Die Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) stehe für Gespräche zur Übernahme der EWE-Aktienmehrheit an der VNG Verbundnetz Gas AG (VNG) bereit, sollte sich die EWE entscheiden, ihre Anteile zu veräußern, das teilte die Leipziger Stadtholding am Freitag, 19. Dezember, mit. Dies habe die LVV so auch gegenüber der EWE signalisiert. Derzeit sei noch offen, ob die EWE AG ihre VNG-Beteiligung dauerhaft halten wird. Seit die EWE 2013 die Aktienmehrheit übernommen hat, knirscht es im Unternehmen.

Zumindest scheint die Chemie zwischen dem Mehrheitseigner EWE und den kleineren Aktionären insbesondere aus der VUB-Gruppe nicht mehr so recht zu stimmen. In der Verbundnetz Gas Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft sind die ostdeutschen Kommunen zusammengeschlossen, die zusammen eine Sperrminorität von 25,79 Prozent an der VNG halten. Damit sichern sie auch den Erhalt des Energieunternehmens am Standort Leipzig – und damit auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.

Die LVV prüfe nun alle Optionen, um die VNG am Standort Leipzig zu sichern und die strategische Bedeutung des Unternehmens für die Versorgungssicherheit in Ostdeutschland nachhaltig zu bewahren, betont die LVV-Geschäftsführung. Die VNG stehe für einen entscheidenden Teil der Infrastruktur für Versorgungssicherheit in Ostdeutschland und sei damit von großem öffentlichem Interesse. Als erfolgreiches ostdeutsches Unternehmen sei die VNG mit Konzernsitz in Leipzig für den Freistaat Sachsen und die gesamte Region von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung.

Die VNG versorgt mittlerweile nicht nur große Teile Ostdeutschlands mit Gas, sondern ist auch in mehreren anderen europäischen Ländern in den Gashandel eingestiegen. Sie hat auch ihre Bezugsquellen in letzter Zeit stark diversifiziert, ist nicht mehr überwiegend abhängig vom russischen Gasimport.

Seit der Übernahme der Aktienmehrheit durch die EWE AG führen die Aktionäre der VNG intensive Gespräche zur Standortsicherheit und die Regeln der künftigen Zusammenarbeit in der VNG. Da derzeit jedoch noch nicht absehbar ist, ob EWE ihre VNG-Beteiligung dauerhaft halten oder veräußern werde, habe sich die LVV dazu entschlossen, alternativ das eigene Interesse am EWE-Aktienpaket zu bekunden. Um dieses Vorhaben erfolgreich zu gestalten und die Investitionen der LVV-Gruppe in die Infrastruktur der Stadt Leipzig planmäßig voranzutreiben, sei eine nachhaltige Partnerschaft mit weiteren Investoren aus der Kommunal- und Finanzwirtschaft unerlässlich.

Immerhin gehen Schätzungen über den Wert des EWE-Aktienpaketes bis in eine Größenordnung von über 1 Milliarde Euro. Realistischer ist wohl ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag. Was nicht unbedingt heißt, dass sie zu dem Preis auf einem derzeit schwierigen Markt auch zu verkaufen sind.

Die LVV hält innerhalb der VUB den größten Anteil von 7,02 Prozent und hat auch schon Interesse an der Übernahme der Anteile von Nordhausen (0,55 Prozent) und Erfurt (4,21 Prozent) bekundet. Als Managementholding nimmt die LVV eigentlich die Leitungsfunktion für die Energie-, Wasser- und Abwasserversorgung sowie den Nahverkehr im Interesse der Stadt Leipzig wahr, steuert aber auch für Leipzig das Beteiligungsportfolio an der VNG. “Hinter der LVV steht zu 100 % die Stadt Leipzig”, betont das Unternehmen noch in seiner Mitteilung.

www.lvv.de
www.vng.de
www.ewe.de
www.vub-online.de

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