Nach der Debatte im Sächsischen Landtag am Mittwoch, 29. Januar, unterstreicht das Rektorat der Universität Leipzig erneut, dass der aktuell und in den kommenden Jahren geforderte Stellenabbau "Amputationen gut funktionierender Muskelgruppen" an der Uni Leipzig gleichkommt. Deshalb müsse die Landesregierung nun einen Paradigmenwechsel in der Hochschulpolitik vornehmen, fordert Prof. Dr. Matthias Schwarz, Prorektor für Forschung und Nachwuchsförderung.

Die Universitätsleitung sei wegen der restriktiven Sparvorgaben des Wissenschaftsministeriums in Dresden gezwungen, nach dem Institut für Pharmazie auch Stellen an den Instituten für Theaterwissenschaft und Archäologie abzubauen. “Die Einschnitte tun uns weh. Sie sind gravierend, sie werden künftig noch tiefer gehen – und man kann hier nicht ernsthaft von autonomen Entscheidungen unsererseits sprechen”, erklärt Schwarz.

Echten Spielraum beim Stellenabbau gebe es faktisch nicht mehr, betont der Prorektor. Im Landtag hatten bei der aktuellen Debatte Vertreter der Opposition deutliche Worte gefunden für die Folgen, die der Sparkurs für die sächsische Hochschullandschaft aus ihrer Sicht haben wird. “Auch wir sehen den Schaden, der nicht nur der Universität, sondern auch der Stadt und der Region droht”, sagt Prorektor Schwarz. Die Proteste gegen die jüngste Rektoratsentscheidung, Stellen zum Beispiel in der Theaterwissenschaft und der Archäologie zum Abbau vorzuschlagen, seien absolut nachvollziehbar. Es sei immens wichtig, die entscheidenden Fakten immer wieder deutlich zu machen. Beispielsweise folgende (s.a. Präsentation “Strategische Entwicklungsplanung zwischen ‘Autonomie’ und Restriktion”):

Die Studierendenzahlen in Sachsen lägen um mehr als 40 Prozent über den Prognosen, die 2010 dem Beschluss zugrunde lagen, dass bis 2020 an den Hochschulen des Freistaats mehr als 1.000 Stellen gestrichen werden sollen.

Sachsen möge ein Drittel seines Etats für Bildung und Forschung ausgeben, bei den laufenden Ausgaben pro Studierendem belege der Freistaat aber den drittletzten Platz aller Bundesländer.

Aktuell müsse die Universität Leipzig mehr als ein Drittel des Stellenabbaus an den Hochschulen tragen. In der Perspektive bis 2020 seien es nach bisherigen Planungen mindestens 172 von 1.042 Stellen. Bislang für den Abbau benannt wurden davon gerade einmal 72. Zudem sei für mehr als 400 Stellen die konkrete Aufteilung auf die sächsischen Hochschulen noch unklar. Der größte Teil des Stellenabbaus stehe also noch bevor.

Restriktionen für die Universitätsleitung bestünden zum Beispiel durch:

– Zielvorgaben für Studierendenzahlen in bestimmten Bereichen (Beispiel: MINT-Fächer)
– das Vermeiden von betriebsbedingten Kündigungen
– politische/gesetzliche Vorgaben, nach denen bestimmte Bereiche kaum angefasst werden können (z.B. Jura, Theologie)
– neue Anforderungen zur Haushaltsführung, zum Campus-Management, zur Qualitätssicherung etc.

Das Rektorat werde immer wieder auf diese und weitere Punkte hinweisen, so Schwarz. Schließlich gelte es, dafür zu kämpfen, dass das Fächerspektrum der Universität Leipzig in möglichst großer Breite erhalten bleibe, sowohl in den Natur- als auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Dieses Ziel sei vor dem Hintergrund der noch ausstehenden Kürzungsrunden akut gefährdet.

Die Präsentation “Strategische Entwicklungsplanung zwischen ‘Autonomie’ und Restriktion”:
wwwdup.uni-leipzig.de/~ifabrik/prins/dokumente/dok_20140129164350_eb0194ddf4.pdf

Die Rede von Gerhard Besier, Fraktion Die Linke, zur Kürzungsdebatte:
http://linksfraktionsachsen.de/media/directory/uploads/090_LTS_29012014_ADLINKE_AutonomieHS_BspLeipzig_gb.pdf

Die Rede von Holger Mann, SPD-Fraktion, zur Kürzungsdebatte:
http://holger-mann.spdsachsen.de/aktuelles/redebeitrag-zur-aktuellen-debatte-genug-gekuerzt

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