Der Buchwissenschaftler Prof. Dr. Siegfried Lokatis von der Universität Leipzig glaubt trotz der immer beliebter werdenden E-Books auch an eine Zukunft des gedruckten Buches. Mittlerweile seien auch nicht mehr nur große Versandbuchunternehmen gefragt. Der Trend gehe wieder hin zu individueller Beratung in kleineren Buchläden, sagte er wenige Tage vor Beginn der Leipziger Buchmesse. Und er kündigt eine ganz besondere Geburtstagsaktion in der Innenstadt an: Das Insel-Jahr geht dem Ende entgegen.

Auch die Buchmesseakademie der Universität Leipzig wird vom 14. bis 17. März wieder in Halle 3 (Stand G201/H200) auf der neuen Messe stattfinden. Die Buchwissenschaftler der Alma mater sind auf der Frühlings-Bücherschau mit mehreren öffentlichen Veranstaltungen vertreten wie beispielsweise am 15. März mit der Lesung “Buchgeschichten – Wege zur Weltliteratur” und der Ausstellung “Inselwelten: 100 Jahre Insel-Bücherei” im Reclam-Archiv in der Hainstraße 11.

Lokatis will, so sagt er, das Buch ins digitale Zeitalter retten. Ein Beitrag dazu ist das von ihm initiierte Projekt “100 Jahre Insel-Bücherei”.

“Das ist etwas, was es mit dem E-Book nicht geben wird”, betont er. Gemeinsam mit Studierenden sind knapp 30 Plakate zu einzelnen Büchern aus der vor 100 Jahren in Leipzig gegründeten Insel-Bücherei entstanden. “Die Inselbücher waren ein Markenzeichen der Buchstadt Leipzig. Darauf wollen wir mit den Plakaten aufmerksam machen”, erklärt Lokatis. Der Verlag war vor drei Jahren in Leipzig geschlossen worden.Eine Studierende habe die graphische Gestaltung der Plakate übernommen, die während der Buchmesse auf der Antiquariatsschau und in mehreren Museen, Kulturinstitutionen, Geschäften, Restaurants und Läden der Leipziger Innenstadt – thematisch passend zur Branche – präsentiert werden. So sollen ein Italien-Plakat in den Pizzerien und ein Plakat mit einem Segelschiff auf dem Titel in einem Fischrestaurant zu sehen sein.

“Jeder, der in die Stadt kommt, wird damit konfrontiert”, so Lokatis, der selbst mit seinen Studenten über 1.500 Insel-Bücher gesammelt hat. Diese waren die Grundlage des Projekts. Und nicht nur mit Plakaten wird die Leipziger Innenstadt geflaggt, quasi als unübersehbarer Abschiedsgruß für das Jubiläumsjahr der Insel-Reihe. Auch die Inselbändchen selbst werden in diversen Schaufenstern auftauchen. Und zwar nicht nur in denen von Buchhandlungen, sondern auch in Geschäften, wo man es nicht erwarten würde.

“Selbst Breuninger wird sich zu unserer Überraschung an dieser Aktion beteiligen”, verrät Lokatis. Und sogar ein Bettenstudio am Augustusplatz ist dabei. Die Insel-Bände werden thematisch zum Thema des Geschäftes passen. Was bei der Fülle von Themen, die seit 1912 in der Insel-Bücherei erschienen sind, sogar leicht zu bewerkstelligen ist. Kaum eine Buchreihe hat in der Vergangenheit so deutlich gezeigt, wie eng das tägliche Leben und Erleben der Leser mit den Themen der Weltliteratur verflochten ist – und wie sehr Literatur eigentlich zu unserem Alltag gehört. Oder gehören könnte.

Schaufensterbummel rund um den Leipziger Markt wird also in den nächsten Tagen richtig spannend.

Neben dem Insel Verlag seien gerade in der Buchstadt Leipzig seit der Wende auch zahlreiche andere Verlage wie Brockhaus, Kiepenheuer und Reclam geschlossen worden, so Lokatis zum eigenen Forschungsgebiet. Es gebe riesige Leipziger Verlagsarchive, die digitalisiert und damit “ins digitale Zeitalter gerettet” werden müssten. “Es ist schlimm, wenn ein Verlag nach dem anderen stirbt”, sagt der Buchwissenschaftler.

Zusätzlich zu der Ausstellung “Inselwelten: 100 Jahre Insel-Bücherei” gibt es während der Buchmesse auch spezielle Lesungen zu Werken aus Insel-Büchern. Am 16. März beispielsweise steht in der Reihe “Studium rund ums Buch” die Lesung: “Ginkgofee trifft Seidenraupe” – Die chinesischen Inselbücher im Konfuzius-Institut auf dem Programm (11.00 Uhr, Halle 5, Stand C510).

Die Leipziger Buchwissenschaft: www.uni-leipzig.de/~buchwiss/

Zu einem City-Rundgang “Freilichtmuseum Insel-Bücherei” laden Leipzigs Buchwissenschaftler ebenfalls ein. Dieser startet im Buchwissenschaftlichen Archiv (Hainstr 11) und beginnt am Freitag, 15. März, und am Samstag, 16. März, um 9 Uhr und am Sonntag, 17. März, um 10 Uhr.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar