Sie ist berühmter als die Person, die sie darstellt: die Kalksteinbüste der Nofretete, der Schreibweise entsprechend öfter als "Nefertiti" bezeichnet oder - der altägyptischen Aussprache gemäßer: Nafteta. Am 6. Dezember hatte sie Geburtstag, 1912 wurde sie in den Ruinen von Amarna gefunden. Seit dem 6. Dezember 2012 hat sie im Neuen Museum Berlin eine eigene Ausstellung: "Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete".

Seit Jahrzehnten begeistert die Büste die Betrachter, überstrahlt im Grunde alles, was seitdem von der alten ägyptischen Kultur ausgegraben wurde. Auch den Fundreichtum von Amarna – oder genauer von Tell el-Amarna, dem Ort, bei dem vor 100 Jahren die Ruinen der alten ägyptischen Haupstadt Achet-Aton ausgegraben wurden, gegründet von Pharao Echnaton (Amenophis IV), der eine neue Religion, eine Licht-Religion um den einzigen Gott Aton schuf. Und damit wohl auch eine Wurzel des späteren Christentums legte.

Mehr zum Thema:

Atlantis: Peter Hellers neue Attacke gegen falsche Mythen und Astronauten-Märchen
Man findet sie in fast jeder Buchhandlung …

Einstimmung auf ein digitales Groß-Projekt: Die spannende Geschichte des Codex sinaiticus
Die Adresse gibt es schon …

Ein Stück weit hinter den Horizonten von Leipzig: Leben in der Totenstadt
Während die Leipziger sich mit dem …

Und Nofretete war seine Gattin. Die Archäologen sind wohl von beiden zu Recht begeistert. Geschätzte 10.000 Funde wurden in Amarna gemacht – rund 5.000 kamen durch Fundteilung nach Berlin. Und die meisten, so beteuert das Neue Museum in Berlin, sind bis heute “weder restauratorisch noch wissenschaftlich bearbeitet worden.” Es wäre also keine Überraschung, wenn allein die Archive noch für so manche Sensation sorgen würden. Die Dame, die den Betrachter jetzt in der ihr gewidmeten Ausstellung anschaut, tut es sowieso. Die Ägyptologen haben da nämlich ein paar recht belastbare Vermutungen. Denn eine solche Verehrung und eine so vielfältige Darstellung in der Kunst, wie sie Nofretete erlebte, bekamen auch Gattinnen der ägyptischen Pharaonen in der Regel nie. So eine Bilderflut war den Herrschern vorbehalten.

Und die Vermutung ist: Nofretete folgte ihrem verstorbenen Ehemann Echnaton auf den Thron – und legte sich dafür einen neuen Königsnamen zu: Semenchkare. Wer dieser Tage also nach Berlin fährt, wo die Ausstellung bis zum April 2013 im Neuen Museum zu sehen ist, lernt eine faszinierende Frau kennen und natürlich die junge Hauptstadt ihres Reiches. Hunderte Exponate machen das Leben in dieser künstlich geschaffenen Stadt sichtbar.Und pünktlich zum Geburtstag legte auch der E. A. Seemann Verlag seinen Beitrag für die Kunstfreunde und Ägypten-Liebhaber vor: ein weiteres Memo-Spiel aus seiner Kunstreihe, in der es schon Kartensätze zur Renaissance, zum Gold der Pharaonen, zu Paul Klee und den Blauen Reitern, zu van Gogh und zum Neuen Museum Berlin selbst gibt. Alles handliche Kartensätze mit 72 Karten, auf denen 36 Motive sichtbar sind. Die Spielweise ist klar: Es geht darum, möglichst viele paarweise Bilder zusammen zu bekommen. Wer die meisten hat, hat gewonnen. Und so beiläufig lernt man etwas. Ein kleines Faltblatt ist beigelegt, das die Motive der Bildkarten erläutert.

Allein fünf Motivkarten beschäftigen sich mit der berühmten Kalksteinbüste, zeigen auch die Details. Die sind wichtig. Denn Echnaton und Nofretete gründeten nicht nur eine neue Stadt und einen neuen Kult. Sie veränderten auch die Kunst ihre Zeit. Selbst gegenüber vielem, was in späteren Dynastien an Kunst geschaffen wurde, wirkt die Epoche der Nofretete als sehr modern. Und es ging dem Aton-Kult ja wie dieser Kunstepoche – sie verschwanden bald wieder. Die alten Götter wurden wieder inthronisiert.

Bestellen Sie dieses Buch versandkostenfrei im Online-Shop – gern auch als Geschenk verpackt.

Im Licht von Amarna.
Nofrete-Memo”
Seemann Verlag, 9,90 Euro

Eine recht eindrucksvolle Geschichte darüber, wie sehr sich menschliche Gesellschaften gegen Veränderungen wehren und wie groß die Beharrungsvermögen sind, die dafür sorgen, dass Fortschritte oft für lange Zeit ausgebremst werden. Was dann wieder erstaunlich modern wirkt. Da braucht man nicht nur nach Ägypten zu schauen.

Weitere Motive des Memos zeigen natürlich Echnaton. Aber auch Amulette, eine Schreiber-Figur, Krüge, Ohrstecker, Tier- und Pflanzendarstellungen zeigen die Bilderwelt von Achet-Aton. Oder Amarna, wie es auf der Packung steht.

Ein Memo für alle, die gern eintauchen in vergangene Zeiten und in eine Kultur, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat. Die Dame, deren farbige Büste in Berlin zu sehen ist, sowieso nicht.

Das Neue Museum Berlin: www.neues-museum.de

Die Ausstellung “Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete”: http://www.smb.museum

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar