Es ist nur so ein Bauchgefühl. Aber wenn man dem traut, dann läuft die sächsische Wirtschaft derzeit so rund wie seit über zehn Jahren nicht. Was schon überrascht, nachdem 2016 die Prognosen zur Wirtschaft eher wie Dämpfer klangen. Aber das liegt wohl auch daran, dass Wirtschaft nicht nur Exportindustrie ist.

Denn einiges stabilisiert sich in Sachsen in den letzten Jahren. Die meisten Arbeitsplätze werden vor allem im Dienstleistungssektor geschaffen. Und wenn gerade die auf den Binnenmarkt orientierten Branchen eine gute Geschäftslage vermelden, dann treibt das den Index natürlich nach oben.

Sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen der sächsischen Unternehmen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Demnach ist auch weiterhin ein dynamischer Konjunkturverlauf zu erwarten und die sächsische Wirtschaft dürfte 2017 auf Wachstumskurs bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich 1.860 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Einzel- und Großhandel, Dienstleistungen und Verkehr mit mehr als 100.000 Beschäftigten beteiligten.

Der IHK-Geschäftsklimaindex, der die Einschätzung zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen in sächsischen Unternehmen gleichrangig berücksichtigt, steigt zum Jahresbeginn 2017 auf 130 Punkte und erreicht damit eine neue Bestmarke.

Insbesondere die Geschäftslage kann zum Jahresbeginn 2017 überzeugen. Das heißt: Die sächsischen Unternehmen haben gut zu tun.

57 Prozent der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage mit gut. Der Lagesaldo aus guten und schlechten Urteilen erreicht mit +51 Prozentpunkten einen neuen Höchststand. Ein Anstieg ist aktuell auch bei den Geschäftserwartungen der Unternehmen zu beobachten. Insgesamt rechnen neun von zehn Betrieben mit besseren oder gleichbleibenden Geschäften.

Während Industrie und Großhandel stabile Werte melden, geht in drei anderen Branchen regelrecht die Post ab.

Vier Branchen im Aufwind

So könnte die Lage im sächsischen Baugewerbe derzeit kaum besser sein. Das Wachstum in den Großstädten sorgt dafür, dass sich die Auftragsbücher gefüllt haben. Zwei Drittel der Unternehmen melden eine gute Geschäftslage. Aufgrund hoher Auftragszugänge bleiben auch die Aussichten der Branche freundlich und werden erfahrungsgemäß mit der Frühjahrsbelebung nochmals an Schwung gewinnen.

Auch im sächsischen Dienstleistungsgewerbe ist der Wachstumskurs nicht gefährdet. Die Geschäftsaussichten bleiben für 2017 zuversichtlich. Fast jeder vierte Dienstleister rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage. Nur jede zehnte Firma ist diesbezüglich skeptisch gestimmt.

Nach einer leichten Delle im Frühjahr 2016 hat sich die Situation im sächsischen Verkehrsgewerbe stetig verbessert. Die Geschäfte liefen ausgesprochen gut und führten den aktuellen Lagesaldo auf ein neues Allzeithoch. Mit 77 Prozent erwartet der Großteil der Firmen auch im laufenden Jahr eine gleichbleibende Geschäftslage auf recht hohem Niveau.

Und im sächsischen Einzelhandel hat sich die Situation durch ein gutes Weihnachtsgeschäft kräftig verbessert und übertrifft die erst vor einem Jahr erzielte Bestmarke deutlich. Trotz des Lagehochs sind die Aussichten zurückhaltend. Der starke Wettbewerb und die steigenden Arbeitskosten (Mindestlohn) dämpfen hier die Erwartungen.

Industrie und Großhandel stabil

Die Entwicklung der sächsischen Industrie verlief 2016 weitestgehend stabil. Die Geschäftslage hat sich nach einem Rückgang im Frühjahr 2016 wieder erholt. Optimistischer als zuletzt präsentieren sich die Geschäftserwartungen. Trotz steigender Unsicherheiten haben die Unternehmen ihre Prognosen insbesondere auch bei den Exporterwartungen angehoben.

Der sächsische Großhandel bewegt sich auf einem stabilen Entwicklungspfad. Er profitiert von der guten Baukonjunktur und von der starken Nachfrage in den konsumnahen Branchen. Die Unternehmen sehen auch ihre Entwicklungschancen günstig. Der Anteil der optimistischen Einschätzungen ist nahezu doppelt so hoch wie der Anteil der pessimistischen.

Investition und Beschäftigung

Die Investitionsplanungen bewegen sich gegenüber dem Vorjahr freilich kaum. Gut jedes fünfte Unternehmen plant eine Erhöhung seiner Investitionsausgaben. Von gleichbleibenden Investitionsausgaben gehen 47 Prozent der befragten Unternehmen aus.

Die Beschäftigungsperspektiven in den sächsischen Unternehmen bleiben günstig. Dies lassen die aktuellen Personalplanungen erkennen. Mit 19 Prozent plant nahezu jede fünfte Firma, in den kommenden zwölf Monaten zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen. Damit dürfte der Beschäftigungsaufbau im laufenden Jahr eine ähnliche Dynamik entwickeln wie 2016.

Brexit und US-Politik bereiten Sorgen

Trotz guter Lage und Aussichten gefährden weiterhin vielfältige Risiken den geschäftlichen Erfolg der Unternehmen. So bleiben die Unsicherheiten aufgrund des Brexit und der Unwägbarkeiten der zukünftigen US-Politik im Hinblick auf Handelsbeschränkungen sowie die Einführung von Strafzöllen hoch. Auch den nur beschränkten Zugang zum russischen Markt sehen viele Unternehmen kritisch.

Hinsichtlich der geschäftlichen Risiken wird die Entwicklung der Arbeitskosten – wie schon in den Vorjahren – von den sächsischen Unternehmen am häufigsten genannt. Aber ein anderes Signal dürfte noch wichtiger sein: Mit einem deutlichen Sprung nach vorn findet sich der Fachkräftemangel nunmehr bereits auf Rang zwei des Risikoradars wieder. Mit Blick auf den demografisch bedingten Rückgang der Erwerbstätigenzahlen werden Fachkräfteengpässe zunehmen, die durch intelligente Weichenstellung in der sächsischen Bildungspolitik zumindest abgefedert werden können. Aufgrund des gestiegenen Ölpreises gerät aktuell auch die Entwicklung der Kraftstoff-, Energie- und Rohstoffpreise wieder stärker in den Fokus der betrieblichen Risikobetrachtung.

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