Eine wirklich aussagekräfte Statistik zum Verkauf landwirtschaftlicher Flächen hat Sachsen nicht. Soll es vielleicht nicht haben, sonst bekämen die Sachsen ein zu klares Bild darüber, wie Landwirtschaftsflächen Jahr für Jahr verloren gehen. Lieber tut man so, als würden nur Bauern an Bauern verkaufen.

Im zurückliegenden Jahr wurden 7.502 Hektar der landwirtschaftlichen Flächen in Sachsen veräußert. Das waren fast 1.100 Hektar bzw. 17 Prozent mehr als 2015, teilt das Statistische Landesamt mit. Die Anzahl der registrierten  Verkäufe blieb dabei fast  konstant,  die Summe der Kaufwerte betrug über 88,5 Millionen Euro. Damit ergab sich ein durchschnittlicher Hektarpreis von 11.911 Euro. Das aber war eine Steigerung im Kaufpreis von 10 Prozent bzw. 1.040 Euro gegenüber dem Vorjahr.

Und das war keine Ausnahme: Seit 2007 sind die Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen in Sachsen drastisch gestiegen. Von damals 4.000 Euro je Hektar haben sie sich fast verdreifacht. Das sind Preise, die sich viele Bauern nicht mehr leisten können.

Aber wie gesagt: Eine wirklich fundierte Statistik über die Käufer führt der Freistaat Sachsen nicht. Sind es Großbetriebe, die ihre Ackerflächen auf diese Weise noch weiter vergrößern? Sind es internationale Anleger, die sich hier mit wertvollen Ackerböden eindecken? Oder geht Ackerfläche weiter verloren?

Tut sie.

Aber das findet man nicht in dieser Statistik, sondern eher in Landtagsanfragen. In diesem Fall mal der des AfD-Abgeordneten Gunter Wild, der sich im Mai nach dem „Verkauf landwirtschaftlicher Flächen an Nichtlandwirte“ erkundigte.

Die Auskunft des Landwirtschaftsministers Thomas Schmidt (CDU): „Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) hat erstmals im Jahr 2016 eine Auswertung gekaufter reiner Landwirtschaftsfläche des Jahres 2015 nach Rechtsformen der Erwerber vorgenommen. Danach erwarben Nichtlandwirte 3,49 Prozent beziehungsweise 239 Hektar Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) aus 1.944 Verträgen mit reiner Landwirtschaftsfläche mit 6.719 Hektar.“

Man wird nicht wirklich klug aus Schmidts Antwort. Aber im Detail erfährt man dann doch, dass die Landesregierung eben doch den weiteren Verlust wertvoller Böden in Kauf nimmt und erlaubt. Denn unter den mit Auflagen genehmigten Verkäufen waren auch diese: „In drei Fällen: geplante Nutzungsänderung Kiesabbau (Abbaukonzession vom Oberbergamt liegt vor); in einem Fall: Errichtung Wohngebiet (Bauerwartungsland beziehungsweise B-Plan liegt vor).“

Entwicklung der Kaufwerte in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, Landesamt für Statistik
Entwicklung der Kaufwerte in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, Landesamt für Statistik

Und das kollidiert natürlich damit, dass dieser Verlust von Ackerfläche in der Regel in Gebieten passiert, wo eigentlich die besten Böden zu finden sind – im Leipziger Raum.

Auf die Bodengüte geht das Statistische Landesamt ebenfalls ein: „Die Güte bzw. Ertragsfähigkeit des Bodens, die sich anhand der Ertragsmesszahl quantifizieren lässt, sank geringfügig von 46,0 auf 44,1 und ordnet sich weiterhin im Mittelfeld ein. 42 Prozent der Verkäufe betrafen Flächen zwischen 0,1 und einem Hektar. In weniger als 3 Prozent der Fälle handelte es sich um Flächen, die größer als 20 Hektar waren. Bei der regionalen Verteilung der veräußerten Gesamtflächen lag der Fokus auf den Landkreisen Nordsachsen (18 Prozent), Mittelsachsen (13 Prozent) und Görlitz (12 Prozent). Die durchschnittliche Größe der verkauften landwirtschaftlichen Nutzflächen betrug 3,87 Hektar.“

Und dann kommt man ganz zwangsläufig auf die wachsende Stadt Leipzig zu sprechen: „Die  höchsten Kaufwerte – von im Schnitt über 14.000 Euro je Hektar – ließen sich in Leipzig, Meißen sowie Nordsachsen sowie im Umfeld der Stadt Leipzig ermitteln. Am günstigsten war Grund und Boden mit rund 6.500 Euro pro Hektar im Erzgebirgskreis. Allerdings wiesen diese Böden auch nur eine geringe Ertragsgüte (Ertragsmesszahl=30) auf. Am oberen Ende dieser Skala stand die Stadt  Leipzig, bei der mit einer Ertragsmesszahl von knapp 60 ein durchschnittlicher Kaufwert von fast 20.000 Euro pro Hektar erzielt wurde.“

Das heißt: Nicht nur Bodenspekulation treibt die Preise für Ackerflächen nach oben – auch der wachsende Bedarf einer Großstadt sorgt für teure Ackerverkäufe, ohne dass die Stadt Leipzig eine belastbare Strategie zum Beispiel für die Förderung des Ökolandbaus hätte. Der bei solchen Bodenpreisen sowieso keine Chancen hat, mitbieten zu können und auch deshalb eher stagniert als wächst.

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