Rico Gebhardt, Fraktions- und Landesvorsitzender der Linken in Sachsen, und André Schollbach, Dresdner Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Stadtratsfraktion, erklären zum diesjährigen 13. Februar in Dresden: Wir halten den amtierenden Bundespräsidenten – bei allem Respekt vor seiner Freiheit, sich zu allen maßgeblichen Themen zu äußern – für einen ungeeigneten Redner zum 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens. Herr Gauck hat erst unlängst verlangt, Deutschland müsse seine Zurückhaltung bei militärischen Einsätzen aufgeben und auch mehr zu den Waffen greifen.

Wir betrachten dies in einem Land, das zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen hat, darunter den von 1939 bis 1945, der am 13. Februar 1945 zur Zerstörung Dresdens führte, für eine gänzlich falsche Ansage eines Staatsoberhauptes.

Dies gilt ums so mehr, als Herr Gauck schon in seinem Nachwort zum „Schwarzbuch Kommunismus” aus dem Jahr 1998 – „Einheimischen wie Vertriebenen galt der Verlust der Heimat als grobes Unrecht, das die Kommunisten noch zementierten, als sie 1950 die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten” – den Eindruck erweckt hatte, er halte die Akzeptanz der Oder-Neiße-Grenze für das Zementieren von Unrecht.

Zur jüngeren Vergangenheit des Umgangs mit dem 13. Februar in Dresden gehört, dass es lange gedauert hat, bis die Stadt darüber zu sprechen begann, dass die Garnisonsstadt Dresden ein wesentlicher Teil von Nazideutschland und keine unschuldige Kunst- und Kulturstadt war. Vergessen waren über viele Jahre die Geschichte von Tätern, Rassenwahn und Antisemitismus, Denunziation und Verfolgung, Zwangsarbeit und Rüstungsproduktion, wie das Bündnis „Dresden Nazifrei“ in seinem aktuellen Aufruf zum seit 2011 jährlich stattfindenden Mahngang „Täterspuren“ feststellt.

Wir werden uns daher gemeinsam mit der Bundesvorsitzenden der Linken, Katja Kipping, am Mahngang „Täterspuren“ beteiligen, nicht aber der Ansprache von Joachim Gauck beiwohnen. Viele Jahre haben Nazis aus ganz Europa an der Überhöhung und Verklärung des Schicksals Dresdens angeknüpft. Erst das Sichtbarmachen der gesamten Geschichte auf den Spuren der Täter und das daran anknüpfende Engagement der Zivilgesellschaft hat diesem braunen Spuk hoffentlich ein Ende bereitet. Von einer erneuten Überhöhung durch den Auftritt des Bundespräsidenten zum 70. Jahrestag halten wir nichts und werden uns daran nicht beteiligen.

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