Das Thema bleibt auf der Tagesordnung, auch wenn es Verwaltungen und Parlamente jetzt versuchen, herunter zu moderieren: Eine Menge Bewohner der Verkehrsregion Mitteldeutschland haben mittlerweile kein Verständnis mehr dafür, dass die Fahrpreise jedes Jahr automatisch steigen. Im Herbst hatte der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) wieder steigende Ticketpreise für 2015 angekündigt.

Doch das ist den Fahrgästen im Verkehrsverbund nicht mehr wirklich zu vermitteln. Sie haben in den vergangenen fünf Jahren schon sämtliche Preissteigerungen im Verbund durch höhere Ticketpreise allein abfedern müssen, während sich die öffentliche Hand zunehmend aus der Finanzierung zurückzog. 2012 mahnte der Leipziger Stadtrat schon vehement an, dass die Leipziger Verwaltung sich bei diesem Thema nicht weiter wegducken kann. Damals hatte er die Stadt und damit auch den MDV beauftragt, ein neues Finanzierungskonzept vorzulegen und auch alternative Vorschläge zur Finanzierung des ÖPNV zu machen.

Herausgekommen ist ein Gutachten, das der MDV 2014 vorstellte, das tatsächlich belegte, was Fahrgäste und Stadträte eigentlich schon wussten: Die Kosten im ÖPNV steigen – doch Bund, Länder und Kommunen haben ihre Finanzierungsanteile immer weiter gesenkt. Und nicht einmal diese Erkenntnis sorgte 2014 für eine Veränderung im Verwaltungshandeln. Im Gegenteil: Man will sich bis 2016 Zeit lassen für ein neues Nahverkehrskonzept für Leipzig.

Ein Spiel auf Zeit, für das vor allem die bislang treuen Fahrgäste der LVB immer tiefer in die Tasche greifen müssen. Und gleichzeitig will Leipzigs Verwaltung dafür sorgen, dass der Anteil des ÖPNV am täglichen Verkehrsmix auf 25 Prozent steigt. Ein Ding der Unmöglichkeit. So geht’s einfach nicht, befand auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und sammelte Unterschriften für eine Petition gegen die für August angekündigte Fahrpreiserhöhung.

Über 8.000 Personen aus Leipzig, Halle und den fünf Landkreisen des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds (MDV) haben die am 21. März beendete Petition gegen weiter steigende Fahrpreise sowie für zukunftsfähige Finanzierungskonzepte des ÖPNV unterzeichnet, teilt der VCD nun mit.

„Damit haben wir die ursprünglich angepeilten 5.000 Unterschriften deutlich übertroffen und hoffen, dass wir dadurch ein eindeutiges Zeichen an die Politik und den Verkehrsverbund senden, so schnell wie möglich im Sinne der Fahrgäste, aber auch einer langfristig nachhaltigen Finanzierung des ÖPNV tätig zu werden“, erklärt dazu Matthias Reichmuth vom VCD Elbe-Saale.

Anlass war der im Dezember 2014 gefasste Beschluss, die MDV-Fahrpreise zum 1. August 2015 erneut anzuheben

Von den insgesamt 8.046 Unterschriften entfielen fast 5.000 – genau 4.941 – allein auf die Stadt Leipzig, 1.782 auf die Stadt Halle, 403 auf den Landkreis Leipzig, 214 auf den Landkreis Nordsachsen, 198 auf den Saalekreis, 93 auf den Burgenlandkreis, 84 auf den Landkreis Altenburger Land und 331 auf Unterstützer außerhalb der MDV-Mitgliedskreise.

Jetzt sollen der Petitionstext und die gesammelten Unterschriften nach und nach an die Petitionsausschüsse bzw. direkt an Kreistage und Stadträte im MDV-Gebiet übergeben werden. Unterstützt wurde die Petition vom VCD Elbe-Saale, vom Fahrgastverband Pro Bahn e. V., vom Umweltbund Ökolöwe Leipzig e. V., BUND Leipzig und von teilAuto.

Der VCD Elbe-Saale als Fahrgastverband will das Thema der Fahrpreisentwicklung im ÖPNV sowie die Suche nach neuen Finanzierungskonzepten sowie deren Anwendung politisch und medial weiter begleiten und sich dafür einsetzen, dass der öffentliche Nahverkehr für alle bezahlbar bleibt.

„Wir begrüßen es, dass der vom MDV begonnene Strategieprozess auch im MDV selbst fortgesetzt wird, erwarten aber auch, dass Vorschläge und Konzepte zur zwischenzeitlichen Stabilisierung der Fahrpreise noch im Jahr 2015 öffentlich zur Diskussion gestellt werden und nicht erst in zwei bis drei Jahren“, erklärt Reichmuth.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar