Ist das nun ein Pillepalle-Antrag, den die SPD da gestellt hat zu Plastiktüten in Leipzig oder nicht? Aus Sicht der Leipziger Stadtverwaltung war es jedenfalls einer. Sie hat in ihrer Stellungnahme alle Mühe darauf verwandt, zu erklären, dass das Thema die Stadt eigentlich nichts angehe. Oh doch, erklären jetzt die Grünen. Die Stadt habe sehr wohl Einfluss, sie hat keinen Grund zum Kneifen.

Der Runde Tisch, den der SPD-Antrag forderte, sei ein Anfang. Aber wie ist es bitteschön mit den ganzen Wochenmärkten und Weihnachtsmärkten und sonstige Marktereignissen in der Stadt? Kann es sein, dass das Marktamt sehr wohl Einfluss darauf hat, wie den Kunden dort die Ware ausgereicht wird?

“Den von der SPD eingebrachten Antrag zur Einrichtung eines Runden Tisches zur Plastiktütenvermeidung begrüßen wir, er geht uns aber als Grüne Partei nicht weit genug”, erklärt deshalb die Stadträtin und umweltpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Anett Ludwig. “Es braucht verbindliche Vorgaben, um Plastiktüten im Handel zu vermeiden! Daher fordern wir die Stadtverwaltung auf, zu prüfen, wie die Vergabe von Stoff- und Papiertragetaschen bei Markt- und Großveranstaltungen für die Händlerinnen und Händler verpflichtend geregelt werden kann. Bisher gibt es nur sehr vereinzelte Initiativen im Einzelhandel zur Vermeidung von Plastiktüten.“

Das tut die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einem Änderungsantrag zum Antrag der SPD-Fraktion „Leipzig ohne Plastiktüten“.

Denn Fakt ist: Plastikmüll ist längst zu einer Plage geworden. Und von geschlossenen Stoffkreisläufen kann auch im heutigen Recycling nicht gesprochen werden. Massenhaft geraten auch Plastiktüten in die freie Natur, die Flüsse und Weltmeere.

Plastiktüten und -verpackungen benötigen je nach Kunststoff 100 – 500 Jahre um zu verrotten. Das hat fatale Folgen für die Umwelt, stellen die Grünen in ihrem Antrag fest. Jährlich werden etwa sechs Milliarden Plastiktüten allein in Deutschland verbraucht. Im Durchschnitt wird eine Plastiktüte nur 25 Minuten benutzt. Andere Städte wie Chemnitz oder Kiel seien da schon viel weiter: Im Chemnitzer Stadtrat wurde mehrheitlich die Vermeidung von Plastiktüten in die Marktsatzung aufgenommen. In der Stadt Kiel wurde einstimmig beschlossen, dass freiwillig auf Plastiktüten und -verpackungen verzichtet werden soll.

Beides scheint notwendig: die freiwillige Selbstverpflichtung der Händler und eine Aufnahme der Vermeidungspflicht in die Leipziger Marktsatzung. Die Stadt kann schon was tun – wenn sie nur will.

Anett Ludwig: “Hier sollte die Stadt Leipzig mit positivem Beispiel vorangehen und die Leipzigerinnen und Leipziger durch Anzeigen im Amtsblatt, durch Informationsflyer oder in Kooperation mit der Verbraucherzentrale aufklären.“

Der Änderungsantrag der Grünen.

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