Eigentlich geht es so nicht. „Sächsischer Export weiterhin erfolgreich durch die Kfz-Branche“, meldeten Sachsens Landesstatistiker am Donnerstag, 3. März. Als stünde Sachsen wirtschaftlich nur auf einem Bein und würde im Ausland ausschließlich mit neuen Autos Geld verdienen. Aber was macht man nicht alles für Rekorde: „Mit einem Warenwert von 38,38 Milliarden Euro hat der sächsische Export im Jahr 2015 einen neuen Höchstwert erreicht.“

So der Kern der Meldung vom 3. März: „Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr betrug nach Angaben des Statistischen Landesamtes sieben Prozent. Fast die Hälfte dieser Waren betrafen  Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus. Es wurden vorwiegend Pkw und Wohnmobile im Wert von 14,69 Milliarden Euro (Anstieg um 19 Prozent), sowie Fahrgestelle, Karosserien, Motoren, Teile und Zubehör für Kraftfahrzeuge für 3,52 Milliarden Euro exportiert.“

Dazu kommen dann – ebenfalls noch im Bereich Industrie – die Exporte aus dem eigentlich starken sächsischen Maschinenbau: „Die Exporte von Erzeugnissen des Maschinenbaus stiegen um sieben Prozent auf 4,11 Milliarden Euro. Begehrt waren Pumpen und Kompressoren (0,61 Milliarden Euro), am häufigsten handelte es sich aber um unspezifische sonstige Maschinen (1,46 Milliarden Euro; Anstieg um 17 Prozent).  Dagegen gingen die Lieferungen von elektrotechnischen Erzeugnissen um 14 Prozent auf 3,86 Milliarden Euro zurück. 61 Prozent davon waren elektronische Bauelemente, deren Exporte um mehr als ein Fünftel sanken.“

Die Elektronikbranche hatte schon in den Vorjahren rückläufige Zahlen.

Aber natürlich fehlen da noch immer runde 13 Milliarden Euro, die unter anderem auch auf Bereiche wie „Metallerzeugung und -bearbeitung“ (rund 3 Milliarden Euro) oder „Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln“ entfallen. Sachsen ist – obwohl die Forst- und Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung nur einen lächerlichen Anteil von 1 Prozent hat – eine landwirtschaftliche Exportgröße, die in den vergangenen Jahren Produkte im Umfang von 5 bis 6 Milliarden Euro exportiert hat.

Der sächsische Export ist also deutlich breiter aufgestellt, als es die Hervorhebung des Fahrzeugbaus sichtbar macht. Natürlich sind moderne Pkw aus Sachsen gefragt – erstaunlicherweise, muss man wohl hinzufügen. Denn eigentlich sollten ja die Absatzmärkte, wenn man den gängigen Meldungen glaubt, tief in der Krise stecken. Aber augenscheinlich sind Autos Made in Saxony noch immer gefragt, selbst da, wo die Gesamtwirtschaften schon Krisenerscheinungen zeigen – wie eben in China.

„Trotz eines Rückganges um 13 Prozent blieb China mit einem Warenwert von 5,59 Milliarden Euro wichtigster Handelspartner des  Freistaates. Mit einem Anstieg um 37 Prozent auf 4,63 Milliarden Euro folgten die Vereinigten Staaten“, betonen die Statistiker. „Bei beiden Ländern betraf der überwiegende Teil der Exporte – zwei Drittel bzw. drei Viertel – Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus. Wichtigster europäischer Partner war das Vereinigte Königreich mit 2,17 Milliarden Euro.“

Die anderen wichtigen Handelspartner Sachsens liegen sämtlich in Europa: Frankreich, Tschechien, Polen, Italien und Belgien. Erst danach folgte in den vergangenen Jahren Russland. Was auch heißt: Wenn sich die EU wirtschaftlich stabilisieren sollte (und entsprechende Initiativen sind derzeit auf EU-Ebene nicht zu sehen), sollte das auch dem sächsischen Export gut tun. Denn nicht nur China „schwächelt“, wie es so schön formuliert wird, alle Schwellenländer mitsamt Indien, Brasilien und Russland schwächeln, was insbesondere dem Maschinenbau zu schaffen macht.

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