Der Leipziger Norden wurde seit den 1990er Jahren systematisch zur großen Werkstatt der Region Leipzig ausgebaut. Hier sind Messe, Flughafen, Porsche und BMW zuhause, Dutzende Zulieferer der Autobranche, die großen Logistiker von DHL bis Schenker. Entsprechend sind hier jeden Tag Zehntausende zur Arbeit unterwegs. Viele mit eigenem Auto, was die Parkplätze platzen lässt. Was tun? Jetzt haben sich etliche Unternehmen zusammengetan, um das Bilden von Fahrgemeinschaften zu forcieren.

Am 16. Januar 2017 startet die neue Fahrgemeinschaftsplattform für die Automobil- und Logistikbranche im Leipziger Norden. Nutzen will man dazu die schon deutschlandweit etablierte Plattform „Flinc“. Mit dem Startschuss können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen das Angebot nutzen und testen.

Der Leipziger Norden ist mit seinen Gewerbegebieten für die Automobil- und Logistikbranche zu einem immer bedeutenderen Jobangebot des Ballungsraums Leipzig/Halle geworden. Mittlerweile sind über 20.000 neue Arbeitsplätze entstanden und die Arbeitskräfte kommen aus einem Umkreis von oftmals bis zu 50 Kilometern.

In Untersuchungen zum Pendlerverhalten wurden nun im Güterverkehrszentrum (u.a. Porsche) und im Umfeld des Industriepark Nord (u. a. BMW) Wohnorte und Pendlerverbindungen ermittelt. Dabei stellte sich heraus, dass die Beschäftigten, die im Leipziger Stadtgebiet und in Nähe der S-Bahn-Strecke wohnen, mit dem öffentlichen Nahverkehr erreicht werden können. Manche kommen mit der S-Bahn ganz gut hin, ins Güterverkehrszentrum und zum BMW-Werk fahren extra eingerichtete Buslinien.

Doch für viele Pendler aus dem ländlichen Raum stellt, insbesondere zu den Schichtzeiten, oft das Auto die einzige praktische Möglichkeit dar.

Da die Mehrzahl der Pendler mit dem Auto allein unterwegs ist, hat sich eine Arbeitsgruppe aus Unternehmen der Automobil- und Logistikbranche im Leipziger Norden gegründet. Zielstellung war, nachhaltige Pendlermobilität zu ermöglichen, bei der neben Kostenersparnis und Umweltschutz auch das soziale Miteinander befördert wird. Neben dem öffentlichen Nahverkehr für dichter besiedelte Gebiete wurde die Mitfahrgemeinschaft als ein Angebot untersucht. Nach einer Vorstellung verschiedener Fahrgemeinschafts-Plattformen haben sich Unternehmensvertreter mit insgesamt rund 20.000 Beschäftigten darauf verständigt, gemeinsam die Fahrgemeinschaftsplattform „Flinc“ zu empfehlen.

„Wir wollen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst wenig Zeit aufwenden müssen, um zwischen dem Wohnort und unserem Werk zu pendeln. Als Ergänzung zum ÖPNV im Leipziger Norden unterstützen wir deshalb die Fahrgemeinschaftsplattform FLINC und bieten diese aktiv unserer Belegschaft an“, erläuterte Dirk Wottgen, Leiter Personalwesen, BMW Group Werk Leipzig, das gemeinsame Anliegen.

Und Stefan Althoff, Leiter Personalwesen Porsche Leipzig GmbH: „Für uns ist FLINC ein Instrument der Nachhaltigkeitsstrategie: Täglich fahren rund 4.000 Mitarbeiter zum Werk. Mit der App können sie nun problemlos Fahrgemeinschaften bilden und damit die Umwelt schonen. Zusätzlich stärken wir mit dem Angebot den Standortfaktor Infrastruktur und tragen somit zur Attraktivität der Wirtschaftsregion bei.“

Beteiligt sind die Leipziger Niederlassungen der Firmen AVANCE Automotive, BLG Industrielogistik, BMW Werk Leipzig, DB Schenker, Deutsche Post AG NL Brief, DRÄXLMAIER Group Eldra Kunststofftechnik, I.K. Hofmann, Porsche Werk Leipzig, Rhenus SE & Co. KG , Rudolph Automotive Logistik, SAS Autosystemtechnik, Schnellecke Sachsen, ThyssenKrupp Automotive Systems.

Und oft passen die Schichtdienste in den logistikbasierten Orten auch nicht mit den Fahrzeiten des ÖPNV zusammen. Ein Thema, auf das Angela Jacobs, Personalleiterin, Deutsche Post/DHL eingeht: „DPDHL arbeitet im Brief- und Paketzentrum zu ungünstigen Zeiten, in denen der öffentliche Personennahverkehr nicht nutzbar ist. Diese neue Fahrgemeinschaftsplattform bietet eine interessante und kostengünstige Alternative, den Arbeitsweg in das GVZ zu absolvieren und sie spricht auch Bewerber an, die bisher ausschließlich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen waren. FLINC trägt dazu bei, unsere zertifizierten Umweltziele, die in unserer Initiative Go Green verankert sind, konsequent umzusetzen.“

Bei „Flinc“ geht es dann einfach darum, dass sich alle Personen, die künftig Fahrgemeinschaften bilden möchten, über eine App anmelden. Das ist übrigens jetzt schon möglich – auch für Suchende außerhalb des Gewerbegebietes. Nur macht es das natürlich für diesen Knotenpunkt in der Region besonders sinnvoll und macht auch für die Betroffenen Sinn, die dabei eben nicht nur Fahrzeuge gemeinsam nutzen, sondern letztlich auch Sprit und Geld sparen.

Oder in der Werbesprache von „Flinc“: „Im Gegensatz zu herkömmlichen Mitfahrzentralen vermittelt flinc kurze Fahrten zum Job, zur Uni und zum Sport. Die Vermittlung erfolgt dynamisch und von Tür zu Tür. Mitfahrer gelangen mit flinc schnell und bequem ans Ziel. Fahrer erhalten von Mitfahrern einen Spritkostenzuschuss und haben jeden Tag die Möglichkeit, nette Menschen kennenzulernen.“

Das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig ist Mitinitiator des Projektes und unterstützt das neue Angebot.

„Die Unternehmen im Leipziger Nordraum stellen den industriellen Schwerpunkt der Region Leipzig/Halle dar. Mit dem Wachstum dieser Unternehmen ist auch das Wachstum der Stadt Leipzig einhergegangen. Diesen Erfolgsweg wollen wir weiter vorantreiben – gemeinsam getragen von Unternehmen, Beschäftigten und der Stadt Leipzig. Eine nachhaltige Pendlermobilität stellt hierbei ein wichtiges Element dar“, sagt Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht.

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