Zuweilen staunt man wohl zu recht, was alles auf diesem kleinen Zipfel Erde schon stattgefunden hat an geschichtsträchtigen Ereignissen. An Futter dürfte es Moderator Gunter Schoß und der Redaktion von "Geschichte Mitteldeutschlands" nicht mangeln. Auf Jahre hinaus nicht. Der Rest ist akribische Arbeit. Und manchmal ein kleiner Seitensprung.

Denn Walter Ulbricht war zwar ein waschechter Leipziger und Sachse. Leider, sagen die meisten Sachsen. Aber das letzte Kapitel seiner Karriere fand nicht im Gebiet der Dreiländeranstalt MDR statt, sondern in seiner Residenz am Döllnsee in der Schorfheide nördlich von Berlin. Ist aber natürlich auch irgendwie mitteldeutsche Geschichte, denn die Entmachtung Ulbrichts durch seinen Zögling Erich Honecker im April 1971, einem “ganz normalen Frühlingstag”, hat die DDR-Geschichte verändert. Auch wenn kaum ein DDR-Bürger mitbekam, was damals geschah. Die meisten haben erst aus der Zeitung erfahren, dass Walter Ulbricht nicht mehr die höchsten Staatsämter bekleidete.

Was aber am 26. April 1971 geschah und wie sehr Honeckers Machtübernahme am seidenen Faden hing, hat das Redaktionsteam von “Geschichte Mitteldeutschland” für den ersten Teil der neuen fünfteiligen Staffel akribisch recherchiert und natürlich nachspielen lassen. “Erich Honecker – Der Weg zur Macht”, wird als Auftakt der neuen Serie am Sonntag, 19. August, um 20.15 Uhr im MDR ausgestrahlt.Der nächste Teil flimmert eine Woche später, am Sonntag, 26. August, über die Bildschirme. Da geht es dann nach Weimar – aber nicht ins klassische, sondern nach Buchenwald. Der Film beschäftigt sich mit Ilse Koch, Ehefrau des KZ-Kommandanten Karl Otto Koch, der 1941 wegen Korruptionsvorwürfen den Job als KZ-Kommandant verlor. Ilse Koch wurde als “Hexe von Buchenwald” bekannt. Und während Karl Otto Koch noch im April 1945 von einem SS-Kommando erschossen wurde, wurde gegen Ilse Koch 1947 einer der Aufsehen erregenden Kriegsverbrecherprozesse der Nachkriegszeit geführt. Der Film “Ilse Koch – Die Hexe von Buchenwald” erzählt das Leben dieser berüchtigten Frau, die auf all den Fotos, die von ihr öffentlich sind, nie so selbstbewusst und zugänglich aussieht, wie Muriel Baumeister, die ihre Rolle in dieser historischen Reportage spielt.

Am 2. September darf man sich dann auf die Begegnung mit einem echten sächsischen Helden freuen – Karl Stülpner, dem “Robin Hood des Erzgebirges”, den viele in der launigen Verkörperung durch Manfred Krug kennen. Doch natürlich geht es hier um das wirkliche Leben des Wilddiebs, um seine Zeit und die Entstehung der Legende.

Am 9. September wird dann die Biographie eines Erfurters aufgearbeitet: des Mannes, der von der NS-Spionageabteilung “Fremde Heere Ost” im Mai 1945 flugs mit kopierten Dokumenten im Gepäck die Seite und zu den US-Amerikanern wechselte und später zum Chef des Bundesnachrichtendienstes wurde: Reinhard Gehlen. Wer genug Folgen der “Geschichte Mitteldeutschlands” gesehen hat, wird auch so langsam merken, dass die richtige, die tatsächlich passierende Politik schon immer etwas anderes war als das, was in der Zeitung erzählt wurde oder im Parlament erklärt. Gerade die deutsche Geschichte ist reich an diesen Hinterzimmer-Affären und im Stillen arbeitenden Netzwerken.

Das ist auch heute noch so. Aber erzählt werden wird das erst in etwa 50, 60 Jahren. Da und dort vielleicht auch schon ein bisschen früher, wenn sich ein Mutiger findet und die Akten nicht geschreddert sind.Einen ganz großen Sprung in die Geschichte macht die Serie dann am 16. September, da wird nach den Spuren Karls des Großen in Thüringen gesucht. Der Film rankt sich um die Verschwörung des thüringischen Grafen Hardrad gegen Karl den Großen in den Jahren 785 / 786. Als Filmkulisse hat man dazu die Funkenburg bei Westgreußen gewählt, eine restaurierte germanische Wehrsiedlung, die übrigens am 18. und 19. August wieder zum Funkenburgfest einlädt. Die Burg steht übrigens an einem archäologisch nachgewiesenen Ort und wurde in den 1990er Jahren den Befunden gemäß nachgebaut. Sie liegt südlich des Kyffhäuser und macht anschaulich, wie Burgen in der Zeit Karls des Großen (und wohl auch noch 200 Jahr später) aussahen. Thüringen gehörte damals übrigens schon zum Frankenreich, während Karl der Große zur gleichen Zeit seine Schwierigkeit hatte, auch noch die Sachsen zu unterwerfen.

Mehr zur neuen Staffel der “Geschichte Mitteldeutschlands”: www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/filme/index.html

Zur Funkenburg Westgreußen (die historischen Erklärungen zu den Hermunduren darf man freilich nicht allzu ernst nehmen): www.funkenburg-westgreussen.de

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