass der Preis für landwirtschaftliche Produkte in den Keller fällt?

Man könnte glatt darüber ins Grübeln kommen, wie dumm irre nach Rendite jagendes Geld eigentlich ist. Denn am Ende gräbt es sich selbst die Grundlagen ab. Man kann zwar Ackerflächen weltweit aufkaufen. Aber dann?

In Sachsen jedenfalls wurde 2015 eine Grenze erreicht. Zumindest beim Umsatz. Nach Jahren des permanenten Anstiegs der verkauften landwirtschaftlichen Flächen und gleichzeitig eines Feuerwerks der Preise, gab es 2015 erstmals einen Dämpfer, teilt das Landesamt für Statistik mit.

„Im zurückliegenden Jahr fanden 6.433 Hektar der landwirtschaftlichen Flächen in Sachsen einen neuen Besitzer. Das waren gut 2.100 Hektar bzw. 25 Prozent weniger als 2014. Die Zahl der registrierten Verkäufe sank dabei um fast 10 Prozent auf 1.924. Insgesamt stand hinter diesen Veräußerungen ein Geldwert in Höhe von rund 69 Millionen Euro. Somit ergab sich ein durchschnittlicher Hektarpreis von annähernd 10.800 Euro, der jedoch circa 650 Euro über dem des Vorjahres lag.“

Womit die Bodenpreise augenscheinlich eine Grenze erreicht haben. Seit 2005 haben sich die  Bodenpreise von damals 4.000 Euro je Hektar mehr als verdoppelt, teilweise verdreifacht. Aber das vor allem in Regionen rund um die beiden Wachstumskerne des Freistaats – Leipzig und Dresden.

„Die höchsten Kaufwerte – von im Schnitt über 12.000 Euro je Hektar – ließen sich wiederum in Leipzig, Meißen sowie Nordsachsen, aber auch in Zwickau sowie im Umfeld der Stadt Leipzig ermitteln. Am günstigsten war Grund und Boden, nach Auswertung der vorliegenden Daten, mit rund 6.500 Euro pro Hektar im Erzgebirgskreis. Allerdings wiesen diese Böden auch nur eine geringe Ertragsgüte (Ertragsmesszahl=30) auf.“

Wobei die durchschnittliche Güte bzw. Ertragsfähigkeit des Bodens, die sich anhand der Ertragsmesszahl quantifizieren lässt, geringfügig von 45,6 auf 46,0 anstieg. „Im Hinblick auf die Größe der Parzellen wurden pro Verkauf durchschnittlich 3,32 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche übereignet. Bei einem detaillierteren Blick bewegte sich in 34 Prozent der Fälle die Größe zwischen 0,25 und einem Hektar, erst dann gefolgt von 2 bis 5 Hektar (19 Prozent der Fälle)“, so das Landesamt für Statistik zu den Details.

„Lediglich 38 Verkäufe umfassten Flächen, die größer als 20 Hektar waren. Gut die Hälfte der Veräußerungen fand in den Landkreisen Bautzen, Görlitz, Nordsachsen sowie Leipzig statt. Bezogen auf die Größe der Flächen lagen die Schwerpunkte in Nordsachsen (1.063 Hektar), Görlitz (852 Hektar), Mittelsachsen (777 Hektar), Leipzig (727 Hektar) und Meißen (717 Hektar).“

Dass gerade im Leipziger Raum Spitzenwerte von über 13.000 Euro je Hektar erzielt wurden, liegt natürlich auch an der der hohen Werthaltigkeit der Böden: Hier liegen die sachsenweit wertvollsten Böden mit Bodenwertzahlen von weit über 50. Umso unsinniger sind natürlich alle politischen Vorstöße, ausgerechnet hier weitere wertvolle Böden dem Abbau von Kiesen und Braunkohle zu opfern. Da werden dann kurzfristige Gewinne erwirtschaftet, selten wertvolle Äcker aber auf Generationen vernichtet.  Das darf man durchaus unverantwortlich nennen.

Die Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes komplett.

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