Steigen die Mieten in Leipzig oder steigen sie nicht? Die "Bürgerumfrage 2013" sah keine Mietpreissteigerung, keine weitere Steigerung der Bestandsmieten, sondern einen recht stabilen Mittelwert von 5,08 Euro je Quadratmeter. Doch nun hat die Stadt Leipzig den neuen Mietspiegel vorgelegt, der für 2014 doch schon ein spürbar höheres Preisniveau gegenüber dem Vergleichsjahr 2012 ausweist.

Der Leipziger Mietspiegel 2014 wurde durch das Sozialamt und das Amt für Statistik und Wahlen wieder auf der Grundlage einer repräsentativen Stichprobenerhebung erarbeitet.

“Der Mietspiegel leistet einen wichtigen Beitrag, um langwierige Auseinandersetzungen um eine zulässige Miethöhe zu vermeiden,” so Bürgermeister Thomas Fabian. “Er bietet eine gute Grundlage, um sich über die in Leipzig üblichen Mieten zu informieren. Im Vergleich zum Mietspiegel 2012 sind die Mieten leicht gestiegen.”

Der Unterschied zu den Werten aus der “Bürgerumfrage”: Der Mietspiegel weist nicht die Höhe der Bestandsmieten aus, sondern die ortsübliche Vergleichsmiete. Diese wird gebildet aus den Mieten, die in den letzten vier Jahren vereinbart oder geändert worden sind. Damit ist sie ein Mischwert zwischen den Bestandsmieten (die in der Regel weiter als vier Jahre zurückreichen) und den Angebotsmieten auf dem aktuellen Wohnungsmarkt.

Für die Befragung wurden 8.561 Mieter per Zufallsverfahren ausgewählt. Von 2.437 Mietern konnten die Daten ausgewertet werden. Das Verhältnis von Neuvertragsmieten gegenüber veränderten Bestandsmieten lag bei 68 zu 32 Prozent. Die unveränderten Bestandsmieten wurden also augenscheinlich nicht erfasst, was dann das signifikant höhere Mietpreisniveau ergibt.Der Mietspiegel wurde, wie bereits beim letzten Mietspiegel von 2012, mit Hilfe des sogenannten Regressionsverfahrens ermittelt. Die auf Basis dieser Methode entstehenden Mietspiegeltabellen sind gut verständlich und bieten eine feine Differenzierung nach Wohnmerkmalen, betont die Stadtverwaltung. Bei Anwendung der Mietspiegeltabellen sei die nahezu punktgenaue Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete für eine bestimmte Wohnung möglich.

Fachlich begleitet wurde die Erarbeitung durch den Arbeitskreis Mietspiegel, dem der Leipziger Mieterverein und Vertreter der Leipziger Wohnungswirtschaft, der Wissenschaft und der Justiz angehören.

Nach dem neuen Mietspiegel bewegen sich die Mieten in Leipzig im Durchschnitt mittlerweile in einer Spanne von 3,85 Euro und 6,95 Euro. 2012 lag diese Spanne noch zwischen 3,79 Euro und 6,24 Euro. Dabei gibt es mittlerweile in allen Baujahrsgruppen und Wohnungsgrößen ähnlich große Spreizungen. Die begehrten Wohnungen im Gründerzeitbestand (vor 1919) wurden dabei durchaus auch zu Quadratmeterpreisen ab 4,22 Euro je Quadratmeter vermietet, aber auch Quadratmeterpreise von 6,71 im Segment der größeren Wohnungen ab 90 Quadratmeter) finden sich.Auch wenn der “Mietspiegel” die Spreizung nach Wohnungsgröße und Baualter betont, kommt es in Leipzig nach wie vor auf die Lage der Wohnung an. Mieten über 6 Euro je Quadratmeter sind fast ausschließlich im innerstädtischen Bereich zu erzielen, in den weiter entfernten Stadtbezirken kann man bei Gründerzeitwohnungen von einem Mietdurchschnitt von 5,24 Euro je Quadratmeter ausgehen.

Das liegt trotzdem 25 Cent über dem Durchschnitt von 2012 und zeigt, dass die Nachfrage nach Wohnungen auch in diesem Segment im gesamten Stadtgebiet gestiegen ist. Der starke Zuzug immer neuer Bewohner nach Leipzig macht sich bemerkbar. Auch bei Wohnungen, die zwischen 1919 und 1945 entstanden, stieg das mittlere Vermietungslevel von 5,11 auf 5,22 Euro, bei zwischen 1945 und 1960 erbauten Wohnungen von 5,02 auf 5,22 Euro je Quadratmeter.

Geringe Steigerungen gab es auch bei Neuvermietung im Plattenbau (1960 bis 1990) von 4,55 auf 4,64 Euro. Immer mit der Betonung: Das ist das Mittel. Kleine Wohnungen in diesem Baualter-Segment konnten durchaus auch bis zu 6,89 Euro kosten in der Neuvermietung. Was auch damit zu tun hat, dass gerade kleine, von Singles gesuchte Wohnungen unter 45 Quadratmetern so langsam rar werden im Stadtgebiet. Die teuersten Wohnungen sind freilich die jüngeren Baualtersklassen ab 1990, die im Schnitt für 5,92 Euro neu vermietet wurden, 19 Cent mehr als noch vor zwei Jahren.

Der “Mietspiegel” zeigt also recht deutlich, wie sehr die durch das Bevölkerungswachstum getriebene Nachfrage seit 2012 auch das Mietpreisniveau bei Neuvermietungen hat ansteigen lassen – im Schnitt um die 20 Cent je Quadratmeter.

Der Leipziger Mietspiegel 2014 ist ab dem 15. Dezember in allen Bürgerämtern erhältlich. Er wird gegen eine Schutzgebühr in Höhe von 4,00 Euro abgegeben. Bestellungen für Druckexemplare nimmt das Sozialamt unter der E-Mail: mietspiegel@leipzig.de entgegen. Für den Versand fallen zusätzliche Kosten an.

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