Dieser Tage bekommen Kunden der Sparkasse Leipzig Post. Am 1. April wird das Leipziger Finanzinstitut neue Kontenmodelle einführen. Das dürfte auch so manchen Sparkassen-Kunden überraschen. Ist denn Konto nicht gleich Konto? Künftig nicht mehr. Künftig gibt es Konten quasi in Kleidergröße: angepasst an Bedarf, Nutzerverhalten und irgendwie auch an den Geldbeutel. Vier verschiedene allein für Privatkunden.

Bis jetzt gab es im Grunde nur die Wahl zwischen zwei verschiedenen Angeboten: einem für den klassischen Sparkassenkunden (5 Euro im Monat) und einem für Online-Nutzer (3 Euro im Monat). “Wir haben in den vergangenen Monaten unsere gesamten Kontomodelle auf den Prüfstand gestellt”, sagt Martin Bücher, der bei der Sparkasse Leipzig fürs Privatkundengeschäft zuständig ist. Man hat mit den eigenen Kundenberatern gesprochen, hat Kunden zu ihren Erwartungen und Bedürfnissen gefragt, aber auch zu Knackpunkten wie Nutzungskomfort und Sicherheit.

Herausgekommen sind jetzt vier verschiedene Kontomodelle für Privatkunden, die darauf Rücksicht nehmen sollen, was der Nutzer eigentlich möchte und erwartet. Die Preisunterschiede kommen vor allem durch all jene Posten zusammen, die beim klassischen Konto immer noch extra bezahlt werden müssen: Buchungen, Kontoauszüge, Ein- und Auszahlungen, Kreditkarten usw. Die meisten Kontoinhaber nehmen diese Posten und Pöstchen, die sich im Lauf von Monaten und Jahren zusammenläppern, kaum wahr – es sei denn, sie studieren ihre Kontoauszüge sehr genau.

Beim preiswertesten Konto, das die Sparkasse ab dem 1. April anbietet, dem GiroKlassik, bleiben die meisten dieser Posten extra. Dafür sinkt die Monatsgebühr für dieses Konto auf 1,90 Euro. Das käme dem klassischen Sparkassenkunden, der sein Verhalten nicht groß ändern wolle, entgegen, betont Bücher.

Bei GiroDirekt, bei dem dann Online-Buchungen und beleglose Buchungen mit eingepreist sind, entsteht zwar eine Monatsgebühr von 3,90 Euro, aber das Institut geht davon aus, dass Kunden, die sich für dieses Konto entscheiden, sowieso schon selbstverständlicher online unterwegs sind und sich auch ihre Kontoauszüge gleich zu Hause ausdrucken, statt noch zum Automaten zu laufen. Und irgendwie nimmt man auch an, dass sie etwas lockerer mit dem Geld umgehen und auch mal in den Dispositionskredit rutschen. Deswegen gibt es für dieses Konto erstmals einen Dispo-Freibetrag von 100 Euro, für den noch keine Dispo-Zinsen anfallen.

Beim GiroKomfort-Konto erhöhen sich die Zugaben noch weiter, hier steckt auch eine kostenlose zweite SparkassenCard mit drin und ein Dispo-Freibetrag von 150 Euro. Kassenauszahlungen und Buchungen kosten nicht mehr extra, sind mit eingepreist in die 6,90 Euro Monatsgebühr. Und für die ganz Ambitionierten gibt es auch noch eine GiroPremium-Variante, erkennbar am Diamanten (wie auf der knallroten Tasse). Hier stecken auch gleich noch die Kreditkarten mit im Paket, 500 Euro Dispo-Freigrenze und auch noch beim Dispo-Zins ein Vorteil von 4 Prozent. Letzteres bedeutet: Wo der normale Verbraucher, der in den Dispo rutscht, heute 7 Prozent zahlt auf das in Anspruch genommene Geld, käme ein GiroPremium-Kunde mit 3 Prozent davon. Dafür kostet dieses Konto dann auch 11,90 Euro im Monat.

Aber wer findet sich da noch durch? Braucht man jetzt einen eigenen Kontoberater?

Nicht unbedingt, meint Büchel. Man kenne ja die Nutzungsgewohnheiten der Kunden und werde ihre Konten auch entsprechend ihrer Nutzergewohnheiten einfach umstellen. Darauf will man alle Kunden mit der am Dienstag, 26. Februar, gestarteten Mail-Aktion hinweisen. Was natürlich nicht bedeutet, dass alle Fragen ausgeräumt sind. Für Viele wird es trotzdem ein Umgewöhnungsprozess. Und mancher Kunde wird die ganzen Extra-Angebote vielleicht auch gar nicht haben wollen.

Deswegen könne jeder Sparkassen-Kunde die Gelegenheit nutzen, mit seinem Kundenberater Kontakt aufzunehmen und sich das Ganze erklären zu lassen. Oder wer es gleich wissen will, kann auf der Sparkassen-Seite den Konto-Finder aufrufen. Der funktioniert so, dass jeder Nutzer all das anklickt, was er in seinem Konto gern haben möchte – das Programm spuckt dann das Konto-Modell aus, das dazu passt.

Bei allen Nutzern unter 27 Jahren kann dann passieren, dass das Programm ein fünftes Konto-Modell als das richtige ausspuckt: Das ist das Jugendkonto GiroFlex, das die Sparkasse für junge Menschen in der Ausbildung anbietet. Das kostet in der Kontoführung auch weiterhin nichts. Dafür lockt die Sparkasse die GiroFlex-Inhaber jetzt mit einem Übergangsmodell ins bezahlte Girokonto: Die Monatsgebühren im GiroKomfort und im GiroPremium steigen über drei Jahre hin gestaffelt an.

