Es funktioniert. Man kann die Stromnetze so umbauen, dass sie auch mit den wechselnden Bedingungen der erneuerbaren Energien besser fertig werden. Das teilt jetzt die MITNETZ STROM mit, der Netzbetreiber im Gebiet der enviaM. Insbesondere eine neue Hochspannungsschaltanlage hat dafür gesorgt, dass 2016 wesentlich seltener zur Regulierung des Netzes eingegriffen werden musste.

Der enviaM-Netzbetreiber verzeichnet in 2016 erstmals einen Rückgang von Eingriffen ins Stromnetz, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, meldete MITNETZ am Freitag, 13. Dezember. Das Unternehmen reduzierte die Stromerzeugung der Einspeiser im Jahr 2016 nur noch 224 Mal. 2015 musste das Unternehmen 534 Mal eingreifen. Das war ein neuer Spitzenwert gewesen. Am häufigsten waren die Netzregion Sachsen-Anhalt (127 Eingriffe) und Brandenburg (85 Eingriffe) betroffen. 12,5 Prozent der Netzeingriffe gehen auf die Anforderungen des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz zurück.

Wenn zu viel Strom ins Netz drückt, müssen Erzeugeranlagen in Sekundenschnelle vom Netz genommen werden. Meistens trifft es Windkraftanlagen. Bei der MITNETZ STROM erfolgt die Drosselung der Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien per Funksignal über die zentrale Schaltleitung in Taucha bei Leipzig. Die Anlagenbetreiber erhalten vom Netzbetreiber für die Verringerung der Einspeiseleistung bei Vorliegen eines Netzengpasses eine Entschädigung als Ausgleich für die nicht eingespeiste Energie

Sachsen-Anhalt und Brandenburg stehen deshalb so im Fokus, weil dort die großen Windparks entstanden sind. Dagegen ist das, was in Sachsen gebaut wurde, nur Krümelkram. Die anderen geben das Tempo vor. Und zwingen die Netzbetreiber zum Reagieren. Und fertig ist auch die neue Netzstruktur noch lange nicht.

„Wir sind trotzdem weiterhin gefordert. Der Zubau von Wind- und Solaranlagen geht nach wie vor voran. Die Einspeisung aus erneuerbaren Energien nimmt weiter zu. Bedingt durch ein windruhiges Jahr und durch den massiven Netzausbau konnten wir im vergangenen Jahr die Zahl der Netzengpässe reduzieren. Das kann sich schnell wieder ändern. Bei viel Wind und viel Sonne können unsere Netzsicherheitsmaßnahmen wieder ansteigen“, sagt Adolf Schweer, Technischer Geschäftsführer der MITNETZ STROM.

Ein wichtiger Meilenstein beim Netzausbau war für MITNETZ in 2016 die Inbetriebnahme der neuen Hochspannungsschaltanlage im Umspannwerk Jessen/Nord. Der zusätzliche Verknüpfungspunkt zum Höchstspannungsnetz ermöglicht, mehr Strom aus erneuerbaren Energieanlagen abzuführen. Seit der Inbetriebnahme im August 2016 konnte MITNETZ STROM die Eingriffe in der Region Bad Liebenwerda, Jessen und Falkenberg deutlich reduzieren.

Weitere Baumaßnahmen, die maßgeblich zu reduzierten Netzeingriffen in 2016 beigetragen haben, sind beispielsweise die Modernisierung der Umspannwerke Köthen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld/Sachsen-Anhalt) und Klostermansfeld (Landkreis Mansfeld-Südharz/Sachsen-Anhalt) sowie die Erweiterung des Umspannwerkes Uckro (Landkreis Dahme-Spreewald/Brandenburg).

Auch im Jahr 2017 will das Unternehmen sein Stromnetz weiter optimieren und baut es aufgrund der Zunahme erneuerbarer Energieanlagen weiter aus. In Brandenburg plant MITNETZ STROM, die Hochspannungsfreileitung zwischen Großräschen und Finsterwalde zu ersetzen. Zudem entsteht in Großräschen ein weiterer Verknüpfungspunkt zum Höchstspannungsnetz, um das Stromnetz im Raum Finsterwalde und Schwarzheide zu entlasten. In Sachsen-Anhalt plant der enviaM-Netzbetreiber, die Hochspannungsfreileitung zwischen Marke und Piesteritz zu modernisieren. Des Weiteren wird das Umspannwerk Wansleben um einen dritten Großtransformator erweitert.

Und warum kommt das alles so spät? Hätte man da nicht schon vor Jahren vorsorgen können?

„Lange Planungs- und Genehmigungszeiten hindern uns weiterhin an einem schnellen Netzausbau, um mit dem Zuwachs erneuerbarer Energieanlagen Schritt halten zu können“, schließt Schweer ab.

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