Ganze drei Jahre hat es nach Angaben der Stadt gedauert. Heute, am 30. September 2013, war es nun soweit: Die Seite leipzig.de ist runderneuert. Und das Ergebnis? Nun, wie sagt man es, ohne die Arbeit von fünf beteiligten Firmen bloßzustellen. Bescheiden, nehmen wir bescheiden und Standard. Das muss reichen für den Einstieg auf leipzig.de. Doch es werden weitere Anpassungen folgen. Erst für den PC-Nutzer, dann auch eine mobile Version im Jahr 2014.

Nein, so schlimm ist es dann doch nicht. Die Seite funktioniert, man kann sie benutzen, das Menü zu allen Kategorien klappt verlässlich auf und zu. Ein Aushängeschild für Leipzig hingegen ist sie noch nicht geworden. Wer Slideshows mag, findet eine vor. Ganz oben, da, wo Freunde der Effekte sie eben positionieren und wo sie das erste Drittel der Seite einnehmen kann. Die Seite ist mit der Opensource-Software Typo3 erstellt, was zukünftige Weiterentwicklungen erleichtern dürfte. Hier finden sich die Neuigkeiten, also das, was die Redakteure der Stadt Leipzig wichtig finden. Ansonsten wäre vielleicht ein Betaversionshinweis durchaus angebracht gewesen, denn eine Mobilversion für Handynutzer sieht die Seite derzeit noch nicht vor, weitere Nacharbeiten sind bereits in Planung. Mit dem Mobiltelefon soll es dann im ersten Halbjahr 2014 besser klappen, wie der Pressechef der Stadt, Matthias Hasberg, heute auf L-IZ-Nachfrage indirekt bestätigte (siehe Interview).

Es ist viel, was da die Techniker und Mitarbeiter an Informationen und Material von einem alten System in das neue schaufeln mussten. Das Ergebnis ist der Versuch, letztlich wirklich wichtige Stadtinformationen, wie diverse Öffnungszeiten, Ämteradressen und Unterlagen für Anträge mit dem Anspruch einer Informations- und Newsseite zu kreuzen. Beteiligt waren der städtische Dienstleister Lecos GmbH, EWERK (Leipzig), KOCMOC.NET (Leipzig), das MedienKombinat (Chemnitz).
Gewonnen haben die News und Veranstaltungshinweise, sie finden sich oben. Andere Informationen sind weiter nach vorn geholt und im (zu) riesigen Menüfeld unter den sechs neuen Kategorien gelandet. Neu laut Stadtangaben nun: “Aus den bisher drei Kategorien Bürger, Wirtschaft und Tourismus wurden sechs. Die Bürgerinnen und Bürger finden jetzt auf den ersten Blick die Themenblöcke Bürgerservice, Jugend, Familie und Soziales, Freizeit, Kultur und Tourismus, Wirtschaft und Wissenschaft, Bauen und Wohnen sowie Umwelt und Verkehr. Ein Mega-drop-down-Menü erleichtert die Navigation und führt den Nutzer schneller zum Ziel, indem es bereits mehrere Navigationsebenen anzeigt.” Hier wäre – aufgrund der vielen zu platzierenden Menü- und Untermenüpunkte – ein zweistufiges Klappmenü wohl übersichtlicher und benutzerfreundlicher, welches die Untermenüs erst zeigt, wenn man mit der Maus drüberfährt.

Ebenfalls neu ist auch ein Veranstaltungskalender, der neben städtischen Terminen auch für Veranstaltungen von Kultur und Freier Szene offensteht. Was durchaus die Frage aufwerfen könnte, ob damit die Stadt die Aufgaben der Leipziger Zeitungen und Magazine, also der Presse, übernimmt? In Zeiten von überall verfügbaren Terminplanern jedoch eine naheliegende Idee.”Verbessert wurde auch die Suchfunktion. Bei der Entwicklung wurde auf möglichst große Barrierearmut geachtet”, so die Stadt heute in ihrer Mitteilung zum Relaunch. Das freut und ein erster Test zeigt – die Trefferquote ist gut.

Ansonsten kommt erwartungsgemäß schon mit dem Start die Kritik im Netz über eben das, worüber man letztlich immer, ausgiebig und trefflich streiten kann. Die Optik. Und bei dieser ist in der Tat neben der Aufgabe der Macher der neuen Seite, wortwörtlich tausende Seiten neu zu positionieren, die seltsamste Entwicklung geschehen. Im Zeitalter der reduzierten Layouts passiert auf Leipzig.de das, was das Reduzieren mit sich bringen kann: es wirkt nicht luftig, sondern eher langweilig, sachlich nüchtern und emotionslos. Aber ein guter Webdesigner will und muss genau das erreichen: Emotionen wecken. Wäre nicht das Logo der Stadt Leipzig sowie die Fülle an Leipzig-Informationen geblieben – man könnte schon etwas grübeln, ob man hier auf der Webpräsenz des nach wie vor eifrig gesuchten Ortes Hintertupfingen gelandet sei.

