Wenn es um Visionen für den ÖPNV geht, dann schießen manchmal die Träume ins Kraut, manchmal kommt man auch ein bisschen durcheinander. So muss es auch am 13. Mai in Markkleeberg gewesen sein, als die verschiedenen Varianten der künftigen ÖPNV-Organisation vorgestellt wurden. Das Herzstück immer: die S-Bahn-Verbindung nach Leipzig. Und da kommt immerhin der Star nach Markkleeberg: die S3.

Auch wenn es nicht ganz so wird, wie es am 13. Mai von den MDV-Verkehrsplanern im Eifer des Gefechts mit ihrem vorgestellten Konzept beschrieben wurde: Ab Dezember 2015 soll die Linienführung der Mitteldeutschen S-Bahn verändert werden. Linie S4 wird dann in Markkleeberg nicht mehr halten. Mit dem Fahrplanwechsel soll die Linie S3 zwischen Halle (Saale) und Geithain/Borna mit sechs statt bisher fünf Fahrten pro Stunde und Richtung verkehren.

Das wäre mehr als nur eine Revolution gewesen. Denn bislang verkehrt keine einzige S-Bahn-Linie im Mitteldeutschen Netz im 10-Minuten-Takt. Dass es die Hallenser, die Leipziger und die Markkleeberger mit Jubel begrüßt hätten, wenn das wirklich passiert wäre, ist keine Frage.

Es ist aber auch so, dass noch gar nicht genau feststeht, wie sich das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz zum Fahrplanwechsel im Dezember verändert. Dass es sich verändert, steht fest. Es kommen neue Linien dazu, es kommen auch neue Wagen zum Einsatz. Aber noch wird mit harten Bandagen verhandelt. Denn nicht alles, was sich der Zweckverband Nahverkehr Leipzig (ZVNL) wünscht, ist auf Seiten des Aufgabenträgers DB Regio so auch umsetzbar. Auch auf das Hauptprojekt, das die Bahn derzeit in Mitteldeutschland beschäftigt, muss Rücksicht genommen werden: das ist die ICE-Verbindung von Nürnberg über Erfurt, Halle/Leipzig nach Berlin, die endlich fertig werden soll, das so genannte Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE 8).

Der ZVNL dazu: “Derzeit laufen zwischen dem MDV, der DB Regio AG und uns als Aufgabenträger noch intensive Gespräche hinsichtlich der genauen Planung zum Liniennetz. Diese Abstimmung ist auch dahingehend noch notwendig, weil die Aus- und Neubaustrecke zum Verkehrsprojekt VDE 8  die Nahverkehrsplanung nachhaltig mit beeinflusst.”

Und das heißt eben auch, dass auch alle Fragen zur S3, die bislang von Stötteritz durch den City-Tunnel nach Halle führt, noch nicht zu Ende geklärt sind. Der ZVNL rechnet nicht vor Ende Sommer damit, dass man die konkreten Änderungen im S-Bahn-Netz bekannt geben kann.

Verhandelt werde aber über eine sehr konkrete Änderung im Netz: Die südlichen Äste der S1, der S3 und der S4 werden getauscht.

Die S3, die bislang aus Halle kommend weiter nach Stötteritz fuhr, biegt dann nicht mehr hinterm Bayerischen Bahnhof ab, sondern fährt geradeaus weiter nach Markkleeberg, Borna und Geithain. Was die Strecke natürlich noch viel attraktiver macht.

Dafür fährt die S4, die bisher aus Torgau kommend durch den City-Tunnel nach Markkleeberg fuhr, künftig die Kurve über Stötteritz nach Wurzen.

Und die S1, die aus Grünau kommend nach Wurzen fuhr, endet in Stötteritz, womit sie quasi zur Kurz-S-Bahn wird.

Von den Taktzeiten ändert sich nicht viel. “Insgesamt soll aber das Umsteigegefüge zur übrigen Anbindung erhalten bleiben”, betont der ZVNL. “In Markkleeberg ist vorgesehen, dass es pro Stunde 6 Abfahrten Richtung Leipzig geben wird. 4 Abfahrten erfolgen in der 15-Minuten-Taktung und 2 Abfahrten im 30 Minuten-Takt. Der von Ihnen angesprochene 10-Minuten-Takt ist nicht vorgesehen.”

Neben der S3, die künftig nach Markkleeberg fährt, bleiben der Stadt im Leipziger Süden die bisherigen S-Bahn-Verbindungen S2 (Markkleeberg – Bitterfeld) und S5 (Zwickau – Flughafen Leipzig/Halle bzw. Halle) erhalten.

Was natürlich auch die Frage berührt, ob die S5 künftig regelmäßig nach Halle durchfährt, was sie derzeit nur als S5X tut. Aber irgendwie wollen die Netzbetreiber hier noch nicht so recht den Paradigmenwechsel vornehmen. Der ZVNL: “Die S5 bzw. S5X wird auch weiterhin erhalten bleiben. Auch hier wird es eine Fahrzeitverschiebung von bis zu 3 Minuten geben, die aber marginal zu vernachlässigen ist.”

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Bitte, wie soll ein “10-Minuten-Takt auf allen S-Bahn-Linien” gehen? Das ist so, wie es da steht, nie geplant gewesen. Der City-Tunnel ist für 12 Fahrten pro Stunde und Richtung ausgelegt, und ob das zusammen mit einem Fernverkehrsanteil betrieblich vereinbar ist (Takt-ICE im Tunnel wurden großspurig angekündigt), haben gut informierte Leute schon bezweifelt.

Man muss sich eher fragen, wie der ZVNL diese Sache mit diesen 4/2 Abfahrten pro Stunden genau gemeint hat; denn rechnerisch muss der CTL dann nämlich mehr als zwei Züge innerhalb von 10 Minuten verkraften. (Der CTL ist rein signaltechnisch kein U-Bahn-Tunnel!)

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