Im Rahmen der Arbeit des Kriminalpräventiven Rates (KPR) fand am Montag die 33. Sicherheitskonferenz im Seminargebäude der Universität Leipzig statt. Zuvor diskutierte man über die Einflussfaktoren auf das Sicherheitsgefühl der Leipziger mit dem Schwerpunkt der Unordnung im öffentlichen Raum und ging auf wissenschaftliche Ansätze ein.

Wenn man sich die Innenstadt aus Sicht der Statistik anschaut, ist diese ein Hort der Kriminalität. Schaut man näher hin, liegt dies vorrangig an der vorliegenden Struktur des Stadtteils, erklärte Polizeipräsident Bernd Merbitz am Montag während der 33. Sicherheitskonferenz. Durch die vielen Geschäfte und Dienstleister häufen sich hier die Eigentumsdelikte.

Das Sicherheitsempfinden ist ein höchst subjektives. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) sind die Fallzahlen von Körperverletzungen von 2013 zum Folgejahr um über zehn Prozent gestiegen. Um acht Prozent waren die KFZ-Diebstähle gestiegen. Ein Schrei der Entrüstung folgte hier jedoch nicht. Andere Themen wie die Asyldebatte oder das Demonstrationsgeschehen um LEGIDA sind dafür präsenter.

Daher bestand auch bei der Sicherheitskonferenz ein Interesse daran, welche Faktoren sich auf das Empfinden auswirken. Weniger wirkt sich die reine Opfererfahrung oder die mediale Begleitung aus, sondern eher die Wahrnehmung von Unordnung, so die Begleitbroschüre zur Konferenz.

Berstende Fenster und herumliegender Müll

Einen wichtigen Impuls liefere auch die wissenschaftliche Betrachtung von Sicherheitslagen, führte Rosenthal aus. Im Rahmen der Broschüre wird dabei auf die Broken-Window-Theorie eingegangen. Sie besagt, dass bereits kleinste Normverstöße zu einer Kaskade von weiteren Verstößen führe.

Bürgermeister Heiko Rosenthal verweist auf Hilfsangebote. Foto: Alexander Böhm
Bürgermeister Heiko Rosenthal verweist auf Hilfsangebote. Foto: Alexander Böhm

Eine Anwendung erfuhr sie in New York Mitte der 90iger Jahre, wo bereits kleinste Verstöße die volle Härte des Staates nach sich zogen. Es war unter anderem eine Antwort auf die drastisch gestiegenen Gewaltverbrechen.

Stark verkürzt gesprochen besagt die These, dass, wenn rote Ampeln ignoriert werden, Müll herumliegt und Graffiti an den Wänden landet, nehmen auch andere Straftaten wie Diebstahl oder Raub zu. Die Theorie gilt als umstritten, da der direkte Effekt nicht erfasst werden kann und durch weitere Einflussfaktoren stark verzerrt wird.

Eine Studie aus den Niederlanden von 2008 bestätige zumindest die Tendenz. Andere Studien weisen auf noch weitreichendere Differenzierungen bezüglich ökonomischen und sozialen Gegebenheiten je nach gewählten Betrachtungsbereich hin. Führt Müll automatisch „nur“ zu mehr Müll oder bedeutet dies ebenfalls einen Anstieg von deutlich erheblicheren Delikten wie Raub, darin gehen die Modelle deutlich auseinander.

Richtung ist klar

Rosenthal stellte zunächst kleine Änderungen in Aussicht wie beispielsweise eine regelmäßige Müllentsorgung auf öffentlichen Plätzen. „Wir sind als Leipziger auch selbst verantwortlich für den öffentlichen Raum“, so der Bürgermeister. In der Kooperation mit der Bürgerschaft solle eine Stärkung der informellen Selbstkontrolle stattfinden.

Polizeipräsident Bernd Merbitz appelliert an die Vorbildwirkung. Foto: Alexander Böhm
Polizeipräsident Bernd Merbitz appelliert an die Vorbildwirkung. Foto: Alexander Böhm

„Es gibt Orte, da gehen wir nicht gerne hin“, stellte Merbitz heraus, „aber da müssen wir hin.“ An den Problemfällen müsse gearbeitet werden und dies gehe nur, wenn man sich nicht wegducke. Die Polizei könne dies nicht alleine erledigen, eine Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren sei notwendig.

„Präventionsarbeit darf nicht vernachlässigt werden“, stellte der oberste Leipziger Polizist die zukünftigen Anstrengungen trotz Einsparungen bei der sächsischen Polizei klar. „Die reine Repression führt auch nicht zum Ziel“, stimmte der Bürgermeister mit Merbitz überein. „Wir müssen die Hand ausstrecken“, bekräftige Rosenthal weitere Anstrengungen für legale Anreize zur Kriminalprävention.

Mehrere Hilfsangebote existieren. Foto: Alexander Böhm
Mehrere Hilfsangebote existieren. Foto: Alexander Böhm

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