"Leipzig ist übersät mit Gefahrenstellen für Radfahrer. Vor allem freitags sollte man als Radfahrer sehr aufpassen", schreibt Leser W. "Folgende Stelle ist mir persönlich aufgefallen: - von der Dufourstraße kommend (da ist ein wunderschöner Radweg) auf den Floßplatz Richtung Innenstadt; dort ist dann kein Radweg mehr."

“Paradoxerweise steht am Fußweg an der Kreuzung  manchmal die Radpolizei und ‘verhindert’, dass die Radfahrer auf dem Fußweg fahren. Als Alternative dazu darf man sich auf einer dreispurigen Straße mit den Autofahrern auseinandersetzen.”

Das Problem gilt übrigens für den gesamten Floßplatz, über den sich zumindest der größte Teil des Pkw-Verkehrs Richtung Innenstadt schiebt, der von der B2 in die Stadt will. Der Lkw-Verkehr darf hier nicht mehr lang, sondern muss an der Karl-Tauchnitz-Straße abbiegen. Was für Radfahrer trotzdem die Frage mit sich bringt: Jetzt mit dem rollenden Verkehr auf der vierspurigen Straße mitfahren, obwohl es auf der ganzen Strecke bis zum Martin-Luther-Ring keinen Radfahrstreifen und auch keine sinnvolle Abfahrt für Radfahrer gibt – oder doch lieber ausweichen? Aber wohin?

Der Fußweg hinter den Platanen ist eindeutig nicht für Radverkehr ausgelegt, für Gegenverkehr schon gar nicht. Tatsächlich reicht er gerade einmal für Fußgänger.

Und das Dilemma endet ja auch nicht an der Kreuzung Riemannstraße. Denn wer mit dem Rad weiter in Richtung Tauchnitzbrücke/Neues Rathaus will, hat hier ein Problem: Radweg gibt es nicht, nicht mal einen sinnvollen Übergang zum großen Platz vor dem Bundesverwaltungsgericht. Also müsste man doch wieder auf dem Fußweg fahren. Eine Situation, die wie eine Nötigung aussieht.

Situation an derf Harkortstraße / Ecke Beethovenstraße: ein Radstreifen führt direkt auf einen Fußweg, der für Radfahrer gar nicht ausgelegt ist. Foto: Ralf Julke
Situation an der Harkortstraße/Ecke Beethovenstraße: ein Radstreifen führt direkt auf einen Fußweg, der für Radfahrer gar nicht ausgelegt ist. Foto: Ralf Julke

In der Gegenrichtung gilt genau dasselbe: Mit dem Rad kommt man an der Fritz-von-Harck-Anlage und dem Bundesverwaltungsgericht gut vorbei bis zur Ampel an der Beethovenstraße. Aber wer von dort zum Floßplatz will, guckt dumm aus der Wäsche: Entweder muss man runter in einen recht heftigen Kfz-Verkehr, der zur B2 drängt, oder man fährt auf einem dafür viel zu schmalen Fußweg. Ein aufgemalter Radstreifen scheint genau das zu empfehlen.

Oder man sucht eine Umleitung, die es nicht gibt. Eine typische Situation für verendete Radwege in Leipzig.

Welche Lösung fällt dem ADFC da ein?

Alexander John, Stellvertretender Vorsitzender des ADFC Leipzig

Der ADFC hatte in Zusammenarbeit mit dem StuRa der Uni Leipzig, dem Ökolöwen, VCD, FUSS e.V., dem Blinden- und Sehbehindertenverband K.O. Leipzig und Eltern der anliegenden Schulen an einer Lösung für das Problem gearbeitet. Hier geht es zunächst um die Sicherheit der Zufußgehenden, denn für die Grundschule und Oberschule ist es ein ausgewiesener Schulweg.

Der Straßenzug selbst ist um die Jahrhundertwende als repräsentative Erschließungsstraße angelegt worden. Wer sich mal die Mühe macht und die Häuser in Ruhe beschaut, kann noch heute erkennen, dass dieser Straßenzug wohl mal zu den schönsten Leipzigs gehörte. Unglaublich, dass man aus dieser Prachtstraße eine autobahnähnliche Einflugschneise mit vier Fahrspuren gemacht hat. In Folge mussten die Gehwege verringert werden, obwohl die Fahrspuren mit je 3 m unter der üblichen Breite von 3,25 m liegen. Leider hat man beim Umbau 2007/2008 nicht den Mut aufgebracht, die Straße wieder zu einer Erschließungsstraße mit insgesamt 2 Fahrspuren zu bauen und so steht man heute vor dem oben beschriebenen Dilemma: Die Gehwege sind schmal, für den Radverkehr gibt es kein Angebot und es fahren noch immer deutlich mehr Autos zum Promenadenring, als dort eigentlich hin müssten/sollten.

Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass Hauptverkehrsstraßen jährlich auf ihre Beschilderungen zu prüfen sind und dabei auch zu schauen, wie wird die Infrastruktur genutzt. Gegebenenfalls müssen Maßnahmen ergriffen werden, die dazu führen, dass eine regelkonforme Nutzung der Infrastruktur erfolgt. Im Falle des Straßenzuges Dufourstraße – Floßplatz – Harkortstraße heißt das, dass die Straßenverkehrsbehörde geeignete Maßnahmen finden muss, die dafür sorgen, dass die Radfahrenden auf der Fahrbahn fahren.

Sie hat im Grunde zwei Möglichkeiten: Temporeduktion und Markierung eines Radfahrfahrstreifens/Schutzstreifens. Der Gehweg kann nach der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung (VwV-StVO) keine Freigabe für den Radverkehr erhalten. Man würde damit die Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr auch nicht lösen, sondern noch verstärken.

In einem Vorortgespräch mit den Beteiligten hat die Verwaltung im Ergebnis die Planung eines Radfahrstreifens zugesagt. Die Planung ist erstellt und in der AG Rad diskutiert worden. Ob und wann die Umsetzung erfolgt, ist jedoch noch unklar. Sicher ist nur, dass zur Erhöhung der Sicherheit der Zufußgehenden dort dringender Handlungsbedarf besteht.

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Es gibt 2 Kommentare

Der Floßplatz und die Harkortstraße sind tatsächlich ein großes Ärgernis für Radfahrer. Die Einschränkung für den MIV durch einen Radfahrstreifen würde meines Erachtens die Konflikte zwischen Radfahrern und Autofahrern nur unwesentlich mildern und mein Sicherheitsempfinden als Radfahrer nicht erhöhen. Die für mich einzig sinnvolle Alternative ist die Sanierung der Simsonstraße. Die Verbindung mit Dufourstraße und Ring durch die schon vorhandenen sehr schönen Radwege auf dem Simsonplatz und am Pleißemühlgraben wäre dann sehr attraktiv für die meisten Radfahrer.

Ich schreibe jetzt mal wieder, wie unter jeden Artikel zum Thema Radfahren in der Stadt: Fahrräder sind Fahrzeuge und gehören auf die Straße! Daraus ergeben sich dann die jeweils zu ergreifenden Maßnahmen.

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