Das im Dezember 2011 beschlossene "Bildungspaket Sachsen 2020" wird vom zuständigen Koalitionsausschuss als lohnende Investition in die Zukunft verkauft. Demnach wird dieses Maßnahmenpaket einen Gesamtumfang von ca. 200 Millionen Euro haben. Die Anzahl der Refendarstellen soll sich in den kommenden vier Jahren auf 2.050 erhöhen, zusätzlich sollen im selben Zeitraum 2.200 neue Lehrer im Freistaat eingestellt werden.

Was auf den ersten Blick wie eine positive Maßnahme zur Regulierung des stetig wachsenden Lehrkräftemangels wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als kurzsichtige Sparmaßnahme. Denn den 2.200 Neueinstellungen stehen in den nächsten vier Jahren über 4.000 Lehrer gegenüber, die in Rente gehen.

Bezieht man die stetig steigende Schülerzahl in die Bewertung mit ein, wird schnell klar, die Situation wird sich eher verschärfen. Ausfall von Unterricht und größere Klassen sind mögliche Folgen. Um die Qualität des Unterrichts zukünftig zu gewährleisten muss also auch nach anderen Alternativen gesucht werden. Die Bildungsinitiative “Teach First Deutschland” ist so eine mögliche Alternative. Als Leiterin des Hochschulmarketings der Initiative weiß Anna Schmidt um die prekäre Situation im Bildungssektor.

Umso erfreulicher ist es für sie, wenn sie mit ihrer Arbeit immer wieder dazu beitragen kann, dass engagierte, junge Akademiker und durch mangelhafte Bildungspolitik benachteiligte Schüler zueinanderfinden und aneinander wachsen können. Denn genau darum geht es bei der Initiative, die von der Kultusministerkonferenz und zahlreichen namhaften Vertretern aus Politik und Wirtschaft unterstützt wird.

Junge, überdurchschnittliche Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen erhalten die Möglichkeit, in einem sehr angemessen bezahlten Angestelltenverhältnis die Lehrkräfte von Partnerschulen und anderen Bildungseinrichtungen bei ihrer Arbeit als “Fellow” – also Partner – zu unterstützen. Für eine Dauer von zwei Jahren übernehmen diese Fellows dann Verantwortung für Schulklassen oder kleinere Teilgruppen, leiten Hausaufgabenkurse oder Einzelförderungen sowie Fachprojekte.Das mögliche Einsatzgebiet orientiert sich dabei an den Fähigkeiten und persönlichen Eignungen des Fellows und wird im Dialog zwischen Schulleitung, Teach First Deutschland und dem Fellow festgelegt. So ist gewährleistet, dass jeder Fellow genau da eingesetzt wird, wo er gebraucht wird und auch wirklich helfen kann. Eine gewisse Flexibilität und Offenheit für die Herausforderungen, die das Arbeitsleben im Bildungssektor so mit sich bringt, sollten die potentiellen Bewerber schon mitbringen. Dazu gehört beispielsweise die Bereitschaft, neben der Präsenzzeit in den Partnerschulen auch Vor- und Nachbereitungszeit für Unterricht oder Kurse mit einzuplanen, so können schnell mal 40 – 60 Wochenarbeitsstunden zustande kommen.

Ein weiteres, wichtiges Kriterium ist die deutschlandweite Umzugsbereitschaft, denn während Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen die Vorteile dieser Initiative bereits nutzen, muss in anderen Bundesländern die aufklärerische Arbeit von Anna Schmidt und ihren Kollegen erst noch Früchte tragen.

Die Vorteile, dem wachsenden Lehrkräftemangel in Deutschland auf diese Weise entgegenzutreten, liegen auf der Hand, denn neben den positiven Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung von Schülern und Fellows leistet Teach First ausgezeichnete Netzwerkarbeit. Will man den Erfahrungsberichten einiger Fellows glauben, finden nicht Wenige über die Organisation Teach First Deutschland und deren zahlreiche Partner auf sozialer, wirtschaftlicher oder politischer Ebene eine Anstellung mit Perspektive. “Die Führungskräfte sehen diese Art des Engagements gern bei ihren zukünftigen Arbeitnehmern”, sagt Anna Schmidt.Neben all diesen persönlichen Vorteilen bietet die Initiative natürlich auch das Gefühl, sich persönlich für eine solidarischere Gesellschaft einzusetzen. Denn die Fellows werden nicht selten in sozialen Brennpunkten eingesetzt, an denen qualifizierte Lehrkräfte oft Mangelware sind.

“Viel zu häufig seien Chancen noch vom Zufall des Umfelds abhängig”, meint Anna Schmidt, die als studierte Volkswirtin in der Verbesserung der Bildungschancen aller gesellschaftlicher Schichten eine der wichtigsten Aufgaben kommender Jahre sieht.

Um dieses Ziel umzusetzen, benötigt die Initiative viele Helfer und so sind Schmidt und ihr Team deutschlandweit unterwegs und bieten Interessierten einen kleinen Einblick in den Tagesablauf eines Fellows. Am 31.01.2012 machen sie auch in Leipzig halt (19.00 Uhr in der Moritzbastei), um die vielen Fragen der potentiellen Bewerber zu beantworten. Wo kann ich eingesetzt werden und wie werde ich auf meine Aufgabe vorbereitet? Das sind häufige Fragen, die in den Infoveranstaltungen gestellt werden. Und das Team um Anna Schmidt beantwortet sie gern, denn die Organisatoren der Initiative haben ein umfangreiches Vorbereitungsprogramm geschnürt.

Neben einem einwöchigen Schulpraktikum, einem fünfwöchigen eLearning-Kurs und der siebenwöchigen Sommerakademie in Lüneburg absolvieren die Fellows eine einwöchige Einarbeitungszeit in ihrer zukünftigen Bildungseinrichtung während der letzten Ferienwoche. So mancher Referendar wäre vermutlich froh über so eine intensive Vorbereitung, aber betrachtet man die verantwortungsvolle Aufgabe der Fellows, ist sie auch nötig. Und dann steht auch schon der erste Arbeitstag als Fellow vor der Tür. Es gilt, neue Herausforderungen zu meistern und viele der Fellows betrachten ihr Engagement bereits nach kurzer Zeit als sinnvolle Investition in die Zukunft. Sowohl in ihre eigene als auch in die ihrer Schüler.

Im Sommer 2012 geht die Initiative dann in die nächste Runde und wer dabei sein will, sollte sich bis zum Bewerbungsschluss am 1.03.2012 noch anmelden.

Wer nun kurzfristig mehr über die Bildungsinitiative erfahren will, kann die Infoveranstaltung am Dienstag, 31. Januar, in Leipzig (19.00 Uhr in der Moritzbastei) besuchen. Wer an der Infoveranstaltung teilnehmen möchte, sollte sich kurz per E-Mail unter anna.schmidt@teachfirst.de anmelden.

www.teachfirst.de

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