Eine Anmutung, welche sich aber leicht verändern ließe – alles eine Frage der kommenden Veränderungen – doch bei der Optik ist tatsächlich noch Luft nach oben. Von Leipzig.de sehen und anschließend sterben zu können, sollte nicht die Rede sein.

Dass der Bürger auf seiner Stadtseite eine wie auch immer geartete Mitsprache hätte, konnte man erhoffen, doch noch scheint der Aufwand dem Herausgeber zu groß. Selbst ein altertümliches Gästebuch oder – etwas moderner – eigenes Forum fehlt nach wie vor. Stattdessen füttert man von leipzig.de aus weiterhin die sozialen Netzwerke, allen voran Facebook mit Werbevieh und lagert so die dennoch entstehende Kommunikation aus. Hier verschenkt man Potenziale. Zumindest hat man die Deaktivierung der Weichen zu und von Facebook und Co. standardmäßig voreingestellt. Will man als datenschutzbewusster Nutzer der Seite leipzig.de auch zukünftig, dass Facebook nicht wirklich jeden Schritt im Netz mitbekommt, sollte man dies wohl auch so belassen.

Zur Seite der Stadt Leipzig

www.leipzig.de

Hintertupfingen?

wikipedia | Hintertupfingen

Zum Artikel vom 1. Oktober 2013 auf L-IZ.de

Leipzig.de nicht sehen können: Konrad Riedel “leipzig.de ist gegen Auftrag des Stadtrates nicht barrierefrei”
Welche Firmen waren an der Erneuerung der Seite leipzig.de beteiligt?

Unterstützt wurden und werden wir beim Relaunch von mehreren Dienstleistern. Die EWERK IT GmbH war und ist für die Bereitstellung, Anpassung und Erweiterung des genutzten CMS Typo3 sowie für die Erstellung der Templates für integrierte Fachanwendungen und Vereinigung der Templates verantwortlich. Das Design der Webseite wurde in Zusammenarbeit mit KOCMOC.NET entwickelt.

Bereitstellung und Anpassung der internen Datenbankschnittstellen zur Stadtverwaltung übernimmt die Lecos GmbH, der städtische IT-Dienstleister, in Zusammenarbeit mit der EWERK RZ GmbH. Die Erstellung der Templates für das Basissystem erfolgte durch die Chemnitzer das MedienKombinat.

Was hat die Erneuerung/Umstellung auf Typo3 genau gekostet?

Die Gesamtkosten sind noch nicht beziffert, der Jahresabschluss der Stadt steht noch aus.

Wie hoch sind die jährlichen Kosten zum Betrieb der leipzig.de? Bitte Technik und Personal getrennt angeben.

Die jährlichen technischen Betriebskosten belaufen sich für die Serverinfrastruktur inkl. der erforderlichen Wartung, dem Patchmanagement etc. auf ca. 120.000 Euro. Personalkosten werden nicht gesondert erhoben.

Welche Daten liegen den Angaben unter “Werbung” zu Grunde? Mit welcher Statistiksoftware wurden diese in welchem Erhebungszeitraum ermittelt?
Die Zahlen werden seit August 2012 über die Statistiksoftware Webtrekk Q3 ermittelt.

Wie erklären Sie sich das sehr ungewöhnliche 1 : 1-Verhältnis zwischen “Besuchen” (Visits) und “Lesern” (Unique User)?

Bei den von Ihnen genannten Zahlen handelt es sich um die des Vermarkters, die wir auf unserer Seite wiedergeben und der Zugang zu unserem Statistiktool hat. Das ungewöhnliche 1 : 1-Verhältnis zwischen “Besuchen” (Visits) und “Lesern” (Unique User) können wir uns nicht erklären.

Welche entscheidenden Kriterien haben zur Auftragsvergabe im Bereich Werbevermarktung an die Leipziger Volkszeitung geführt?

Die Vergabeentscheidung orientierte sich streng an den definierten Vorgaben und entsprach den gesetzlichen Vorschriften. Wichtigste Kriterien waren die Höhe der garantierten Mindestumsatzbeteiligung pro Jahr, die gewährte Umsatzbeteiligung in Prozent, das vorgelegte Vermarktungskonzept, aktuelle Referenzen im Bereich Webseitenvermarktung und im Anzeigengeschäft, der Nachweis über die Kapazität und berufliche Befähigung und Erfahrungen in der Vermarktung kommunaler Internetportale.

Welche weiteren Schritte (mobile Version, Nacharbeiten) erfolgen nun bis wann?

Die Nacharbeiten am jetzt gerelaunchten System werden im 4. Quartal 2013 durchgeführt. Die Planung der nächsten Schritte wird im Nachgang des Relaunches und des weiteren inhaltlichen Ausbaus von leipzig.de im ersten Halbjahr 2014 erfolgen.

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