Der Leipziger Arbeitsmarkt hat eine Menge Probleme. Manche sind hausgemacht. Andere sind Folge falscher Wirtschafts- und Bildungspolitik. Das betrifft auch all jene jungen Leute, die mit eher deprimierenden Schulabschlüssen auf die Suche nach Arbeit gehen. Dabei war auch Albert Einstein ein solcher Problemschüler. Jetzt prangt sein Konterfei an Leipziger Litfaß-Säulen.

Mit dem Plakatmotiv appelliert das “Regionale Übergangsmanagement Leipzig” an Unternehmen: Auch “problematische Jugendliche” verdienen Ausbildungs- und Job-Chancen!

An 47 Litfaß-Säulen der Stadt schaut der weltbekannte Physiker Albert Einstein (1879-1955) von einem Plakat und fragt: “Würde ich heute in Leipzig eine Ausbildung bekommen?” – Mancher Passant wird sich wohl denken: Natürlich hätte der junge Albert sofort eine Lehrstelle erhalten und einen idealen Auszubildenden abgegeben. Schließlich entwickelte er später unter anderem die Relativitätstheorie und bekam einen Nobelpreis.

Doch der Rückschluss vom erwachsenen Genie auf einen Muster-Azubi ist falsch: Würde der junge Einstein sich heute bei Leipziger Unternehmerinnen und Unternehmern bewerben, bekäme er viele Absagen. Als lebhafter, manchmal auch jähzorniger Schüler, der sich fortwährend gegen autoritäre Lehrmethoden sowie stupides Auswendiglernen auflehnte, hatte er Abschlüsse und Aufnahmeprüfungen verpatzt. Sein “holpriger” schulischer Lebenslauf und schwieriger Charakter würden heute zur Einstufung als “chancenarmer” bzw. “benachteiligter” Jugendlicher führen. Solche Jungen und Mädchen “drehen” im so genannten Übergangssystem zwischen Schule, Ausbildung und Berufseinstieg eine oder mehrere “Schleifen” – oder bleiben gänzlich auf der Strecke.Mit “Problemfällen” kann das unter Spardiktat stehende Bildungssystem in Sachsen nicht wirklich umgehen. Nicht ohne Grund wird über das Thema Inklusion derart hart diskutiert. Viele “Problemkinder” landen schon frühzeitig auf Förderschulen und beenden später die Schulzeit ohne qualifizierten Abschluss.

Der “Problemfall” Albert Einstein ist nun der Auftakt zu einer Kampagne. Zwei weitere Motive sollen folgen. Damit will das “Regionale Übergangsmanagement Leipzig” ein Umdenken unter Firmenlenkern und Personalchefs, Industrie- und Handwerksbetrieben befördern.

“Neben den Jugendlichen selbst müssen sich auch die Unternehmen bewegen: Schon allein der demografische Wandel verlangt, dass alle Jugendlichen eine Chance bekommen”, betont Bürgermeister Thomas Fabian. “Die Kampagne möchte in pointierter Form darauf hinweisen, dass auch lernbehinderte und bildungsbenachteiligte Schulabgänger eine Zukunftsperspektive verdienen.”

Hauptträger der Plakatkampagne ist die Koordinierungsstelle “Regionales Übergangsmanagement Leipzig” (kurz RÜM), die in Leipzig beim städtischen Amt für Jugend, Familie und Bildung angesiedelt ist. RÜM übt auf kommunaler Ebene eine Lotsenfunktion aus, um die strukturellen Bedingungen für den Übergang von der Schule in die Ausbildung und später das Erwerbsleben zu verbessern.

Weitere Informationen zu den Aufgaben der Koordinierungsstelle “Regionales Übergangsmanagement Leipzig” im Amt für Jugend, Familie und Bildung finden sich im Internet unter:

www.uebergangsmanagement-leipzig.de

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