Brandgefährlich und obendrein ineffizient - die Energieberatung der Verbraucherzentrale Sachsen geht einigen Fehlaussagen zum baulichen Wärmeschutz nach. "Hohe Brandgefahr bei Wärmedämmung mit Polystyrol-Platten" lautete die Meldung im Sommer dieses Jahres, die viele Häuslebauer und Sanierende verunsicherte und die gesamte Wärmedämmung in Verruf brachte.

“Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte bei der Wärmedämmung auf unabhängigen und fachkompetenten Rat nicht verzichtet werden”, rät André Trispel, Energieberater der Verbraucherzentrale Sachsen. Was an den Meldungen zur Wärmedämmung Dichtung und was Wahrheit ist, erklärt der Experte.

“Dämmung erhöht die Brandgefahr”

Das hängt vom Dämmstoff und der korrekten Verarbeitung beim Einbau ab. Mineral- und Steinwolle, Mineralschaumplatten sowie Perlite sind z. B. überhaupt nicht brennbar. Bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) und deren Ausführung mit Polystyrolplatten muss aber zwingend ein so genannter Brandriegel mit Mineralwolle eingefügt werden, um das Risiko einer schnellen Brandausbreitung über die Fassade zu reduzieren. Werden Dämmmaßnahmen korrekt unter Beachtung aller Brandschutzbestimmungen durchgeführt, besteht keine erhöhte Feuergefahr. Im Vergleich mit der Gesamtzahl aller Hausbrände spielen Wärmedämmverbundsysteme praktisch keine Rolle.“Die Außenwände veralgen”

Hier sind vorrangig die Wärmedämmverbundsysteme als Verursacher an den Pranger gestellt worden. Richtig ist, dass die äußere Putzschicht bei gedämmten Wänden eine niedrigere Temperatur hat und damit das Abtrocknen von Regen- und Kondenswasser verzögert. Grundsätzlich sind für den mikrobakteriellen Befall jedoch noch mehr Komponenten ausschlaggebend: Die Bewitterung, die Himmelsrichtung, die Nähe zu Bäumen und Sträuchern und der fehlende Schutz durch vorspringende Bauteile (Dachüberstand, Fensterbank, Erker, Vordach). Idealerweise sollte daher bei Neubauten ein konstruktiver Witterungsschutz mit geplant werden. Auch die Wahl eines dickeren Deckputzes kann durch die höhere Speicherung der Strahlungswärme zu etwas höheren Temperaturen der Putzoberfläche führen.

“Dämmung amortisiert sich nicht”

Richtig ist: Dämmung lohnt sich, insbesondere bei einem schlechten Ausgangszustand, aber je nach Maßnahme dauert das seine Zeit. Entscheidend sind dafür die Kosten der Dämmung, die Energieeinsparung und vor allem die künftigen Steigerungen der Energiepreise. Nötig sind immer eine Einzelfallbetrachtung im Rahmen einer Energieberatung und anschließend die richtige Ausführung der Dämmmaßnahmen durch die Handwerker. Wichtig ist, den richtigen Zeitpunkt für eine Maßnahme nicht zu verpassen. Wenn z. B. ein Gerüst bereits steht und beispielsweise ohnehin der Putz erneuert oder die Fassade neu gestrichen werden müssen, so fallen die zusätzlichen Kosten der Dämmung deutlich weniger ins Gewicht.

Der kontinuierliche Anstieg der Energiepreise sorgt dafür, dass die Einsparungen mit der Zeit lukrativer werden. Außerdem ist die Investition heute kalkulierbar, während hinsichtlich der Energiepreise wenig Planungssicherheit herrscht. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte berücksichtigen, dass viele Sanierungsmaßnahmen z. B. aufgrund neuer Standards oder der Instandhaltung irgendwann ohnehin angegangen werden müssen. Unter Umständen können dafür auch Fördermittel in Anspruch genommen werden.

Bei Fragen zum baulichen Wärmeschutz wie zu vielen weiteren Fragen des Energiesparens und der Energieeffizienz bietet die vom BMWi geförderte Energieberatung der Verbraucherzentrale Sachsen verschiedene Beratungen: online, telefonisch oder gegen einen Kostenbeitrag von fünf Euro pro halbe Stunde in einem persönlichen Beratungsgespräch. Alle Beratungsstandorte, Vor-Ort-Kontakte und weitere Informationen gibt es unter www.verbraucherzentrale-energieberatung.de. Termine und Beratung unter Tel. 018-809802400 (kostenfrei aus dem deutschen Festnetz, abweichende Preise für Mobilfunkteilnehmer).

www.verbraucherzentrale-sachsen.de

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