Am Freitag dieser Woche sah es auf einmal zappenduster im fantastischen Mittelalter aus. So jedenfalls die bibow communications GmbH alias Agentur „Sündenfrei“ in einer offiziellen Mitteilung an die Presse. Der zweite Leipziger Fantasymarkt „Jules“, geplant für den 31.10. und 1.11. im Kohlrabizirkus, würde ausfallen müssen. Seltsam daran eher die Begründung für die kurzfristige Absage. Der Kohlrabirkus sei einfach neu vermietet worden, mehr noch: „Alle für den Kohlrabizirkus geplanten Veranstaltungen bis Mitte November“ seien durch die Verwaltung des Veranstaltungsortes abgesagt oder verlegt worden, so Sündenfrei.

Es ist sicher jedermanns und –fraus Recht legal Geld zu verdienen, womit man eben möchte. Warum also nicht mit dem „Bücherzirkus Leipzig“, offenbar eine ziemlich große Nummer, bei welcher Bücher zum Diskountpreis seit vergangenem Wochenende und noch bis zum 16. November einen Monat lang in der 5.000 Quadratmeter-Rundhalle des Kohlrabizirkus verkauft werden. Hier heißt es seitens der Veranstalter des Outletverkaufs: „Auf dem Gelände des Kohlrabizirkus beherbergt das Outlet mehr als eine Million Bücher mit kleinen optischen Mängeln, die bis zu 90 Prozent reduziert sind. Ob Thriller, Krimis, Kochbücher, Ratgeber, Sachbücher, Belletristik, Bildbände, Kinderbücher, Liebesromane oder Jugendliteratur – Bücherwürmer und Leseratten sind im Bücherzirkus ab Oktober herzlich willkommen!“

Dennoch verwundert die Kurzfristigkeit und die Tragweite der Umbuchungen in der wieder hergerichteten Markthalle an den Tierkliniken seitens der Betreiber. Immerhin handelt es sich nach Eigendarstellung beim ausgebuchten „Jules II – der Leipziger Fantasy- Markt“ ebenfalls um keine kleine Geschichte. Von rund 100 Steampunk-Tüftlern, LARP- Gothik- und Mittelalterständen aus sieben Ländern spricht die Veranstaltungsagentur, die da am 31. Oktober Station machen sollten. Henri Bibow, der Geschäftsführer von „Sündenfrei“ erklärt: „Wir bedauern den Ausfall der Veranstaltung sehr und möchten uns in aller Form bei den Ausstellern, Fantasy-Darstellern und Künstlern sowie unseren potentiellen Besuchern entschuldigen.“

Mit Blick aufs kommende Jahr bleibt ihm statt einer Lösung derzeit nur ein Spruch. „Kommt Zeit, kommt Rat. Wir werden an einer Auflage 2016 arbeiten, aber den Standort prüfen.“ Auf der Veranstalterwebseite wird man noch deutlicher angesichts der mutmaßlichen Folgen für die eigene Veranstaltung. “Ob wir es noch einmal versuchen, vielleicht auch an einem anderen Ort, werden wir prüfen, wenn wir uns von diesem Schock erholt haben.”, so Sündenfrei derzeit.

Seit wenigen Stunden heißt es nun dazu in den sozialen Netzwerken zumindest: „Jules Ersatz – offener Markttag bei Mytholon Leipzig! Jules fällt aus, wir laden euch dafür alle zu uns aufs Lagergelände ein. Wir werden selber mehrere Stände aufbauen, Outlet, ein Tavernenzelt, Lagerfeuer und etwas Warmes zu Essen. 31.10.2015, 12.00 Uhr – open end, Leipzig Theresienstr. 2. Alle Aussteller, Händler, Akteure, Gäste die auf dem Jules sein wollten oder sich auch erst jetzt dazu entschließen sind herzlich Willkommen unser Gast zu sein und sich anzuschließen.“

Der Kohlrabizirkus Leipzig während des Kreativmarktes im Frühjahr 2015. Foto: L-IZ.de
Der Kohlrabizirkus Leipzig während des Kreativmarktes im Frühjahr 2015. Foto: L-IZ.de

Fallen wirklich alle anderen Veranstaltungen aus?

Während es hier also am heutigen Samstag für dieses Jahr eine Woche vor dem Termin zumindest zu einer kurzfristigen, verkleinerten Umverlegung kam, sind weitere Veranstaltungen, wie der „Kreativmarkt“, geplant von 7. bis 8. November 2015 oder der „Street Food Markt“, irritierenderweise mit dem 8. November auch auf dem gleichen Datum angekündigt, ebenfalls am Wackeln.

Noch soll sich die Dresdner Agentur „Projektzentrum Dresden“ für die Kreativproduzenten um eine Lösung im Kohlrabizirkus bemühen, während vom “Street Food Markt” derzeit trotz hohen Zuspruchs auf der Veranstaltungsseite auf Facebook nichts mehr zu hören ist. Die Werbung für den Kleinproduzentenmarkt in den sozialen Netzwerken läuft hingegen weiter, Händler können sich nach wie vor für den Termin in Leipzig anmelden und noch ist keine offizielle Absage bekannt. Doch der Vorgang rings um die Mittelalterfreunde erweckt den Eindruck, als ob es im Kohlrabizirkus derzeit eher kurzfristig zugeht. Was jedenfalls verwundern muss: Verträge zwischen Veranstaltern und den Kohlrabizirkus-Betreibern müssten eigentlich eine solche Kurzfristigkeit bei der Absage, wie beim „Jules II“ geschehen, ausschließen?

Bislang ist nur eines sicher: Zwei Veranstaltungen wie der „Bücherzirkus Leipzig“ und der maßgeblich von der Netzplattform „Dawanda“ unterstützte „Kreativmarkt“ passen trotz der großen Halle an den Tierkliniken nicht auf einen Platz. Der Bücherzirkus hat längst begonnen und noch liegen die Termine am 7. und 8. November „übereinander“. Und am 15. November soll es einen Nachtflohmarkt geben, während der Buchverkauf offiziell erst am 16. endet.

Auch der Blick auf die Internetseite des Kohlrabizirkus selbst hilft da nicht weiter. Hier finden sich überhaupt keine Terminangaben.

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