Beim GiroKlassik gibt es diese Staffelung nicht. Aber da gehen die Sparkassen-Leute davon aus, dass junge Kunden sowieso gleich mit Online-Banking unterwegs sind und mit GiroDirekt einsteigen.

Aber auch für Geschäftskunden wird es ab dem 1. April differenzierter. Aus einem einheitlichen Geschäftskunden-Kontomodell für alle werden ab April vier verschiedene Angebote. “Nach dem BahnCard-Modell”, betont Andreas Koch, der bei der Sparkasse Leipzig für den Geschäftskundenbereich zuständig ist. Auch hier steigen die monatlichen Kontoführungsgebühren mit dem Modell. Das Einstiegsmodell für Gründer und Kleinstfirmeninhaber ist dann das GiroFirm für 6,90 Euro im Monat. Mit GiroFirm 20, 40 und 60 steigen dann zwar die monatlichen Kontoführungsgebühren (bis auf 39,90 Euro). “Aber wir nehmen damit Rücksicht auf die unterschiedlichen Nutzungsarten”, sagt Koch. Da größere Firmen in der Regel mehr Buchungen haben, kommt hier ein Rabattsystem zum tragen, das die Einzelabrechnung der Buchungen  mit 20, 40 bzw. 60 Prozent rabattiert.

Auch hier will die Sparkasse schon bei der Umstellung der Konten die bisherigen Nutzergewohnheiten berücksichtigen und den Firmenkunden die passgenauen Vorschläge machen. “Und ein Ziel dabei ist natürlich auch, die Firmenkunden dazu zu animieren, ihre Geschäftskonten zusammenzulegen, um die Vorteile des Rabattsystems mitzunehmen”, sagt Koch. Und auch hier gibt es einen Online-Konto-Finder, mit dem man versuchen kann, das richtige Geschäftskundenkonto für sich zu finden.

Und für Privat- wie Geschäftskunden gelte, so betont Bücher, dass das Kontomodell auch wieder verändert werden könne, wenn es dem Kunden nicht gefällt.

Womit sich für die Sparkassenkunden wohl schon etwas andeutet, was auch für andere Geldinstitute bald der Normalfall wird: eine Vielfalt von Kontomodellen, die versuchen, das individuelle Verhalten der Nutzer abzubilden. Immerhin hat sich das mit all den Möglichkeiten des Online-Bankings oder des bargeldlosen Bezahlens schon deutlich ausdifferenziert.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 9 Kommentare

Da Karneval ist, sollte man solche Kommentare entschuldigen, Für die Bütt taugen die nicht, denn da ist Köpfchen gefragt,

Wie im wahrem Leben kann man auch im Karneval allein mit einer großen Klappe kein Aufsehen erregen.

Eine dreifache Rakete…..

Keiner wird gezwungen, Kunde der Sparkasse zu sein.

Wer sein Geldinstitut nach dem Prinzip “Geiz ist geil” auswählt, hat aus der Finanzkrise nichts gelernt. Scheinbar haben das viele schon vergessen.

Ich verstehe nicht, wieso die Sparkassenkunden allen Ernstes jahrzehntelang eine Grundgebühr bezahlen und dann noch jede Bewegung extra. Also 5 Euro dafür, allein, dass das Kontoblatt im Schrank warm gehalten wird?

Es gibt genügend andere Banken, wo es möglich ist, keine Grundgebühr zu bezahlen (sei es, dass es eh kostenlos ist, sei es durch einen Mindesteingang).

Und dieses Online-Banking ist de facto ein eingebauter Bumerang gegen den Kunden: denn bei einer Fehlbuchung muss der Kunde ein Gegenteil nachweisen.

Aus sicherer Quelle weiß ich, dass die hiesige Spaßkasse schon mal eine Online-Fehlbuchung getätigt hatte, obwohl der Kontoinhaber gar keine Online-Funktion aktiviert hatte (sondern nur ein “Papier”-Konto besaß – aus rechtlichen Gründen).

Also große Vorsicht mit diesem Online-Chichi!

Nun, jeder wird erkennen, dass hier die Preiserhöhung kaschiert werden soll.
Ich habe jedoch Verständnis dafür. Der nicht aus prinzipiellen Gründen zu einer Bank mit hohen ethischen Prinzipien wechseln möchte, sollte dennoch bei der Sparkasse bleiben. Mehrfach habe ich selber in Vereinten in Leipzig erlebt, dass sie Sparkassenspenden empfingen. Und, mit ihrem dichten Geschäftsstellennetz wird es wohl die Bank sein, die all die Einwanderer versorgen wird.
Ich hab das Programm 4-5 mal durchgespielt und dann meine Lösung gefunden.

Großes Kopfschütteln hat dieser Beitrag bei mir ausgelöst.
Ein Wirrwarr an Kontomodellen; gerade richtig für Oma Krause…

Ich bin schon lange nicht mehr bei der Sparkasse, da mein rein online geführtes Konto in keinem Verhältnis zu monatlichen 3 Euro stand.

Den Aufwand zur Ermittlung dieser verrückten Kontomodelle hätte man sich sparen können – und stattdessen EIN Konto mit 0 Euro Grundgebühr angeboten.
Meine Wahrnehmung ist, dass viele nur deswegen nicht zur Sparkasse wechseln, obwohl diese viele Filialen unterhält.

Schreiben Sie einen Kommentar