Irgendwie hatte der Freistaat Sachsen im vergangenen Jahr jede Menge über Kohle diskutiert. Dabei ging ein anderes Thema fast völlig unter: die Elektromobilität. Eigentlich ein Zukunfsthema, das sich auch der sächsische Wirtschaftsminister dann und wann auf die Fahnen geschrieben hat. Aber was ist daraus geworden, wollte Nico Brünler, der Sprecher für Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik der Linksfraktion im Landtag, jetzt mal wissen.

Die Maßnahmen, die im Projekt “Schaufenster Elektromobilität” gebündelt sind, wurden und werden in Dresden, Zwickau und Leipzig umgesetzt. Mit insgesamt 11,7 Millionen Euro fördert Sachsen die einzelnen Projekte. Das in Leipzig (und parallel in Dresden) probierte nennt sich eBus Skorpion, 2013 vom damaligen Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) medienwirksam mit einem Förderscheck angekündigt. Mit rund 1,5 Millionen Euro unterstützt der Freistaat Sachsen diesen Versuch, Busse auch wieder elektrisch mit Stromabnehmer durch Leipzig fahren zu lassen.

Ohne Stromabnehmer geht es ja schon. Mehrere Busse der LVB sind ja bereits mit Hybridtechnik unterwegs, insbesondere die Buslinie 89, die in der Lage ist, die komplette Strecke durch die Innenstadt nur mit Batterie zu fahren, die dann auf den etwas längeren Teilstrecken im Leipziger Süden wieder aufgeladen wird.

Aber Brünler interessierte sich auch für die Entwicklung in privaten Verkehrsverhalten. Immerhin sollen ja mal irgendwann Millionen Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein. Nur scheint der “Boom” nicht gerade auszubrechen. Nach wie vor kaufen die meisten Sachsen, wenn sie ein Auto kaufen, eines mit Benzin- oder Dieselantrieb. Und der hohe Anteil dieser Fahrzeuge bei den Neuzulassungen von 98,2 Prozent gibt schon zu denken. Das sieht nicht nach einer Revolution aus.

Wenn Autokäufer auf alternative Antriebe setzen, dann gehen sie auch dort lieber auf Nummer sicher. Augenscheinlich wiegt die Angst, mit einem E-Auto irgendwo ohne Saft hängen zu bleiben, doch schwer bei der Entscheidung. Was vor allem dazu geführt hat, dass die Zahl der neu zugelassenen Hybridfahrzeuge seit 2010 am stärksten gewachsen ist – von 566 auf 1.326 Fahrzeuge. Der Vorteil liegt auf der Hand: Man kann sie mit Batterie fahren, aber auch schnell in den Spritmodus umschalten.

Zugelegt haben auch die Zulassungen für Erdgasfahrzeuge – aber auch da von 157 auf 259 eher im kaum wahrnehmbaren Bereich, obwohl man an vielen Tankstellen problemlos auch Gas tanken kann. Eingebüßt hat dafür das Segment Flüssiggas, wo die Zahl der Zulassungen von 400 auf 240 abgenommen haben.

Bei den reinen Elektrofahrzeugen geht es zwar aufwärts – aber eher noch immer im mikroskopischen Bereich von 3 im Jahr 2010 über 145 im Jahr 2011 auf 183 im Jahr 2013 und 212 im Jahr 2014.

Alles eindeutig Zahlen, die geradezu nach mehr Engagement für die Elektromobilität rufen, wenn Sachsen das denn überhaupt will. Die geförderten Projekte im “Schaufenster Elektromobilität” reichen dazu allein nicht aus – dazu sind sie noch viel zu sehr Pilot- und Testprojekte, die so gut wie keinen Effekt für die Alltagstauglichkeit der Elektromobilität haben.

Die Dresdner haben übrigens inzwischen ihre erste E-Bus-Linie: Die wurde am 17. Juni in Betrieb genommen – eine reine Quartierbuslinie. Aber jeder fängt ja mal klein an.

Die Anfrage zur Elektromobilität von Nico Brünler.

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War nicht vor geraumer erst Zeit zu lesen, dass die Stadt D ca. 900 € pro Einwohner aus dem Landeshaushalt zur Verfügung hat, während L lediglich ca. 350 € zur Verfügung stünden?
War da nicht was?
D schafft sich Spielzeug an und L schließt soz. Vereine?
Danke liebe CDU.

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