In Anbetracht der Witterungsverhältnisse wurden in Sachsen bereits mehrere Unterkünfte geschlossen. Winterfeste Quartiere für die ankommenden Flüchtlinge werden dennoch benötigt. Die Landesdirektion Sachsen zeigte am Montag die neu entstandene Zeltstadt auf dem Leipziger Messegelände, die als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt werden soll.

In Kürze sollen sich 70 Mitarbeiter des DRK um 1.700 Flüchtlinge auf dem Messegelände kümmern. In den letzten Wochen ist am Handelsring eine Zeltstadt entstanden. Um das Gelände, was durch einen Zaun mit schwarzem Sichtschutz abgeschirmt ist, sind mehr Maulwürfe und Autos anzutreffen als Menschen.

In mehren Zelten mit röhrenden Heizanlagen sollen die Geflüchteten untergebracht werden. Statt der üblichen, wesentlich günstigeren aber qualitativ schlechteren Feldbetten, sind in dieser Einrichtung reguläre Etagenbetten vorhanden, so ein DRK-Mitarbeiter.

In einem weiteren Zelt sind mehrere Tische und Bänke aufgebaut. An der Seite steht ein Schild, das ein paar Verhaltensregeln auf Arabisch erklärt. Es soll zukünftig als Speisezelt dienen. Gleichzeitig könnten allerdings nicht alle Bewohner ihre Mahlzeit zu sich nehmen, erklärt Einsatzleiter Maik Hacke vom DRK. Zusätzliche Beschäftigung in Form von beispielsweise Deutschkursen kann in diesem Zelt ebenfalls stattfinden, auch wenn dies schwierig sei aufgrund der kurzen Verweildauer der Asylbewerber.

Hacke stellt in einem kleinen Container die medizinische Versorgung vor. Sollten Flüchtlinge medizinische Probleme haben, könnten sie jederzeit hierher kommen. „Wir müssen uns davon trennen, dass nur die Ärmsten der Armen zu uns kommen“, meint Hacke zu eventuellen auftretenden Sprachproblemen. Bei vielen Flüchtlingen käme man auch mit Englisch sehr weit. Erstuntersuchungen finden jedoch nicht in diesen Räumlichkeiten statt sondern im Universitätsklinikum oder im Klinikum St. Georg.

Durch die ebene Bauweise ist die Anlage barrierefreier als andere Einrichtungen, erklärt Kai Kranich vom DRK Landesverband. Barrierefreiheit war bisher weniger im Blickpunkt. Bettlägerige Menschen und Kriegsversehrte kommen immer öfters, so der Kommunikationsleiter. „Es ist eine Erscheinung, die für uns neu ist.“ Demzufolge ist man auch hier auf die Anforderungen eingestellt. Anstatt Rollstühle im Einzelfall anzufordern, werden sie nun bevorratet.

Generell barrierefreie Asylunterkünfte gibt es in Sachsen nicht. Das DRK habe nur die Möglichkeit auf Objekte zurückzugreifen, die bessere Voraussetzungen haben, beispielsweise in Form einer behindertengerechten Toilette. „So können wir die Bedürfnisse erfassen und planen, wo wir die Menschen einquartieren“, stellt Kranich die Vorteile der neuen Einrichtung vor.

„Ein 1.000 Quadratmeter großes Zelt für die Registrierung fehlt noch“, gibt der Kommunikationsleiter zum Stand des Geländes an. „Wir bauen diese Woche noch weiter.“

Rundgang über das Gelände

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Es gibt 5 Kommentare

Barrierefreiheit war bisher weniger im Blickpunkt. […]. „Es ist eine Erscheinung, die für uns neu ist.“

Ein unglaublicher Hohn gegenüber den Behinderten der Stadt, die schon immer hier leben und Unterstützung benötigen. So gibt es z.B. keine barrierefreien & bezahlbaren Wohnungen in Leipzig und niemanden interessiert’s.

“eine Erscheinung, die für uns neu ist“ – wenn derlei Aussagen mal nicht aggressiv machen …

Schreiben Sie einen Kommentar