Hinter den großen Gewächshäusern des Botanischen Gartens der Universität Leipzig steht auf einer Wiese das Alte Viktoriahaus. Das achteckige Gewächshaus stammt aus dem Jahr 1877 und wurde eigens für die Riesenseerose Victoria amazonica gebaut. Als historisch wertvolles Bauwerk ist es dringend renovierungsbedürftig. Das derzeit nicht verglaste Skelett des Gebäudes dient aktuell als Ort für Sonderausstellungen: Ab dem 7. Juli zeigt der Botanische Garten hier sein Auszubildendenprojekt "Sumpf- und Wasserpflanzen der Subtropen".

Die imposante Amazonas-Seerose (Victoria amazonica) bildet Blätter mit bis zu zwei Metern Durchmesser. Diesen tropischen Blickfang im Mittelbecken des Viktoriahauses können die Auszubildenden des 3. Lehrjahres des Botanischen Gartens – Janet Klingner (21 Jahre), Tina Lademann (22) und Werner Seelig (23) – zwar nicht bieten. Mit einer erstaunlichen Fülle an subtropischen Sumpf- und Wasserpflanzen werden sie dem Gewächshaus jedoch neues Leben einhauchen.

“Da das Viktoriahaus derzeit nicht beheizbar ist, können wir nur subtropische Wasserpflanzen nutzen, die wir bis in den Spätherbst hinein zeigen wollen”, erklären sie. Wenn die finanziellen Mittel für eine neue Verglasung zur Verfügung stehen und das Viktoriahaus wieder beheizbar ist, solle aber auch die Victoria – derzeit bei einer Wassertemperatur von 28 bis 29 Grad anderweitig untergebracht – wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückkehren, ergänzt der Technische Leiter des Botanischen Garten, Matthias Schwieger.

Ab Juli können Besucher zunächst Lotosblumen, Papyrus, verschiedene Seerosen, Zypergräser, Farne, Zuckerrohr und vieles mehr bewundern. “Insgesamt werden wir bei dem rund 80 Pflanzen umfassenden Projekt um die 50 verschiedene Arten einbeziehen. Dabei wollen wir die Vielfalt im Botanischen Garten auch um Wasserpflanzen ergänzen, die wir derzeit noch nicht haben, und Bezug nehmen auf den neuen Wasserpfad”, erklären die Auszubildenden. Im Randbereich wollen sie die Pflanzen nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gruppieren, während für die Anordnung im Mittelbecken eher ästhetische Aspekte zählen. “In großen Maurerbottichen rund um die kreisförmige Teichfolie möchten wir Pflanzen der Alten und Neuen Welt nach ihrer Herkunft zeigen, aber auch die Kosmopoliten.” 40 Stunden Denkarbeit haben die Azubis in die Theorie des Projekts investiert.Weitere 40 praktische Arbeitsstunden wird es dauern, den Plan in die Tat umzusetzen. Aussäen, Pikieren, Topfen, Pflanzenvermehrung und -pflege, Gehölzschnitt, Bodenbearbeitung, Maschinenkenntnisse und Gewächshaustechnik: All das ist Bestandteil einer Ausbildung zum Gärtner. Im Botanischen Garten erfahren die Azubis aber noch einiges mehr. “Der enge Bezug zur Wissenschaft ist uns auch in der Schule von großem Nutzen. Außerdem haben wir hier viel mehr verschiedene Pflanzen und Arten als zum Beispiel in einer normalen Gärtnerei. Auf der Liste der Pflanzen, die wir kennen müssen, stehen 300 Arten, die meisten davon gibt es hier.”

“Sumpf- und Wasserpflanzen der Subtropen” – Auszubildendenprojekt im Alten Viktoriahaus, Eröffnung am Sonntag, 7. Juli, um 10:00 Uhr.

www.uni-leipzig.de/bota

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